Gesellschaft | Frauenbewegung

Was fehlt

Auch 30 Jahre nach ihrem plötzliche Tod fehlt sie – als Freundin, als Politikerin, als feministische Frontfrau. Erinnerungen an Andreina Emeri.

Am 30. Juni 1985 schlief sie einfach ein. Andreina Emeri, damals seit eineinhalb Jahren Landtagsabgeordnete der „Alternativen Liste für das andere Südtirol“, Mutter von vier Kindern, Feministin und engagierte Anwältin starb mit 49 Jahren auf einer Norwegen-Reise völlig unerwartet an einem Herzinfarkt. Zu ihrem 20. Todestag, im Jahr 2005, brachte die Alexander Langer Stiftung ein Buch mit Schriften und Erinnerungen heraus: Andreina. Eine Publikation von Edi Rabini und Ingrid Facchinelli, die die Erinnerung an eine außergewöhnliche Frau wach halten sollte. Nun, zehn Jahre später, tun dies nicht nur zwei ihrer Weggefährtinnen, sondern auch Frauen, die es gerne gewesen wären.

„Vogliamo esserci, ma senza lasciar indietro, da parte, niente di noi.“ (Andreina Emeri, 1985)

Ho trascorso l'ultima notte di lavoro di Andreina Emeri con lei, nell'aula del Consiglio della Provincia Autonoma di Bolzano. Stavamo discutendo la legge di Bilancio e verso le tre del mattino l'abbiamo votata e ci siamo abbracciate. " Ci vediamo a settembre" mi ha detto. Lei, già quella notte, all'alba, sarebbe partita per la sua vacanza. " Non sei troppo stanca?"- le ho detto. "Sì, lo sono" - mi ha risposto - ed ha aggiunto "  Ma sai, io recupero in fretta, dormirò durante il viaggio". Non sapevo che non l'avrei più vista.  Dopo pochi giorni, alla fine di luglio, Alexander Langer mi telefona e mi dà la notizia della sua morte improvvisa. Mi chiede di tenere uno dei tre discorsi che verranno pronunciati al suo funerale. Gli dico che sono troppo triste per parlare di lei. Langer mi fa coraggio e al cimitero di Bolzano  parlo anch'io, dopo di lui, e dopo le bellissime parole pronunciate da Marina Rossi Dordi del gruppo femminista Alexandra Kollontaj. Ho ricordato perchè mi sarebbe mancata, perchè già mi mancava. Perchè sarebbe mancata in modo bruciante per sempre. Insieme abbiamo firmato la richiesta di istituire la prima casa per le donne violentate e maltrattate del nostro amato, comune Sudtirolo. Una mozione di grande rilevanza culturale, politica, istituzionale. Era stata ufficialmente presentata nella seduta del 26 febbraio 1985. La Suedtiroler Volkspartei non riuscì a dirci di " No". Era la prima volta che succedeva ad una proposta avanzata da due rappresentanti dell'opposizione.  Io ero consigliere provinciale e regionale del PCI/ KPI, lei della Lista Verde- Alternativa.Erano tempi duri ma carichi di ideali e di progettazione. Sapevamo d'aver parlato alla testa e al cuore dei tanti uomini e della poche donne di quell'aula severa. Ci siamo guardate soddisfatte. La nostra Provincia sarà la prima in Italia ad approvare una legge che anticipava i tempi.

Grazia Barbiero, Landtagsabgeordnete (PCI/ KPI) von 1979 bis 1988

„Es ist sinnlos, nur für unsere Kinder und Enkel Umweltschutz zu betreiben, wenn wir selbst nicht imstande sind, am Sonntag auf den Berg zu gehen, weil wir immer auf irgendeiner Tagung eingesperrt sind.“ (Andreina Emeri, 1984)

Andreina habe ich nicht gekannt. Sie starb 1985, ich ging damals gerade mal in die Oberschule und so habe ich keine Erinnerung an sie. Erst durch das Buch von Ingrid Facchinelli und Edi Rabini habe ich sie ein wenig „kennen gelernt“ - und „Sehnsucht“ danach verspürt, diese interessante Frau gekannt zu haben. Sie ist mit 49 Jahren gestorben, im Juli eineinhalb Jahre nach ihrer Wahl in den Landtag – genau so lange sitze ich nun hier drin. Wo ich das Gefühl habe, erst am Anfang zu stehen, da war Andreinas politischer Werdegang bereits zu Ende. Ich glaube, so vieles hätte sie noch zu tun gehabt.

Ich stelle sie mir vor als eine ganz und gar im Leben stehende Frau, die sich genau als solche der Politik zur Verfügung gestellt hat. „Vogliamo esserci“, so schrieb sie, „ma senza lasciare indietro, da parte, niente di noi.“ Die dahinter stehende Überlegung bedeutet, dass es diverse Abspaltungsmechanismen gibt, die besonders in der Politik verbreitet sind und die es zu vermeiden gilt. Ansonsten gehen wir uns selbst als Menschen, als Frauen verloren und der Politik auch. Das ist eine enorme Freigebigkeit, die Andreina vorgelebt hat. Wenn sie darunter wohl auch gelitten hat, wie diese Aussage belegt: „Es ist sinnlos, nur für unsere Kinder und Enkel Umweltschutz zu betreiben, wenn wir selbst nicht imstande sind, am Sonntag auf den Berg zu gehen, weil wir immer auf irgendeiner Tagung eingesperrt sind.“ Damit bringt sie ein typisch grünes Dilemma auf den Punkt, das Andreinas politischer Weggefährte Alexander Langer - der übrigens auch 49 Jahre alt war, als er den Freitod wählte – vermutlich ebenfalls sehr gut gekannt hat.

