Umwelt | BBT

Neue BBT-Studie der Eurac fordert die Politik

Nur wenn die Politik den Transport über den Brenner massiv von der Straße auf die Schiene befördert, gibt es eine positive Co2-Bilanz des Brennerbasistunnels.

Die Studie wurde von den Eurac-Wissenschaftlern der Abteilung Regionalentwicklung und Standortmanagement erarbeitet und im Oktober 2014 fertiggstellt; heute, am 5. Dezember wurde sie präsentiert. Die Aussage ist klar: "Nur wenn der Transport über den Brenner massiv von der Straße auf die Schiene verlagert und dies auch seitens der Politik vorangetrieben wird, wird der Brennerbasistunnel eine positive CO2-Bilanz vorweisen können," so die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Federica Maino.

In der Studie berechneten die EURAC-Wissenschaftler den CO2-Ausstoß des Brennerbasistunnels: sowohl die baubedingten Emissionen als auch die Emissionen, die bei der Inbetriebnahme des Tunnels zu erwarten sind. Dabei verglichen sie ein Szenario ohne Tunnel mit einem Zukunftsszenario, das die gesamte Umsetzung des BBT berücksichtigt. Die Schlussfolgerung: Die CO2-Bilanz kann positiv sein, sprich, der Bau des BBT kann eine CO2-Reduktion im Vergleich zum Istzustand bringen - allerdings nur, wenn rahmenpolitische Maßnahmen seitens der Politik gesetzt werden, um den Verkehr auf die Schiene zu verlagern, so die Wissenschaftler. Wenn jedoch der Güterverkehr über den Brenner weiterhin vor allem per LKW abgewickelt werde, sei eine negative CO2-Bilanz unabwendbar.

Wir haben die Emissionen aus der Bauphase miteinberechnet

„Erhebungen des CO2-Ausstoßes berechnen normalerweise die Emissionen großer Infrastrukturen in ihrer Betriebsphase. Wir hingegen haben auch die Emissionen aus der Bauphase miteinberechnet, um die Auswirkungen des Tunnels auf die Umwelt so umfassend wie möglich zu ermitteln. In dieser Hinsicht hat unsere Studie Pioniercharakter“, erklärt Wissenschaftlerin Maino. Mitautor und Forscherkollege Federico Cavallaro unterstreicht: „Die Methode, die wir zur Berechnung der CO2-Emissionen entwickelt haben, kann auch bei anderen großen Infrastrukturen angewendet werden. Sie sollte am besten vor der Planungsphase eingesetzt werden, nämlich bei der Entscheidung, ob ein Großprojekt verwirklicht werden soll oder nicht.“

Die Studie unterstreicht die Ergebnissse der bisherigen Untersuchungen, wie etwa die Gesundheitsstudie von Hanspeter Lercher oder eine ältere der Eurac aus dem Jahr 2010. Immer geht es um die gesundheitlichen Belastungen für jene, die entlang der Brennerstrecke leben und immer war man zu einem negativen Urteil bezüglich der CO2-Emissionen gekommen, sollte nur das Tunnelprojekt alleine verwirklicht werden. Nachtfahrverbot, Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene durch politischen Druck, Mauterhöhungen, das könnten Maßnahmen sein, um die Sinnhaftigkeit des Tunnels zu unterstützen.

Allein die Zementproduktion der BBT-Arbeiten machen einen Anteil von 68 Prozent der Gesamtemissionen aus

Die neue Eurac-Studie untersucht im einzelnen die verschiedenen Bauphasen des BBT, die Grabungsarbeiten, den Transport des Baumaterials oder den Betrieb der Baustellen. Dabei sticht die Zementproduktion mit einem Anteil von 68 Prozent an den Gesamtemissionen als größter umweltbelastender Faktor heraus. „Die Studie, die die Eurac in unserem Auftrag durchgeführt hat, zeigt uns sehr deutlich, in welchen Bereichen wir den CO2-Ausstoß reduzieren müssen. So haben wir jetzt bis zu 25 Prozent des Zements durch Staubpartikel aus der Kohleverbrennung - wie etwa Flugasche oder Hüttensand - ersetzt, also durch CO2-neutrale Abfallprodukte“, erläutert Anton Rieder, Bauingenieur und Forschungskoordinator beim BBT. „Zudem haben wir die Nothaltestellen bautechnisch vereinfacht, die Dichte der Tunnelschale in Abschnitten mit günstigen geologischen Verhältnissen verringert und den Zugangstunnel Wolf Nord gestrichen." So reduziere man 30 Prozent der Zementmenge.

Der Ball gehe nun jedoch an die Politik. Denn laut den Experten ist es dringend notwendig, die Attraktivität des Straßenverkehrs zu verringern - zum Beispiel durch niedrigere Geschwindigkeitslimits, verstärkte Sicherheitskontrollen, höhere Mautgebühren - und gleichzeitig den Schienenverkehr zu stärken, etwa durch günstigere Tarife, bessere Verbindungen und intermodale Terminals. 

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Christian Mair Fr., 05.12.2014 - 12:31

wietere Vorschläge für den Verkehr an der Brennerachse:
- selektve Geschwindigkeitsbegrenzung für den Schwerverkehr
- Fortführen der rollenden Landstrasse RoLa Kufstein- Borghetto (Verona)
- Telepass an der Europabrücke
- Abrechnung über Videomautsystem im italienischen/bzw. Euregioraum
- eticket für Bahn im Euregioraum (www.kolibricard.de)
- Förderung urbaner Verkehr www.mitfahrgelegenheit.at
- Förderung Paketdienst www.checkrobin.com

Fr., 05.12.2014 - 12:31 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Fr., 05.12.2014 - 12:37

Reduziert sich dann die ganze Geschichte auf den Co2 Ausstoß? "Da ein bisschen weniger Zement", "dort ein Schacht weniger" und alles ist gut?
Wie sieht es mit den Einfluss des Tunnels auf den Grundwasserpegel aus? Was passiert mit den (zum Teil giftigen wenn ich mich nicht falsch erinnere) Aushub Material?
Und überhaupt bei stagnierenden Warenaustausch wieso nicht jetzt schon den Verkehr auf die Schiene zwingen?

Fr., 05.12.2014 - 12:37 Permalink