Politik | Bozen

„Pecunia non olet“

Rudi Benedikter ist empört über die öffentliche Toilettensituation in Bozen. Bei einem Haushaltsüberschuss von 50 Millionen Euro dürfe das Thema kein Problem sein.
Rudi Benedikter
Foto: Rudi Benedikter
  • Der Grüne Bozner Gemeinderat Rudi Benedikter hält Bozens „Toilettenproblem“ für unwürdig für eine zivilisierte mitteleuropäische Stadt mit 100.000 Einwohnern: „Das System Bar und bezahlter Klobesuch ist vollkommen unzureichend und unzumutbar für uns wie für die Touristenmassen. Zugleich beschämend im Vergleich zu den perfekten öffentlichen Klos in Brixen oder Bruneck“, wetterte der Rechtsanwalt bei einer Rede im Bozner Gemeinderat.

  • Öffentliche Klos auf den Talferwiesen

    Zwischen 2001 und 2006 gab es insgesamt neun öffentliche Toilettenhäuschen in Bozen, die von der SEAB im Auftrag der Gemeinde betrieben wurden. Eines davon stand auch auf den Talferwiesen. 2007 wurden jedoch allesamt geschlossen und abgebaut. Die 200.000 Euro an Instandhaltungskosten wollte die Gemeinde damals nicht aufbringen. Seitdem sorgt das Thema der öffentlichen Klos dauerhaft für Diskussionsstoff. Rudi Benedikter stinkt die Sache schon seit Jahren, bereits 2016 wies er darauf hin, dass das Talferufer immer mehr zur „Latrine“ für menschliche Bedürfnisse werde. „Das Talferufer ist verschissen“, ließ er damals verlauten. Bis heute hat sich nichts getan, sodass auch andere Südtiroler Persönlichkeiten sich für „Öffi-Klos“ einsetzen. Der Ex-Parlamentarier Florian Kronbichler droht sogar damit, eine eigene Partei für das Anliegen zu gründen: „Klo – Cesso“.

  • Klos an den Talferwiesen: Seit 17 Jahren geschlossen. Foto: Privat
  • 50 Millionen Euro

    Natürlich müssten – kurzfristig - alle öffentlichen Lokale in Talferwiesen-Nähe mit modernen, öffentlichen Toiletten ausgerüstet werden, auch gegen Bezahlung. Langfristig brauche Bozen aber ein durchdachtes Konzept von öffentlichen Toiletten in allen Stadtvierteln und die entsprechende großzügige Finanzierung: „Bei einem disponiblen Haushaltsüberschuss von circa 50 Millionen Euro, der erst am 23. Juli 2024 im Rahmen des Nachtragshaushaltes bestätigt wurde, muss dies möglich sein.“ Daher fordert Benedikter, dass Stadtrat und Ämter einen Gesamtplan für die flächendeckende Errichtung moderner öffentlicher Toiletten ausarbeiten und die entsprechende Finanzierung bereits in den Haushalt 2025 und in den nächsten Dreijahreshaushalt einbauen. „In diesem anderen Sinne gilt: Pecunia non olet. Investitionen in die öffentliche Hygiene stinken sicher nicht“, so der Grüne.

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Klemens Riegler Mo., 05.08.2024 - 14:18

Man darf hier ruhig hinzufügen, dass die damaligen "Öffentlichen, supermodernen, hypertechnischen und innovativen Cessi" auf der Talfermauer (Foto) auch vorher nie gescheit funktioniert haben.
Und wenn ich mich richtig erinnere, waren die schon lange vor 2007 nicht mehr in Betrieb.

Ich denke, es wäre sogar gescheiter einigen Betrieben Jahresbeiträge zu geben, wenn ihre Toiletten als "Öffentlich" deklariert werden dürften. Kostet garantiert auf die Dauer wesentlich weniger!
Die Gemeinde scheint ja tatsächlich nicht imstande zu sein solche Infrastrukturen längerfristig zu führen oder aufrecht zu erhalten.

Mo., 05.08.2024 - 14:18 Permalink
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Salto User
nobody Mo., 05.08.2024 - 20:38

Nirgendwo passt das Sprichwort besser als bei den öffentlichen Latrinen. Vielleicht sollte Bozen auch einen Obolus einziehen wie im alten Rom.

Mo., 05.08.2024 - 20:38 Permalink