Gesellschaft | Soziale Medien

Rudis Albtraum

Neustart ohne Benko, wünscht sich Rudi Benedikter. Doch in den sozialen Medien spielt eine andere Musik.
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Foto: Facebook / Comitato riqualificazione Bolzano

Schluss mit dem Albtraum Benko, der die Stadt Bozen spaltet und die Politik blockiert, fordert Rudi Benedikter von Projekt Bozen nach seinem Austritt aus der Bozner Mehrheit. Fünf vor zwölf – oder besser um 23.55 Uhr – schickt er  in der Nacht auf Sonntag seinen jüngsten Appell in Sachen „Benko bis“.

"Ich appelliere an meine KollegInnen in Stadtrat und Gemeinderat: Benko muss definitiv vom Tisch sein. Alles andere wäre reine Pflanzerei. Eine Wiederaufnahme dieses Projekts wäre eine offene Missachtung einer demokratischen Entscheidung des Gemeinderates. Es muss endlich Schluss sein mit diesen undurchsichtigen Geschäften und politischen Hintergrundmanövern. Sie sind es, die die Stadtpolitik blockieren, die Stadt spalten und die Politikverdrossenheit steigern. Es braucht einen Neustart ohne Benko."

Damit schwimmt der altgediente Bozen Gemeinderat in diesen Tagen aber zumindest im Netz gegen den Strom. Bereits seit Bekanntwerden des Gemeinderatsbeschlusses von Donnerstag Abend wird in den Sozialen Medien heftig dagegen gewettert. Und zwar nicht nur auf den Seiten der üblichen Verdächtigen wie dem Verein Zukunft Bozen. So erbittert beispielsweise das Medienhaus Athesia seinen Kampf gegen das Projekt geführt haben mag, so sehr empörte die LeserInnen seines Internetportals die Meldung über dessen Versenkung. Mehr als 200 Kommentare finden sich unter dem entsprechenden Link auf dem Facebook-Kanal von stol.it. Und der Tenor geht klar in diese Richtung:

"schande fir gonz bozen lei weil a poor politiker gegnen benko sein zohlt gonz südtirol drauf ... zudem wern mir südtiroler net amol gfrog."

"Traurig typische Südirolerische Mentalität! bravo bozner gemeinderäte ietz hobs enck selber a eigentor gschossn."

"Dann bringen wir das Geld halt weiterhin nach Österreich."

"Typisch Politiker, man hört nicht auf das was die Leute wollen!!"

"Nicht Bozen sagt nein, ein paar Gemeinderäte haben nein gesagt, aus persönlichem Interesse, weil man immer nein sagt zum Fortschritt."

Interessanterweise finden sich in der breiten Masse, die in diesen Tagen über die Ablehnung des Projekts empören , auch alte Bekannte aus einem anderen Kampf wieder. „Dornröschen in Bozen schläft weiter und die Südtiroler fahren weiterhin ins DEZ nach Innsbruck zum Einkaufen. Manchen ist der Kaufkraftverlust lieber als eine neue Chance. Die Drogenhändler im Bahnhofspark wirds freuen“, postet Klaus Rainer, einer der eifrigsten Facebook-Aktivisten in den Bemühungen um den Erhalt der Innichner Geburtenstationen. Auch sein damaliges Sterzinger Pendant Peter Trenkwalder höhnt nun: „Wir könnten, wenn wir wollten, dann wären wir vielleicht....bla bla bla, soviel zum Thema Kaufhaus Bozen...Volkssport Südtirol: Projekte versenken.“

Neue Petiton, neues comitato

Wen wundert es, dass in dieser Stimmung bereits die erste Petition auf change.org gestartet wurde. „Nuova votazione della proposta di riqualifica dell'areale di via Alto Adige a Bolzan“, lautet die Forderung, die Alessandro Masero und bis Sonntag Morgen knapp 200 Unterstützer an Bürgermeister Luigi Spagnolli und Landeshauptmann Arno Kompatscher richten. „Wir als Bürger sind nicht an den Gewinnen des Herrn Benko interessiert“, heißt es darin unter anderem. „Uns interessiert, dass die Stadt erneuert, verjüngt und aufgewertet wird. Benko ist ein Investor, und er ist der erste, der stark auf unsere Stadt setzt – etwas, das viele lokale Magnaten nie gewagt haben.“

Eine weitere Plattform, zu der am Wochenende Benko-Mann Heinz Peter Hager auf Facebook einlädt, trägt den Namen „il comitato  riqualificazione Bolzano". „Questa pagina vuole infatti essere il polo di raccolta segnalazioni, proposte, soluzioni ed idee per contrastare l'attuale situazione di degrado in cui la nostra città purtroppo si trova“, heißt es dort. Eine Schwesternseite von Zukunft Bozen also, wie auch die ersten Posts beweisen, mit denen Kinder und Haustiere vor einer vermeintlichen Fixer-Nadel in Don Bosco gewarnt werden oder der Niedergang der Stadt anhand  verschwommener Bildern von Obdachlosen illustriert wird.

Wohin das alles führt? Man wird sehen. Sicher ist: Rudi Benedikters Wunsch, sich vor dem Schlafengehen vom Albtraum Benko zu befreien, wird so bald nicht in Erfüllung gehen. 

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Martin Federspieler So., 26.07.2015 - 16:18

"Sie sind es, die die Stadtpolitik blockieren, die Stadt spalten und die Politikverdrossenheit steigern" - sagt einer, der seit geraumer Zeit als Einmannfraktion in der Bozner Stadtregierung sitzt über jemanden, der in Bozen ein Projekt verwirklichen und damit etwas Geld verdienen möchte.
Blockierte Stadtpolitik, gespaltene Stadt und Politikverdrossenheit: die hatten in Bozen schon Konjunktur, da war Benko noch gar nicht geboren.
Und wie es aussieht, werden sie ihn auch unbeschadet überdauern - Dank auch der vielen ruhmreichen und unverzichtbaren Reststimmenmandatsfraktionen im Bozner Stad- und Gemeinderat.

So., 26.07.2015 - 16:18 Permalink