Gesellschaft | Verkehr

"Der Speed Check ist genial"

Ein Erfolg auf ganzer Länge: Unter diesem Motto stand am Montag die erste Bilanz zu den neuen orangen Geschwindigkeitskontrollen in Bozen.

„Der Speed Check ist genial, fördert die Gesundheit der BürgerInnen und jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt wissentlich“: So brachte Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli am heutigen Montag die erste Bilanz des Bozner Speed-Check-Experiments auf den Punkt.  Seit 18. Dezember sind die umstrittenen orangen Geschwindigkeitskontrollen in der Landeshauptstadt an acht Standpunkten aktiv – gemäß ihrem Charakter keineswegs durchgehend, sondern nur stundenweise und an einzelnen Tagen. Das Ergebnis des erst einmal auf drei Monate ausgelegten Experiments brachte am Montag nicht nur die verantwortliche Stadträtin Judith Kofler-Peintner und den Bürgermeister zum Strahlen. „Die Geräte haben sich als außergewöhnlich wirkungsvoll erwiesen“, erläuterte auch der Kommandant der Stadtpolizei Sergio Ronchetti anhand konkreter Beispiele. Hielten sich beispielsweise noch im vergangenen Dezember auf der Eisackuferstraße 90 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitslimits, waren es in der Woche nach Installation des dortigen Speed Checks nur mehr vier Prozent.

Extreme Veränderungen des Verkehrsverhaltens, die auch an anderen Standorten der neuen Geschwindigkeitskontrollen verzeichnet wurden. In der Italienallee hielten sich bei einer Kontrolle im September gerade einmal 24 Prozent der Fahrzeuge an die Geschwindigkeitsbeschränkung von 40 km/h. Im Dezember waren es 86 Prozent. In der Drususstraße stieg der entsprechende Anteil von 31 auf 95 Prozent. Insgesamt wurden laut Ronchetti 18 Kontrollen durchgeführt und insgesamt 29 Übertretungen festgestellt.

Abkassieren? "Hätten 10 Millionen Euro auf einen Schlag machen können". 

Ein Anlass für Bürgermeister Luigi Spagnolli einem der wichtigsten Argumente der Speed-Check-Gegner zu widersprechen. „Wenn wir mit diesen Geräten wirklich nur abkassieren wollten, hätte es gereicht, im September statt Messungen Kontrollen durchzuführen“, erklärte Spagnolli. Denn allein auf der Eisackuferstraße hätte die Gemeinde bei der 90-prozentigen Übertretung aller Verkehrsteilnehmer auf einen Schlag 10 Millionen Euro kassieren können, hat sich der Bürgermeister ausrechnen lassen. „Tatsächlich kassieren wir im gesamten Jahr nicht einmal ein Drittel dieser Summe“, sagte Spagnolli.

Eine Zahl, die angesichts des psychologischen Effekts der Geräte, wohl noch weiter schrumpfen wird. Im Gegenzug würde man damit nicht nur die  Verkehrssicherheit wesentlich erhöhen, sondern auch die Lärm- und Luftbelastung reduzieren, unterstrich der Bürgermeister. Und das zu Kosten, die absolut vernachlässigbar seien, wie Kommandant Ronchetti den Speed-Check-Gegnern widersprach. Denn in der aktuellen Probephase würden die geliehenen Gerät überhaupt nichts kosten. Sofern im Anschluss über eine Ausschreibung Geräte angekauft werden, müsse mit einem Preis von rund 1000 Euro pro Gerät und gesamten Anschaffungskosten von maximal 10.000 Euro gerechnet werden, erklärte Ronchetti. „Kosten, die jedoch bereits durch die Vermeidung eines  einzigen Unfalls mit zwei Leichtverletzten kompensiert werden können, der die Allgemeinheit genauso viel kostet“, erklärte der Kommandant der Stadtpolizei.

Tempo 50? Erst nach den Gemeinderatswahlen

Weiterhin eine Option bleibt laut den Vertretern der Stadtregierung eine teilweise Anhebung der Geschwindigkeitslimits von 40 auf 50 Kilometer. Gerade vor dem Hintergrund der Erfolge, die nun mit den Speed Checks erzielt werden, könnte der Kompromiss, auf den sich der Bozner Gemeinderat in der Vergangenheit geeinigt hat, für einzelne Straßen noch einmal diskutiert werden, räumte Bürgermeister Spagnolli ein. „Sicher ist jedoch, dass dies nicht mehr vor den Gemeinderatswahlen im Mai geschehen wird.“

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Martina Zimbalo Mo., 12.01.2015 - 14:00

Und Spagnolli glaubt echt, dass wir Bozner alles Deppen sind und alles fressen was uns da vorgekaukelt wird! Er verkauft uns für brave (dumme) Schafe!
Bei den nächsten Wahlen werde ich mich erinnern und ganz sicher nicht Spagnolli wählen. Hoffe andere Bozner leiden auch nicht unter Vergesslichkeit!
Melchen will man uns, so läuft der Hase! Momentan ist die Rechnung aber nicht aufgegangen! Fahren wir doch alle 30km/h und die Stadt stockt beim nächsten Regentag bis zum geht nicht mehr!

