Hilfe, ich kandidiere!
Und nun: Ein Streitgespräch zwischen Fritz Teufelchen, Lisa Engelchen und meiner Wenigkeit Klaus Egger.
Klaus Egger: He Leute, ich werde bei den Vorwahlen für die grüne Partei Südtirols kandidieren.
Fritz Teufelchen: Ach du Schei…benkleister! Jetzt dreht er durch!
Lisa Engelchen: Mhh
Klaus Egger: Doch mir ist es Ernst. Ich werde mich um einen der ersten sechs Listenplätze bei den Grünen bewerben.
Fritz Teufelchen: Ja sag mal, was hast du denn heute getrunken?
Klaus Egger: Hör auf mich zu beleidigen! Ich weiß ja selbst, dass die Entscheidung nicht die Einfachste ist.
Fritz Teufelchen: Doch, sie ist sehr einfach, laaaaaaaaas eeeeeesss! Da gibt’s doch auch gar keinen Grund dafür.
Klaus Egger: Doch, es gibt jede Menge Gründe, zum Beispiel…
Fritz Teufelchen: bla, bla, bla jetzt beginnst du aber nicht mit einem Politikergeschwätz oder?
Lisa Engelchen: (räuspern) Jungs?
Fritz Teufelchen: Oh Mann, jetzt kommt die mit ihrem Gelaber.
Lisa Engelchen: Lieber Fritz, ich finde wir sollten uns zuerst einmal anhören was Klaus zu sagen hat, bevor wir über ihn urteilen. So wie ich Klaus kenne, hat er sich diese Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht. Also die wichtigste Frage zuerst: Warum willst du kandidieren?
Klaus Egger: Ja da gäbe es sicherlich sehr viele Gründe. Der Wichtigste ist sicherlich, dass ich die Hoffnung habe, etwas Positives beisteuern zu können.
Fritz Teufelchen: Zu was denn? Geht ja eh alles den Bach runter zurzeit!
Klaus Egger: Ja aber genau das ist es doch, das Grundproblem. Dieses Gefühl, dass alles aus dem Ruder läuft. Man sieht ja gar nicht mehr, ob es überhaupt irgendwo positive Ansätze gibt. Und ich sehe momentan nur zwei Ansätze die verfolgt werden. Die einen wollen den Status Quo erhalten. Das beginnt im Großen bei der Finanzwirtschaft und endet im Kleinen im starren Netzwerk der SVP und die anderen wollen alles in Stücke hauen, ob das nun Beppe Grillo oder andere Chaoten sind macht da nicht viel Unterschied.
Lisa Engelchen: Und du möchtest hier etwas anderes, höre ich das richtig?
Klaus Egger: Wir müssen von der Panikschiene runter und nicht blind mit der Mistgabel alles in Stücke reißen. Es war nicht alles katastrophal in den letzten Jahrzehnten, und immerhin sprechen wir hier immer noch von Menschen, Einzelschicksalen, Familien.
Fritz Teufelchen: Ja aber was willst du kleiner Muck denn daran ändern? Kümmer dich doch lieber um uns und unsere Probleme. Haben doch auch genug? Was kümmern dich die anderen?
Klaus Egger: Das kann ich nicht. Ich hab’s versucht, ehrlich. Aber weißt du, irgendwann kommt der Moment wo du dich entscheiden musst. Weiter maulen, oder dich stellen und beginnen zu handeln. Und nachdem ich in der Politik die einzige Chance sehe gesellschaftspolitisch etwas zu verändern muss das mein Weg sein.
Lisa Engelchen: Lieber Klaus, dich scheint ja wirklich eine Welle des Idealismus erwischt zu haben. Das ist sehr schön, doch muss ich dem kleinen roten Mann auf deiner anderen Schulter auch ein bisschen zustimmen. Meinst du wirklich du bist politisch fit für so was? Muss man da nicht Anwalt sein?
Fritz Teufelchen: Die Tante gibt mir mal Recht, ich fass es nicht. Keeeellllner, einen Schnaps für mich.
Klaus Egger: Liebe Lisa, ich finde wir hatten schon viel zu viele Anwälte in der Politik. Vielleicht braucht es wieder mehr Menschen mit normalem Hausverstand. Ein Politiker sollte von mir aus gesehen drei Eigenschaften haben. Er muss vermitteln können, er muss führen, sprich delegieren können und er muss mit beiden Beinen im echten Leben stehen damit sein Hausverstand nicht verloren geht. Dass er dabei zuhören können muss, versteht sich von selbst.
