„Dann sollen sie eben nicht mehr kassieren...“
Herr Messner, Herr Achammer droht Ihnen mit dem Ausschluss aus der Partei, wenn Sie eine eigene Bürgerliste gründen. Kommt Ihr Entschluss davon ins Wanken?
Fritz Karl Messner: Schauen Sie, alle Mitglieder des Stadtrats, die wieder kandidieren, haben sich für eine eigene Liste entschieden. Hier geht es darum, ein klares Zeichen zu setzen: Wir können nicht hinter Maßnahmen wie jenen zum Krankenhaus Sterzing oder zum Arbeitsamt stehen, wir stellen uns vor die Bevölkerung.
Sie sind seit ihrem 16. Lebensjahr Mitglied der Volkspartei. Ist so ein Ausschluss da nicht dennoch ein großer Schnitt?
Die Südtiroler Volkspartei war viele Jahrzehnte lange meine politische Heimat und hat in meinem Augen in all der Zeit auch immer die richtige Politik gemacht. Man hat die Peripherie gestärkt, man hat Gewerbegebiete und Schulen errichtet und eine optimale Gesundheitsversorgung garantiert. Doch nun gibt es Dinge, mit denen ich mich einfach nicht mehr identifizieren kann. Das Problem ist, dass man zu einem Zentralismus zurückkehrt, gegen den wir ein Zeichen setzen wollen.
Ist diese Kehrtwende erst mit der Regierung Kompatscher gekommen oder hatten Sie solche Bedenken auch schon in der Durnwalder-Ära?
Ich möchte mich absolut nicht auf Personen beziehen, auch wenn bekannt ist, dass ich mit der Gesundheitspolitik der aktuellen Landesrätin wirklich nicht einverstanden bin. Tatsache ist, dass bei uns viele Leute sagen: Ich hatte schon große Probleme mit dem Rentenskandal und dem SEL-Skandal und ich kandidiere nicht auf einer Liste, die diese Sachen macht. Und aus der Sicht unserer Stadt und unseres Bezirks ist die Gesundheitsreform eben auch ein Skandal.
"Ich glaube, dass es im Bezirk eine grundsätzliche Verständigung gibt. Nur haben sich die einen eben überzeugen lassen, unter einem kleinen Edelweiß zu kandidieren, während andere wie wir in Sterzing sagen: Das ist weder Fisch noch Fleisch, jetzt noch irgendwie mit einer Klammer an der Mutterpartei zu hängen."
Das heißt, Sie haben nicht nur Angst, unter dem Edelweiß Stimmeinbußen zu erleiden, sondern finden auch nicht genügend KandidatInnen?
Das ist ja eines unserer wesentlichen Probleme. Jeder, den wir gefragt haben, sagt, ich kandidiere sicher nicht auf einer Edelweißliste. Und unter solchen Rahmenbedingungen riskieren wir, keine gute Mannschaft mehr zusammenzubringen. Doch Kommunalpolitik muss daran orientiert sein, eine Gemeinde mit möglichst kompetenten Leuten gut zu verwalten.
Können Sie nachvollziehen, dass man in der Brennerstraße angesichts dieses Verhaltens Konsequenzen zieht?
Schauen Sie: Ich habe meinen Mitgliedsbeitrag für letztes Jahr bezahlt, ich habe bis Ende letzten Jahres über viele Jahrzehnte meine Parteiabgabe als Bürgermeister immer pünktlich bezahlt, ich bin niemandem etwas schuldig. Wenn sie also glauben, das ist notwendig, sollen sie ab 2015 eben nicht mehr kassieren.
Auch in der Gemeinde Brenner wird nun von einer Bürgerliste gesprochen. Ihre Liste heißt: Sterzing – Wipptal. Gibt es eine abgestimmte Aktion mit Bürgermeister Kompatscher?
Wir haben als Bürgermeister immer einen sehr guten und engen Kontakt, und sind uns vor allem in der Angelegenheit Krankenhaus sehr einig - auch wenn die Parteizentrale in Bozen versucht, über die Orts- und Bezirksorganisationen alles zu retten, was es für die SVP zu retten gibt. Doch ich bin nun noch nicht direkt darüber informiert, was konkret die Gemeinde Brenner am Montag Abend beschlossen hat. Das werden wir aber sicher heute Nachmittag in der Bezirksratssitzung erfahren.
„Tatsache ist, dass bei uns viele Leute sagen: Ich hatte schon große Probleme mit dem Rentenskandal und dem SEL-Skandal und ich kandidiere nicht auf einer Liste, die diese Sachen macht. Und aus der Sicht unserer Stadt und unseres Bezirks ist die Gesundheitsreform eben auch ein Skandal.“
Doch wäre für Sie eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit von Listen vorstellbar?
Nun, wir haben Gemeinderatswahlen. Also wenn sie ein ähnliches Listenzeichen verwenden würden, haben wir sicher nichts dagegen. Doch in der Gemeinde Brenner wählen einfach andere Leute und werden andere Leute gewählt als in Sterzing.
Bezirksobmann Karl Polig hat in jedem Fall weiterhin alle Hände voll zu tun ...
Herr Polig hat mit uns stets gut zusammengearbeitet, er hat für die Sache viel getan und ich schätze ihn. Ich glaube auch, dass es im Bezirk eine grundsätzliche Verständigung gibt. Nur haben sich die einen eben überzeugen lassen, unter einem kleinen Edelweiß zu kandidieren, während andere wie wir in Sterzing sagen, das ist weder Fisch noch Fleisch, jetzt noch irgendwie mit einer Klammer an der Mutterpartei zu hängen. Doch es ist klar, dass der Bezirksobmann der Südtiroler Volkspartei gar nichts anderes tun kann, als zu versuchen, die Situation zu retten. Das ist seine Rolle. Ich empfinde es aber auch keineswegs so, dass ich nun gegen die SVP antrete, wie die Medien berichten. Alles was wir machen, ist eine eigene unabhängige Bürgerliste zu bilden.
Der Bürgermeister aus
Der Bürgermeister aus Sterzing tretet erst gegen der SVP an, wenn sie eine eigene Liste aufstellt. Erst dann kann Achammer (glaubhaft) alle ausschließen die auf den Land sich gegen die Willkür des Landtags stellen. Fragt sich nur ob er Leute dafür findet.
Gratuliere, Herr
Gratuliere, Herr Bürgermeister! Eine konsequente Entscheidung. Nur einen kleinen Einwand hätte ich: Wer alles außer Bozen als »Peripherie« definiert, hat gegen die Zentralisten schon halb verloren.