Gesellschaft | Tierwohl

Eine tierische Odyssee

Mit einer Unterschriftenaktion will das Naturnser Tierheim ein letztes Mal versuchen, die lokale Politik zum Handeln zu bewegen. Südtirols Westen brauche unbedingt ein Tierheim, das Landestierheim in der Sill in Bozen platze nämlich aus allen Nähten.
Tierheim
Foto: Freepik
  • Sie haben bewegte Zeiten hinter sich. Doch nun haben die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins EO Tierheim Naturns genug. Zu lange waren sie in ihrem Übergangstandort im Ultental untergebracht. Ein Tapetenwechsel muss her. „Wir haben sehr viel Zeit, Geld und Energie in das Tierheim investiert, weil wir überzeugt sind, dass es wichtig und notwendig ist“, betont Vereinspräsidentin Silvia Piaia. „Bereits im vergangenen Jahr haben wir davor gewarnt, dass es so nicht weitergehen kann.“ Man sei an seine Grenzen gestoßen. Die Akkus der freiwilligen Arbeiter seien leer und es fehle jegliche Perspektive. „Wie die alte liefert auch die neue Landesregierung bisher nur warme Worte, aber keine Taten“, tadelt Piaia. Deshalb startet der Verein nochmal eine letzte Anstrengung, eine Petition, um die Südtiroler Politik dazu zu bewegen, den Forderungen nach einem angemessenen Standort endlich nachzukommen und die Voraussetzungen für ein Tierheim in Südtirols Westen zu schaffen.

  • Standort Ulten: Was eigentlich als Übergang gedacht war, ist seit 4 Jahren die Heimat vieler Tiere. Foto: EO Tierheim Naturns
  • Die Geschichte

    Im Jahr 2007 wurde das Naturnser Haus, in dem das erste Tierheim Südtirols seit Jahrzehnten untergebracht war, zur Versteigerung ausgeschrieben und von der damaligen Vizepräsidentin des Vereins privat ersteigert. Der Verein sollte ihr in Form eines hohen Mietzinses die Ersteigerungs- und Darlehensspesen binnen kürzester Zeit zurückzahlen, woraufhin sie die Immobilie nach Abzahlung dieser Spesen an den Verein überschreiben hätte sollen. Da diese Vereinbarung jedoch nie schriftlich festgehalten wurde, blieb die Immobilie weiterhin im Privatbesitz der ehemaligen Vizepräsidentin, während der Mietzins jährlich anstieg.
    Mit Neuwahl des Vorstandes und dem damit verbundenen Führungswechsel im Jahr 2017 wurde die Forderung nach mehr Transparenz in der Vereinsführung laut. Dadurch kam es im Januar 2018 zu einem Zerwürfnis zwischen der Vizepräsidentin (und Immobilienbesitzerin) und dem neuen Vorstand des Vereins, woraufhin die Immobilienbesitzerin den Mietvertrag mit Ablaufdatum Juni 2020 kündigte. Für den Verein folgten zwei intensive Jahre der Suche nach einer neuen Bleibe, die ihn schlussendlich in das eher abgelegene Ultental führte.

     

    „Wir erhoffen uns, dass man sich jetzt endlich an einen Tisch setzt und über mögliche Grundstücke berät.“


    Der Standort war aufgrund diverser Problematiken wie Größe, ungünstige Lage und zu hohe Kosten von Anfang an nur als provisorische Übergangslösung gedacht. Also ging die Suche nach einem angemessenen Standort weiter. Trotz aller Versprechen der zuständigen Landesräte scheiterten alle Optionen auf eine dauerhafte Bleibe, oft am Widerstand in den Gemeindestuben. Zuletzt wurde in Meran ein Beschlussantrag der Grünen abgelehnt, der vorsah, das Tierheim im ehemaligen Schießstand in der Naif anzusiedeln. Der Verein zieht nun einen Schlussstrich, kündigt nach vier Jahren den Standort in Ulten und fordert von der Politik, ihre Versprechen zu halten und ein Gelände für ein Tierheim in Südtirols Westen zu finden. Ansonsten wird es mit Ende März 2025 kein Tierheim mehr geben. „Und das schadet allen“, warnt Piaia.