Fritz Teufelchen: Moment Leute, mir geht das zu schnell. In der Politik muss du dich ja dann auf irgendeine Seite schlagen. Wirst du dann Wirtschaftspolitiker? Schließlich führen wir ja ein Unternehmen?
Klaus Egger: Nein, das darf es nicht sein und das muss auch endlich ein Ende haben. Politiker müssen unabhängig sein. Sie müssen sich beide Seiten anhören und für das Allgemeinwohl Entscheidungen treffen, nicht nur für eine Berufsgruppe. Es kann nicht sein, dass ich in die Politik gehe und Politik nur für mich und Meinesgleichen mache. Die Krise hat uns gezeigt, dass der ganze Mittelstand zusammen zu brechen droht. Und dazu gehören Unternehmen wie das unsere genauso, wie die vielen Arbeitnehmer. Für mich gibt es drei Gesellschaftsschichten, wenn ihr so wollt. Zum einen die Schwächsten unserer Gesellschaft, die die am Rande stehen, zum Zweiten, die Mittelschicht, Arbeitnehmer wie Arbeitgeber, und dann gibt es noch die Bessergestellten. Ob das nun sehr reiche Menschen sind oder die Akteure der Finanzwirtschaft ist einerlei. Dazu zähle ich auch die großen Konzerne die zu 100% mit der Finanzwirtschaft verstrickt sind und gar nicht mehr anders können, als alles auf Gewinnmaximierung auszurichten. Und die müssen wir stoppen. Die Realwirtschaft muss wieder Luft zum Atmen bekommen. Für die Chef’s und für die Menschen die in den Unternehmen arbeiten.
Lisa Engelchen: Das klingt wirklich sehr spannend lieber Klaus. Was kannst du aber jetzt konkret in Südtirol machen.
Klaus Egger: Oh da gäbe es einiges. Ich habe extra deswegen viele Videos gemacht die man auf meiner Webseite einsehen kann. Dort erfährt man konkret wie ich über das aktuelle Südtirol denke und welche Visionen ich für dieses Land habe. Und dann gibt es natürlich auch noch das Wahlprogramm der Grünen mit dem ich mich identifiziere. Aber ich denke, es geht gar nicht mal so im Detail um das Wahlprogramm, auch wenn das immer alle Politiker behaupten. Ich muss sagen, ich habe noch nie jemanden gewählt nur wegen seinem Programm.
Fritz Teufelchen: Ach echt, und warum dann, wegen seiner Nase?
Klaus Egger: Du kannst dich ruhig lustig machen, aber Fakt ist, dass Menschen nicht wegen dem Programm gewählt werden, sondern wegen dem Vertrauen welches der Wähler in ihnen setzt. Natürlich, die Grundausrichtung muss auch die des Wählers sein. Ein absolut Rechter wird niemals einen absolut Linken wählen, auch wenn er ihm noch so sympathisch ist. Aber wenn du irgendwie eine ähnliche Ansicht der Dinge hast, dann gilt nur mehr das Vertrauen in die Person. Der Glaube, oder sagen wir, die Hoffnung, dass diese Person auch die Dinge in deinem Sinne umsetzen kann.
Lisa Engelchen: Das klingt echt sehr tiefgründig. Meinst du wirklich, dass du hierfür die richtige Person bist.
Klaus Egger: Viele Menschen haben mich schon über die Kameralinse oder persönlich bei Seminaren, Coachings oder Veranstaltungen kennen gelernt. Über meine Kommunikations- und Moderationsarbeit kam meine sehr persönliche Art des Miteinander-Umgehens zum Tragen. Niemals bin ich unter die Gürtellinie gegangen, auch wenn ich versucht habe oft sehr kritisch nachzufragen. Das ist für mich eine Lebenseinstellung. Diese Art, ehrlich mit den Menschen umzugehen, zu hinterfragen, aber auch eigene Fehler einzugestehen, kombiniert mit unternehmerischer Standfestigkeit. Und das ist schon etwas, was mich auszeichnet und das ich gedenke in die Politik mitzunehmen.
Fritz Teufelchen: Hast du keine Angst zu versagen?
Klaus Egger: Doch, die habe ich. Ganz ehrlich. Ich habe keine Ahnung ob die Menschen so jemanden wie mich, jemanden der den Ausgleich der Interessen sucht, der aus der kleinen Wirtschaft kommt, in der Politik sehen wollen. Vielleicht ist es schon zu spät und die Bude muss erst brennen. Ich werde aber meine Kraft dafür einsetzen, dass es nicht soweit kommt.
Fritz Teufelchen: Tja dann…
Lisa Engelchen: Tja dann…
Klaus Egger: Tja dann… auf in den Wahlkampf!
