Gefahren im Internet
Digital natives wird sie oft genannt, jene Generation, die mit dem Internet groß wird und für die das world wide web kein Luxus sondern Selbstverständlichkeit, kein Fremdwort sondern effektives Werkzeug darstellt. Gleichzeitig ist sie aber auch von negativen Phänomenen betroffen, mit denen ältere Generationen nie in diesem Ausmaß konfrontiert waren. Die Rede ist von Betrug, Cybermobbing, Sexting, Pornographie.
Anlässlich des Safer Internet Days stellte Raiffeisen OnLine (ROL) kürzlich eine Studie vor, welche klar aufzeigt, wie stark sich die Nutzung des Internets in der Altersgruppe zwischen 9 und 11 Jahren in den vergangenen Jahren geändert hat - nämlich drastisch. Die Nutzung hat sich von Stand-Computern auf mobile Geräte verschoben, vom gemeinsamen Wohnzimmer ins eigene Schlafzimmer.
Nachholbedarf besteht, meint auch Alexander Wallnöfer, Vizedirektor der Raiffeisen OnLine (ROL): „Einerseits gibt es Nachholbedarf bei Kindern und Jugendlichen, die lernen müssen, die Gefahren des Internets einzuschätzen. Auf der anderen Seite muss diese Kompetenz von Eltern und Lehrern vermittelt werden.“ Im Moment, so Wallnöfer, sei es vor allem so, dass betroffene Kinder oder Jugendliche bei ihren Eltern oder Lehrern Hilfestellung suchen. Diese auch gewährleisten zu können, müsse Ziel aller Beteiligten sein.
„Verbote sind immer ein zweischneidiges Schwert. Es ist wie beim Fortgehen am Abend: Wie lang bleibst du fort? Mit wem gehst du fort? Bist du dir dessen bewusst, wie gefährlich es ist, zu Fremden ins Auto zu steigen?“
Gerade im digitalen Gefahrenbereich setzt Wallnöfer auf konsequente Kommunikation zwischen Erwachsenen und Kindern und Jugendlichen: Verbote seien demnach nur in Verbindung mit Regeln und Aufklärung sinnvoll. „Verbote sind immer ein zweischneidiges Schwert. Es ist wie beim Fortgehen am Abend: Wie lang bleibst du fort? Mit wem gehst du fort? Bist du dir dessen bewusst, wie gefährlich es ist, zu Fremden ins Auto zu steigen?“, unterstreicht er.
Dabei bestehe im Fall des Internets ein Kontrollproblem: Früher wäre der gemeinsame Computer im Wohnzimmer gestanden, nun haben Kinder schon häufig ihr eigenes mobiles Gerät, mit dem sie sich in ihr Zimmer zurückziehen. Kinderschutzsoftware könne hier zwar einige Probleme lösen, Wallnöfer bemängelt dabei aber das mangelnde Interesse von Elternseite: „Wir bieten häufig Info-Veranstaltungen zum Thema an, da kommen nie sonderlich viele - obwohl die Wissensaneignung besonders wichtig ist!“
Empfehlenswert sei auch, dass Eltern und Kinder wöchentlich etwa eine halbe Stunde gemeinsam im Internet surfen: „So kann eine nachhaltige Vertrauensbasis entstehen, und Eltern lernen, wie ihre Kinder mit dem Internet umgehen.“
Die Rolle der Schule
Punktuell gibt es bereits Info-Veranstaltungen an Schulen, doch müssten digitale Themen verstärkt in den Lehrplan aufgenommen werden, fordert Wallnöfer. „Es geht hier einerseits um Medienkompetenz - was ist im Internet überhaupt glaubwürdig und wie unterscheide ich das? - auf der anderen Seite geht es auch um eine technische Kompetenz.“ Der Vizedirektor der ROL geht sogar soweit, zu fordern, Grundschüler sollten auch programmieren lernen. „Man muss kein Prophet sein, um zum Schluss zu kommen, dass die zukünftigen Arbeitsplätze noch stärker am digitalen Netz hängen werden“, meint er.
„Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind Opfer oder auch Täter ist, muss das schulische Umfeld involviert werden: Lehrer und Schulpsychologen etwa. Sehr oft ist - etwa im Bereich von Mobbing - Kindern und Jugendlichen gar nicht bewusst, welche Schäden sie damit anrichten“
Eine weitere Dimension der Gefahren ist die Nähe zwischen Opfern und Tätern: Prävention brauche es immer auf zwei Seiten, so Wallnöfer. „Sensibilisierung muss von vornherein passieren - im Lehrplan integriert, konkrete Einzelfälle müssen auf der anderen Seite ernst genommen werden und Anlass geben, die Problematik anzusprechen.“ Wenn ein konkreter Fall vorliegt, versuche die Postpolizei zumeist in erster Linie das Opfer zu schützen, auf der anderen Seite aber eben auch auf Täterseite zu sensibilisieren. „Wenn Eltern den Verdacht haben, dass ihr Kind Opfer oder auch Täter ist, muss das schulische Umfeld involviert werden: Lehrer und Schulpsychologen etwa. Sehr oft ist - etwa im Bereich von Mobbing - Kindern und Jugendlichen gar nicht bewusst, welche Schäden sie damit anrichten“, gibt Wallnöfer zu bedenken. Hier seien auch 9- bis 11-Jährige oft nicht nur Opfer sondern auch Täter.
>Kinderschutzsoftware könne
>Kinderschutzsoftware könne hier zwar einige Probleme lösen, Wallnöfer bemängelt dabei aber das mangelnde Interesse von Elternseite: „Wir bieten häufig Info-Veranstaltungen zum Thema an, da kommen nie sonderlich viele - obwohl die Wissensaneignung besonders wichtig ist!<
Darin liegt der große Knackpunkt. Eltern die ohne Internet (und natürlich und vor allem auch Smartphones) aufgewachsen sind und mit diesen Medien nur Rande zu tun haben und vieleicht auch eine grunsätzlich ablehnende Haltung dazu haben interessieren sich nicht hier Kompetenzen aufzubauen, auch wenn irgendwann ihre Kinder - aufgrund des immer stärker werdenden Gruppendrucks - dann doch quasi unbegrenzten Zugang zu den Medien erhalten. Die Eltern dann sagen man müsse den Kindern vertrauen, oder das Kind ist so verantwortungsvoll, doch das ist im Grunde die Erziehungsarbeit den Kindern selbst unterzuschieben.
Ich sehe hier das Problem vor allem für bestimmte Jahrgänge, die Zugang zu den Medien haben, aber keine Eltern die mit diesen Medien aufgewachsen sind und noch nicht einsehen hier Kompetenzen nachzuholen.
Dieses Problem kann nur gelöst werden wenn Familien, Schule und Gesellschaft eng zusammenarbeiten, denn alleine kann niemand verhindern, dass das eigene zwölfjährige Kind sich im Pausenhof als Mutprobe auf dem Smartphone eines Klassenkollegen ein Enthauptungsvideo ansieht.
Antwort auf >Kinderschutzsoftware könne von gorgias
Das abschließende Beispiel
Das abschließende Beispiel ist bildhaft: wie Verrohung, Gruppenzwang, Empathielosigkeit vermeiden? Allein technische Kenntnisse bzw. Kurse zu Kinderschutzsoftware greifen hier zu kurz.