Bauern unter sich
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Am 5. Juni 1904 fanden sich in Sterzing an die 7.000 Bauern ein, um den Tiroler Bauernbund zu gründen, der ihren Stand repräsentieren sollte. Hinter sich wussten die damaligen Gründerväter den Großteil der Bevölkerung, hatten doch rund 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger des damals noch geeinten Tirols einen bäuerlichen Hintergrund. Ein eigenes Komitee, dem der Landtagsabgeordnete Josef von Pretz aus Mittewald, der Sterzinger Bürgermeister Alois Gschwenter und der Gemeindevorsteher Wilhelm Wieser aus Stilfes angehörten, wurde seinerzeit gegründet, um den ersten Bauerntag vorzubereiten (Erker 04/17). Rund 460 Delegierte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und aus den ladinischen Tälern waren erschienen, um der Gründungsfeier, die im Gasthof Rose stattfand, beizuwohnen. Leiter der Tagung war Josef Schraffl aus Sillian in Osttirol. Schraffl, der dem Lager der christlich-sozialen Partei angehörte, wurde zum ersten Obmann des neu gegründeten Tiroler Bauernbundes gewählt, dem sogleich mehr als 1.000 Bauern beitraten. Aus Anlass dieses Großereignisses wurde die Stadt reich geschmückt und beflaggt, um die zahlreichen Ehrengäste willkommen zu heißen.
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Einschnitte und Zäsuren
Der Gegensatz zur heutigen Feier – 120 Jahre später – hätte größer nicht sein können: In kleinem Rahmen, bescheiden und ohne dass die Stadt groß Notiz davon genommen hat, fanden sich im historischen Ratssaal von Sterzing die Vertreter des Südtiroler Bauernbundes und ihre Kollegen nördlich des Brenners zur Geburtstagsfeier ihres Verbandes ein. Sehr viel hat sich während dieser 120 Jahre verändert, wie aus der Rückschau von Daniel Gasser, Obmann des Südtiroler Bauernbundes, und seinem Tiroler Amtskollegen Josef Geisler hervorging. Mit Ende des Ersten Weltkrieges und der Teilung Tirols folgte ein tiefer Einschnitt, der auch für den Bauernbund nicht ohne Folgen blieb. In Südtirol wurde als Nachfolgeorganisation der „Südtiroler Landwirteverband“ gegründet, der wenige Jahre später aber bereits wieder aufgelöst und durch die „Unione agricoltori“ ersetzt wurde. Mit der Abschaffung des Tiroler Höferechtes im Jahr 1929 begann eine der schwierigsten Perioden in der Geschichte des Tiroler Bauernstandes. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der „Provinzialverband der Landwirte der Provinz Bozen“ gegründet und wenig später in „Südtiroler Bauernbund“ umbenannt.
Wie sich die Landwirtschaft und damit auch die Aufgaben für den Bauernbund in nur einer Generation verändert haben, berichtete der langjährige Pusterer Bauernbund-Obmann-Stellvertreter Viktor Peintner, der dafür bekannt ist, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Beinahe wehmütig dachte er an die gute alte Zeit von Landeshauptmann Luis Durnwalder zurück, wo Politik und Bauernbund noch an einem Strang gezogen haben. Nicht ohne einen Seitenhieb auf den ehemaligen Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler streute er Blumen für dessen Nachfolger Luis Walcher. Im Gegensatz zu Schuler schäme sich Walcher nicht dafür, Mitglied beim Bauernbund zu sein. Walcher seinerseits ließ sich nicht lange bitten und betonte, dass er auf eine gute Zusammenarbeit mit den Verbandskollegen südlich wie auch nördlich des Brenners hoffe. Am Ende wurde es dann beinahe philosophisch, als Walcher erklärte: „Man bekommt den Hof, man bewirtschaftet den Hof, man gibt ihn weiter. Auch in der Politik sollte es so sein: Man kommt hinein, man arbeitet nach bestem Wissen und Gewissen und dann gibt man das Amt weiter.“
Ist das Resümee wirklich so…
Ist das Resümee wirklich so bescheiden ausgefallen? Weder Rückblick noch Status Quo und kein Blick in die Zukunft?
Der Tiroler Bauernbund hatte…
Der Tiroler Bauernbund hatte über Jahre einen Südtiroler in den Reihen. Auch wenn Er später Landeshauptmann von (Nord)Tirol wurde hat Er sowohl die Südtiroler als auch die Nordtiroler Bauernschaft nie hintangestellt. Ich schreibe von Eduard Wallnöfer. Der Vinschger vom Schludernser Sonnenberg.