Schade – und viel Glück!
Lieber Klaus Egger,
herzlichen Dank für die Transparenz, mit der du hier auf salto.bz erklärst, dass du nun in die Rolle als Kandidat zu den Landtagswahlen geschlüpft bist. Es ist eine durchaus überraschende Nachricht.
Wie du selbst im Vorspann schreibst, verändert sich damit deine Lage als Blogger. Da salto.bz eine Community für die Südtiroler Basis ist, sind wir als Herausgeber darauf bedacht, dass jedwede KandidatInnen jedweder Wahlen hier in der Community zwar als BürgerInnen diskutieren, aber absolut keine Propaganda in Hinblick auf ihr Wahlprogramm und auf ihr Parteiimage betreiben können.
Mit Bitte um Verständnis, dass wir um die Einhaltung unserer Netiquette bitten, wünschen wir dir einen spannenden Wahlkampf.
Es grüßt
Demos2.0
Antwort auf Schade – und viel Glück! von Editorial Salto
genau so...
...wie ihr meinen Vorspann interpretiert habt, war er auch gedacht. Schön zu sehen, dass mein "kommunikativer Auftakt" auch geklappt hat:-). Selbstredend werde ich mich an diese absolut verständlichen Regeln halten. Liebe Grüße und euch weiterhin den Erfolg den ihr verdient habt, Klaus
Volksvertretung
Richtig Oliver, dann bin ich also nicht die einzige, die sich alleweil fragt, was es wohl auf sich haben mag mit dieser doch eher auffälligen Häufung von Rechtsanwälten in der Politik (die haben ja übrigens eh eine ganz eigene Art und Weise, die Dinge zu betrachten).
Toi toi toi
Hoila Klaus,
ja, ich hatte Deine Beiträge tatsächlich schon vermisst. Das Bildchen und Deine Einleitung sind auch absolut sympatisch, wenn Du im zweiten Teil dann aber doch schon in die Wahlkampfsprache verfällst, was wohl weniger gut ankommt. Insofern war der Kommentar von Demos schon fällig.
Ansonsten möchte ich mich aber Oliver anschließen, dass wir auf Salto auch gerne mit offiziellen Kandidaten diskutieren und (Du kennst es ja) auch raufen. Eine gute Gelegenheit für einen neuen Kommunikationsstil, nachdem der Facebook-Stil ja nicht allen bekommen ist.
Aus den Beiträgen kann man sicher schließen, dass es auf Salto etliche potentielle Grün-Wähler gibt und sich die Investition lohnen könnte. Aber eben auch, dass auch die Grünen das Kreuzchen in der Urne nicht geschenkt bekommen. Auf Deiner Webseite hätte ich etwas weniger Hochglanz und mehr Tiefgang erwartet, aber das wird schon, ist ja erst der Anfang. Uns freut's, wenn Ihr Kandidaten Euch anstrengen müsst. Also Respekt, Du hast das Zeug dazu und toi toi toi
Antwort auf Toi toi toi von Benno Kusstatscher
Meine Kandidatur
Ah endlich, wieder mitten im Raufen:-)
Der Kommentar von salto war richtig, wie du schreibst. Aber den Artikel musste ich setzen. Ich hatte das dringende Bedürfniss mich hier zu erklären. War also nicht nur strategisch gemeint. Und aus diesem Grund war auch der Inhalt so. Zu den Inhalten muss ich dann auch gleich Sepp Bacher antworten, er hat sie nämlich zu Recht für zu allgemein empfunden. Und hier war für mich auch der Kompromiss. Das Gefühl erklären, die Richtung vorstellen JA, aber detallierte Wahlkampfaussagen NEIN. Das werde ich auf salto.bz nicht tun.
Und bezüglich der Webseite, ich weiß ehrlich noch nicht, wie man Tiefgang herstellen soll, ohne einen gleich zu erschlagen. Wir haben halt doch nicht alle immer Zeit uns in alles einzulesen, einzuarbeiten. Mit den Videos habe ich mal einen ersten Kompromiss gemacht. Und dann hoffe ich doch auch auf viele persönliche Begegnungen. Da kann man den Tiefgang doch meistens am besten ausmachen.
Sepp das Teufelchen
Also Klaus, nun ist es raus. Gut dass sich auch ein Jüngerer, auch ein Unternehmer bei den Grünen zur Wahl stellt, der sich auch gute Chancen ausrechnet. Nun reizt es mich aber ein bisschen, dich zu zwicken, noch bevor ich die anderen Kommentare gelesen habe.
