Politik | Alpitronic

„Wollen Sie uns verarschen?“

Die Entscheidung über die Betriebsansiedlung von Alpitronic soll in Kürze fallen. Die Terlaner Bürgerinitiative findet deutliche Wort für das sich abzeichnende Ergebnis.
Marco Galateo
Foto: Seehauserfoto
  • Die Antwort auf eine Landtagsanfrage des Grünen Landtagsabgeordneten Zeno Oberkofler treibt der Bürgerinitiative für ein nachhaltiges Terlan, die sich gegen die Betriebsansiedlung des Hypercharger-Herstellers Alpitronic im Gewerbegebiet der Gemeinde ausspricht, die Sorgenfalten ins Gesicht. Denn laut Wirtschaftslandesrat Marco Galateo scheint alles darauf hinzudeuten, dass Alpitronic seinen neuen Sitz in den Obst- und Weinwiesen, die in Gewerbegebiet umgewandelt werden sollen, errichten kann. Jedenfalls scheint die Suche nach Alternativ-Standorten ergebnislos verlaufen zu sein und wie es im Antwortschreiben heißt, halte man den Standort nicht nur von der Erreichbarkeit her am geeignetsten, sondern das neue Betriebsgebäude füge sich sogar „optimal“ in die Landschaft ein. Läuft also alles auf eine positive Entscheidung hinaus? Die weiteren Argumente, die von Galateo ins Feld geführt werden, deuten jedenfalls alle darauf hin. So habe die Geschäftsführung von Alpitronic nach Alternativen in Meran,  Leifers, Auer und Neumarkt Ausschau gehalten, diese hätten sich jedoch als nicht geeignet erwiesen, allein schon wegen des Grundbedarfs. Auch der Belegschaft könne man nicht zumuten, längere Anfahrtszeiten in Kauf zu nehmen bzw. könne man es nicht riskieren, deswegen Angestellte zu verlieren. Die Entdscheidung jedenfalls werde in Kürze fallen, so Landesrat Galateo. 

  • Geplanter Alpitronic-Sitz in Terlan: Die Landesregierung ist der Meinung, dass sich das neue Gebäude harmonisch in die Landschaft einfügt. Foto: alpitronic
  • Wird die Gemeinde übergangen?

    Die Bürgerintitiative jedenfalls zeigt sich besorgt und fragt sich, ob Terlan von der Landesregierung übergangen wird und ob sie das „Wunschkonzert des Unternehmers Senoner“ unterstützen will. „Dabei wird das negative Gutachten der Landeskommission für Land und Raum zur Ansiedlung des Industriebetriebes Alpitronic in Terlan missachtet. Auch die eindeutige Abneigung bei einer Abstimmung im Gemeinderat von Terlan scheint wertlos zu sein, sowie die über 1.000 Unterschriften der Petition gegen die Ansiedlung des Betriebes“, schreiben die Unterzeichner in ihrer Stellungnahme, die auch das Argument der Erreichbarkeit nicht gelten lassen. „Will er uns verarschen? Wie kann man ca. 5,5 Hektar Bodenversiegelung gleichsetzen mit der nicht wissenschaftlich belegten Berechnung der Anfahrtskilometer zur Arbeit? Zudem kann man mit Mitarbeiter-Shuttles, die mehrere Unternehmen in Südtirol nutzen, den CO2 Fußabdruck extrem verbessern und die Gesamtkilometerzahl mindern“, wird die Initiative deutlich. 

     

    „Wie kann man ca. 5,5 Hektar Bodenversiegelung gleichsetzen mit der nicht wissenschaftlich belegten Berechnung der Anfahrtskilometer zur Arbeit?“

     

    Das Antwortschreiben von Wirtschaftslandesrat Galateo enthalte mehrere Scheinargumente, welche dazu dienten, sich auf den Standort Terlan zu fokussieren. Der Besitzer der landwirtschaftlichen Fläche, welche umgewidmet werden sollte, Michael Goess Enzenberg werbe einerseits mit biodynamischem Anbau seiner Weinkellerei Manincor, auf der anderen Seite stehe die Versiegelung riesiger Flächen. „Wo bleibt die Authentizität?“, fragt die Initiativgruppe, die sich zwar nicht gegen das Unternehmen Alpitronic stellen will, aber gegen die Ausweitung der Gewerbezone in Terlan zu einer Industriezone – mit allen negativen Folgen für die Gemeinde. „Die Dreistigkeit von Herrn Senoner, auf den Standort Terlan zu beharren, und die scheinbare Unterstützung der Landesregierung entbehren jeglicher objektiver Grundlage. Unsere Landespolitiker haben sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Liebe Landesregierung: Respektieren Sie den klaren Beschluss des Terlaner Gemeinderates und der Terlaner Bevölkerung gegen die Ansiedlung, die negativen Gutachten Raum und Landschaft und handeln Sie glaubwürdig, denn nur das ist nachhaltig“, schreiben Christine Nigg, Alexander Höller, Markus Pichler, Arnaldo Luppi und Stefan Erschbaumer von der Initiativgruppe.