Gesellschaft | Landesverwaltung

Pudelwohler Zerzer

Generaldirektor Alexander Steiner lässt Florian Zerzer eine Willkommensbotschaft an die Landesbediensteten samt Pin-up-Foto verschicken. Nicht alle Angestellten goutieren diese persönliche Werbebotschaft. Der Versuch einer Weißwaschung von ganz oben.
Zerzer
Foto: Landesverwaltung
  • Man kann das Timing als ungeschickt bezeichnen. Oder es zynisch nennen. 
    Am Nachmittag des 3. Oktober 2024 finden am Landesgericht gleich zwei Verhandlungen statt, in denen es um die Einleitung eines Strafverfahrens gegen Florian Zerzer geht. Ausgerechnet an diesem Tag erhalten Hunderte von Landesbeamten und -beamtinnen eine interne Mitteilung.
    Die Rundmail stammt von einem namentlichen genannten Mitarbeiter aus dem „STAFF des Generaldirektors“ (so die Bezeichnung im offiziellen Mitarbeiterverzeichnis des Landes) und hat den Titel „Florian Zerzer leitet nun den komplexen Sonderauftrag ‚Digitalisierung in den Bereich Personal und Arbeit‘“.
    Die Nachricht selbst ist dann ein kurzes persönliches Statement des ehemaligen Generaldirektors des Südtiroler Sanitätsbetriebes:

    „Nach fünf Jahren Absenz bin ich wieder zurück im Landesdienst. Ich habe von 1996 bis 2018 verschiedene Führungsaufträge in Strukturen der Landesverwaltung gehabt und habe nun einen spannenden ‚komplexen Sonderauftrag‘ bekommen, der vielfältig, herausfordernd und innovativ ist. Ich möchte mich bei allen Führungskräften und Mitarbeitern der Abteilung Personal für die angenehme Aufnahme in ihrem Haus bedanken und darf sagen, dass ich mich hier ‚pudelwohl‘ fühle. Es gibt viel zu tun, also packen wir’s an!“

    Der persönlichen Antrittsrede ist zudem eine Foto beigefügt (siehe oben), das Florian Zerzer an seinem neuen Arbeitsplatz zeigt.

  • Personalabteilung des Landes: „Es gibt viel zu tun, also packen wir’s an!“ Foto: Manuela Tessaro
  • Nicht alle Empfänger haben diese Botschaft goutiert. „Diese Mitteilung hat uns vom Stuhl gehauen“, sagen gleiche mehrere Landesbedienstete zu SALTO. 

     

    „Ich darf sagen, dass ich mich hier ‚pudelwohl‘ fühle.“
    Florian Zerzer

     

    Denn ist es nicht üblich, dass die Generaldirektion beim Dienstantritt persönliche Mitteilungen verschickt, sogar mit einer Art Pin up-Foto. 
    Hier scheint Generaldirektor Alexander Steiner dem durch den Maskenskandal in arge Schwierigkeiten geratenen Zerzer eine besondere Vorzugsbehandlung zukommen zu lassen. Für viele ist es deshalb der Versuch einer Weißwaschung, der von ganz oben kommt.
    Der Begriff "Demut" ist im Wörterbuch mancher Führungskräfte anscheinend nicht vorhanden.