Politik | Gemeindewahlen

Casa Pound kandidiert in Bozen

Vom rechtsextremen Rand in die Mitte: Die faschistische Bewegung Casa Pound will bei den Gemeinderatswahlen in Bozen antreten.

Es sei noch nicht sicher, ob mit einer eigenen Liste oder im Bündnis mit anderen, sagte der Sprecher der rechtsextremen Bewegung CasaPound Bozen, Maurizio Puglisi Ghizzi im Interview mit Südtirol Heute. Tatsache sei, man wolle für die Bozner Gemeinderatswahlen im Mai kandidieren. So wie bereits 2013 bei den Parlamentswahlen, will sich die Organisation politisch einbringen, die eigene Vision und Vorstellung vom Zusammenleben in Bozen und auf lokaler Ebene umsetzen. "Wir glauben, dass sich der Sozialstaat und die Politik dem Menschen und dem Bürger wieder nähern müssen," sagt Puglisi Ghizzi. Und ja, Casa Pound sei eine faschistische Bewegung.

Casa Pound wurde 2003 während der Besetzung eines Sozialzentrums in Rom gegründet. Als "associazione di promozione sociale" wird die Organisation Casa Pound Italia - CPI  im Jahr 2008 eingetragen, mit deklariertem politischen Programm. Von da an breitet sich die Bewegung auch im übrigen Italien aus; mit Hausbesetzungen, Demonstrationen und Kapitalismuskritik nutzt Casa Pound das klassische Instrumentarium linker Politik, agiert über Popkultur sowie neue Medien und schafft so das Bild einer nicht-konformen Bewegung, einer "Neuen Rechten".

Casa Pound, so sagt es der Innsbrucker Soziologe Max Preglau im Anschluss an den Bericht, distanziert sich von historisierenden Elementen des Faschismus und Nationalsozialismus. Sie stünden für Identität und Unkonventionalität und stellten sich selbst bewusst außerhalb eines linken oder rechten politischen Spektrums hin. Sie seien "nur" radikal.

Die Zunahme und Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut in der Gesellschaft, erklärt der Soziologe mit einer um sich greifenden Unsicherheit und Ohnmachtsgefühlen in der Gesellschaft angesichts von Krisenzeiten und sich verändernden Bedingungen: "Die Arbeitswelt, die Familienformen, die Geschlechterverhältnisse und die Zuwanderung sind starken Umbrüchen ausgesetzt und das macht Angst." Durch Schuldzuweisungen könne etwas von dieser Angst abgeladen werden, meint Preglau, und das spiele in die Hände solcher Organisationen wie Casa Pound oder in Deutschland der Pegida-Bewegung.

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Salto User
Manfred Gasser Mi., 11.02.2015 - 13:42

"Und ja, Casa Pound sei eine faschistische Bewegung."

Jetzt ratet mal was mit der NPD in Deutschland passieren würde, wenn dessen höchste Organe bei einer Pressekonferenz folgenden Satz aussprechen würden.
"Und ja, der NPD ist eine nationalsozialistische Bewegung".

Mi., 11.02.2015 - 13:42 Permalink
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Profil für Benutzer Mensch Ärgerdichnicht
Mensch Ärgerdi… Mi., 11.02.2015 - 15:28

Antwort auf von Manfred Gasser

Nein hier geht es durch nur um eine Stichelei gegenüber den Freiheitlichen und der SF. Interessant dabei ist, dass die Lega (also die Leute die ex Ministerin Kyenge als Orangutan bezeichnen und sich ein weises und christliches Europa wünschen) hier nur "teilweise" Nennung findet. Wahrscheinlich habe ich die viel schlimmeren und eindeutigeren Aussagen von Frau Klotz verpasst...

Mi., 11.02.2015 - 15:28 Permalink