Mo., 12.01.2015 - 14:00 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Mo., 12.01.2015 - 14:42

Herr Bürgermeister, was verstehen Sie bitte genau unter "Hielten sich beispielsweise noch im vergangenen Dezember auf der Eisackuferstraße 90 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitslimits"?? Scheine ich mit 53 km/h auch in dieser Statistik auf, oder wie wird das berechnet? Zu welcher Uhr- oderr Unzeit wird denn da kontrolliert? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass zwischen 16 und 18.30 Uhr irgendjemand auf dieser Strasse zu schnell fahren kann.
Und noch schnell eine Frage an den Herrn Stadtkommandanten:
Was machen ihre ganzen Jungs und Mädels jetzt bloss, wenn alle brav 30-40-50 fahren und keine Unfälle mehr passieren? Da könnte man doch glatt über einen Stellnabbau nachdenken, oder?

Mo., 12.01.2015 - 14:42 Permalink
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Christoph Moar Mo., 12.01.2015 - 16:40

Antwort auf von Manfred Gasser

"Aas verstehen Sie bitte genau unter "Hielten sich beispielsweise noch im vergangenen Dezember auf der Eisackuferstraße 90 Prozent der Verkehrsteilnehmer nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitslimits"?".

Ich denke das ist eigentlich recht einfach. Wie werden Geschwindigkeitsstatistiken gemacht? Man stellt ein Meßgerät hin, zählt die Autos in einer bestimmten Zeitperiode und wieviele davon (abzüglich Toleranzschwellen der Meßgeräte) über der vorgegebenen Geschwindigkeit fahren. Stichproben, eben. Diese macht man an vergleichbaren Tagen, Uhrzeiten und zieht daraus seine statistischen Schlüsse.

Bei Kontrollen im Dezember hielten sich 90% der Verkehrsteilnehmer an der Eisackuferstraße nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nach Installation der Speedbox halten sich 4% nicht an die Begrenzung. Ziemlich einfache Statistik. Ich fahr da übrigens jeden Tag und kann das empirisch ziemlich bestätigen.

"Scheine ich mit 53 km/h auch in dieser Statistik auf, oder wie wird das berechnet?"

Die Ahndungen für Geschwindigkeitsübertretungen sind rechtlich detailliert vorgegeben. Meines Wissens findet bei Geschwindigkeiten bis zu 60 kmh keine Ahndung statt, wenn die gemessene Geschwindigkeit innerhalb einer 5% Toleranz liegt. Für die berechnung der Strafe (falls eine Strafe) wird auf der gemessenen Geschwindigkeit immer die Toleranzschwelle, mindestens aber 5 kmh, abgezogen.

Damit gilt: nein, mit 53kmh fällst du nicht in diese Statistik auf, weil du laut Straßenverkehrsordnung nicht zu schnell unterwegs bist. (53kmh -5% = 50kmh = korrekte Geschwindigkeit).

Was machen die Jungs und Mädels denn nun?
Ui, ja, sie können glatt sinnvolleres machen als sich um die Aufnahme von Personen- oder Sachschäden durch überhöhte Geschwindigkeit kümmern. Zum Beispiel Touristen freundlich den Weg zeigen, durch Präsenz für mehr gefühlte Sicherheit im urbanen Raum sorgen, sich mit Einsatz und Eland um Verkehrserziehung- und Sicherheitskurse für Kinder der Schulen bemühen, den BürgerInnen bei allfälligen Anzeigen zur Hand stehen, den Gemeindeämtern bei Bausündenermittlung helfen, der Provinz bei der Feststellung der Ansässigkeit im Sinne des Wohnsitzes dienen. Mir geht die Fantasie nicht so schnell aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch Herrn Ronchetti die eine oder andere Tätigkeit für seine Jungs und Mädels einfallen dürfte, oder?

:)

Mo., 12.01.2015 - 16:40 Permalink