Du möchtest also "etwas Positives beisteuern"? Das kennen wir schon, will doch jeder, oder? Nur habe ich nicht verstanden, was konkret dein Ziel ist. Und weiter, "Und nachdem ich in der Politik die einzige Chance sehe gesellschaftspolitisch etwas zu verändern muss das mein Weg sein." Was willst du ändern? Muss ich mir dafür zuerst deine Videos anschauen und das grüne Wahlprogramm studieren? (Du hältst ja nichts von Programmen!) Oder dein Freund auf facebook werden? Hast du keinen Schwerpunkt? Für alles ein bisschen zu sein, schafft bei mir kein Vertrauen! Mir kam der Gedanke, du könntest vielleicht den Arno Kompatscher bei seinem Vorwahlkampf beraten oder gar gecoacht haben, wenn ich deine Vorstellung lese, wie ein Politiker sein bzw. sich präsentieren soll. " Ein Politiker sollte von mir aus gesehen drei Eigenschaften haben....." " Natürlich, die Grundausrichtung muss auch die des Wählers sein.." Also wirst du Umfragen machen – so in etwa wie Berlusconi?
Antwort auf Sepp das Teufelchen von Sepp.Bacher
noch ein Teufelchen
Hallo Sepp, mach mich ruhig fertig:-) Und ich gebe euch sogar noch Futter. In meinen Seminaren sage ich den Teilnehmern immer: Ihr müsst konkret werden! Genau aussprechen, was ihr wollt. Tja und dann komme ich mit so einer Gefühlsmaschinerie. Ja Sepp, dieser Text für sich alleine ist wahrlich nicht so, dass man damit gleich die Krise meistern könnte. Aber wie ich Benno schon geschrieben habe, muss er das auch nicht. Mir war es ein Bedürfniss ein Startsignal zu geben und die konkreten Auseinandersetzung folgen nun hoffentlich. Dafür ist es aber bei salto.bz für mich echt eine Gratwanderung. Und ob du dir zuerst die Videos anschauen musst? Ja wahrscheinlich schon. Ist doch besser als ellenlangen Text. Außer du lädst mich mal zu einer Versammlung/Treffen ein. Dann schauen wir mal wie ich mich schlage:-)
Aber ich möchte betonen, dass ich deine Skepsis verstehe und ihr auch teilweise zustimme. Messe mich an den Taten, die du vielleicht schon von mir kennst, oder die du von mir in Zukunft sehen wirst. Und dann mach berechtigterweise nicht oder schon dein Kreuzchen. lg, Klaus
Antwort auf noch ein Teufelchen von Klaus Egger
..der erste Eindruck zählt
Hoi Klaus, du weißt als Profi sicher, wie viel Wert man dem ersten Eindruck beimisst. Nun nach deinem ersten Eindruck als Kandidat - ich kann nicht dein Aussehen, deine Gestalt, dein Stimme, dein Sex-Appeal wahrnehmen - hast du bei mir verloren. Zumal noch als Grüner!
Der Arno hat zuerst das Programm präsentiert, das ihm die Vereine und Verbände eingeflüstert haben. Dann ist er sukzessive nur mit soviel Meinung und Stellungnahmen nachgezogen, je nachdem was gerade thematisiert worden ist. Er hat, wenn es notwendig war, auch Zugeständnisse gemacht oder die Meinung geändert, wenn es ihm opportun erschien. So laufen heute so genannte professionell geführte Wahlkämpfe ab - hoffentlich zieht das nun nicht auch bei den Grünen ein.
Antwort auf ..der erste Eindruck zählt von Sepp.Bacher
genau aus diesem Grund habe
genau aus diesem Grund habe ich mich schon auf meiner Webseite seeeeehr weit nach vorne gelehnt mit meinen Aussagen. Die konnte und wollte ich aber nicht alle in dieses erste Statemant packen. Ist auch absolut ok, dass das bei dir nicht ankam. Muss es auch nicht bei allen, kann es auch nicht bei allen. Vielleicht unterscheidet mich das auch von Arno. Mir hat niemand was eingeflüstert und trotzdem sind die Videos gedreht. Dafür werde ich auch sicherlich noch von anderen für den Inhalt kritisiert werden. Aber da muss ich durch. Ich will mich eben nicht verbiegen, auch wenn dieser erste Text bei dir vielleicht diesen Eindruck hinterlassen hat.
Antwort auf ..der erste Eindruck zählt von Sepp.Bacher
"Profi"
wird ja zunehmend, so habe ich den Eindruck, im Sinne von "Schein statt Sein" (miss-)interpretiert; das würgt eigentlich schon längst. Mehr Mensch und weniger "Profi", das wäre positiv. Ich zumal würd's mir wünschen.