  • Silvia Piaia: „Wir haben sehr viel Zeit, Geld und Energie in das Tierheim investiert.“ Foto: Tierheim Naturns
  • Hilfe naht?

    „Es ist wichtig, mögliche Standorte für das Tierheim neutral und völlig frei von politischen Einflüssen zu prüfen. Die Entscheidung liegt folgend beim Land“, erklärt Reinhard Bauer. Wie der Bezirksreferent des Burggrafenamtes SALTO gegenüber erklärt, habe die Bezirksgemeinschaft in den vergangenen Wochen und Monaten an der Standortfrage zum Tierheim im Westen des Landes gearbeitet. Es seien viele Gespräche geführt worden und auch im Bezirksrat, im Ausschuss wie auch beim Bürgermeistertreffen sei dieses Thema behandelt worden. „Die Bezirksgemeinschaft hat in diesem Bereich keine inhaltliche Zuständigkeit und kann die Entwicklung nur von außen unterstützen. Sie übernimmt delegierte Dienste entweder vom Land oder von den Gemeinden“, schildert Bauer das Problem. Die Thematik rund um das Tierheim sei bis vor Kurzem nicht Teil davon gewesen und sei von ihm selbst aufs Tapet gebracht worden, als die mögliche Schließung erheblichen politischen Staub aufgewirbelt hat. 
    Landesrat Luis Walcher, der für diesen Bereich zuständig ist, hat erst vor wenigen Tagen die Bezirksgemeinschaft mit der Standortsuche und der Einrichtung einer Kommission, welche die möglichen Objekte technisch bewerten soll, beauftragt. Dabei sind Kriterien wie die Bedürfnisse der Tiere, die Ansprüche der Betreiber des Tierheims, aber auch das Umfeld und die Nachbarschaft von Bedeutung. Infrage kommen dafür sowohl Areale, die sich im öffentlichen als auch im privaten Eigentum befinden. „Wir erhoffen uns, dass man sich jetzt endlich an einen Tisch setzt und über mögliche Grundstücke berät“, kommentiert Vereinspräsidentin Piaia. Es brauche eine Liste, auf der die infrage kommenden Orte aufgelistet werden, um dann den bestmöglichen neuen Standort zu finden.

  • Unterstützung erhält der Verein aus Naturns vom Tierschutzverein Vinschgau. Die Vorsitzende Anita Pichler hält fest, wie wichtig ein Tierheim für das Burggrafenamt und den Vinschgau ist. Die Mitglieder des Vinschger Vereins, die eigentlich den tierärztlichen Dienst unterstützen, sehen sich mittlerweile mit extremen Situationen konfrontiert. „Die Vereinsmitglieder halten oftmals Katzen in ihrem Heizraum oder in der Garage“, schildert Sabrina Fabi, die Vize-Vorsitzende. „Wir sind am Limit. Sowohl kapazitätstechnisch als auch emotional“, fügt Pichler hinzu. Deshalb brauche es eine Struktur, die die Arbeit des Vereins erleichtert und sie ihm abnimmt.

  • Wo unterschreiben?

    Hier, kann die Unterschriftensammlung online angesehen und unterschrieben werden. Außerdem findet man den Verein voraussichtlich an folgenden Tagen und Orten vor:

    Samstag, 28.09.2024 - Meran
    Samstag, 05.10.2024 – Dorf Tirol
    Samstag, 12.10.2024 – Algund
    Samstag, 19.10.2024 – Bozen
    Dienstag, 22.10.2024 – Lana
    Samstag, 26.10.2024 – Bozen
    Samstag, 09.11.2024 – Naturns
    Samstag, 16.11.2024 – Schenna

    Meraner Bürgerinnen und Bürger können die Tiere des Vereins zusätzlich mit einer Unterschrift unterstützen. In dieser Petition wird die Meraner Regierung aufgefordert, konkrete Taten umzusetzen.

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Franz Pattis Mo., 30.09.2024 - 12:25

Die Politik soll sich schämen in dieser Angelegenheit bisher keine Lösung gefunden zu haben!
Da sieht man wieder mal wie wichtig Tierschutz in Südtirol eigentlich ist…
Sonst hat man Millionen von Euros für oft unnütze und total landschaftszerstörende Projekte parat!!!

Mo., 30.09.2024 - 12:25 Permalink