Andreinas Bilder zeigen eine Frau, die große Kraft und Klarheit ausstrahlt, etwas Sprödes, Schnörkelloses, sehr Geradliniges. Was mir an ihr besonders gefällt, ist die Mischung dieser, wie ich meine, Sachlichkeit mit einer starken Beziehungsorientierung. Andreina ist auf wenigen Fotos allein zu sehen. Meist ist sie mit anderen und man erkennt die Bezogenheit auf ihr jeweiliges Gegenüber oder Daneben. Das zeigt sich ganz besonders, wenn sie inmitten ihrer großen Familie ist. Auf diesen Bildern ist sie auch am schönsten (schön war sie auch). Im Politischen überwiegt der konzentrierte Blick, die Aufmerksamkeit, die sich auch durch ihre politische Tätigkeit zog.

Andreinas politische Schwerpunkte waren das Soziale, das Zusammenleben der Sprachgruppen, die Geschlechterfrage insbesondere. Es waren die Zeiten der ersten Beratungsstellen für Frauengesundheit (von Andreina miterobert), der Frauenhäuser, der Kollektive und Kundgebungen. „Ecco noi siamo qui per dare voce alle altre donne“, schrieb sie. Einander die Stimme verleihen oder diese verstärken, einander vertreten und füreinander eintreten – das sind nur einige der wichtigen Lehren, die wir aus Andreinas VorLeben ziehen können. Damit gibt sie auch uns eine Stimme.

Dass wir ein wenig auch für sie oder in ihrem Sinne sprechen, das wär mein großer Wunsch.

Brigitte Foppa, Landtagabgeordnete und Co-Vorsitzende der Grünen

„Le donne si sono trovate da parte, ed hanno guardato il mondo; hanno avuto il coraggio di guardare anche l’uomo, e l’hanno trovato a volte anche ridicolo; e hanno guardato anche se stesse e hanno capitp che potevano indagarsi, descriversi, immaginarsi, ceracre un loto linguaggio e un loro modo.“ (Andreina Emeri)

Gratitudine, questo è quello che le dobbiamo, riconoscimento e gratitudine ! Andreina ha avuto un ruolo fondamentale nel movimento delle donne nella nostra provincia, ha promosso il gruppo femminista Alexandra Kollontaj, si è impegnata per i diritti delle donne come avvocata e come donna, il suo impegno per promuovere l'esistenza di un consultorio come luogo aperto per le donne per poter trovare uno spazio di autonomia in cui discutere del ruolo delle donne, per poter promuovere la realizzazione dei propri progetti di vita è stato contagioso.

Ho fatto con Andreina i viaggi più belli della mia vita, lei ci ha educato a coltivare la curiosità per tutto quello che ci circonda.

Ogni momento passato con lei è stato un arricchimento !  

Le caratteristiche fondamentali di Andreina erano la capacità di ascolto, la disponibilità, l'attenzione per le persone, la scelta di stare sempre dalla parte delle donne e dei deboli, ma soprattutto la capacità di coinvolgere, di entusiasmare per raggiungere obiettivi giusti, caparbietà, tenacia e costanza.

Chiunque l'abbia conosciuta ha avuto una grande fortuna, frequentarla era uno stimolo continuo, un vero momento di crescita, è morta a 49 anni, penso sempre che il nostro Sudtirolo, con lei se fosse ancora viva oggi, sarebbe migliore, persone così segnano la storia delle persone e dei luoghi.

Ancora oggi esiste il consultorio, che lei ha fortemente voluto, abbiamo dedicato a lei la nostra sezione, con orgoglio continuiamo il lavoro iniziato con lei per noi e per le donne, per tutte le donne che in questi 42 anni lo hanno frequentato, dal 1973 ad oggi, ancora oggi.

Luisa Gnecchi, Kammerabgeordnete

„Ich will mich nicht verschlingen lassen.“ (Andreina Emeri, 1984)

Ich muss ehrlich gestehen, bevor Edi Rabini mit der Idee zu mir kam, gemeinsam ein Buch über Andreina Emeri herauszugeben, hatte ich nicht einmal etwas von ihr gehört. Obwohl Emeri eine zentrale Figur der Südtiroler Frauenbewegung war und nach Lidia Menapace und Grazia Barbiero die dritte Frau, die für die Opposition im Südtiroler Landtag saß, ist sie in den ersten 20 Jahren nach ihrem Tod in der breiten Öffentlichkeit weitgehend  in Vergessenheit geraten. Umso mehr freut es mich, dass unser Buch im vergangenen Jahrzehnt die Erinnerungskultur wieder ein wenig gefördert und wach gehalten hat. Mittlerweile gibt es in Bozen sogar eine Straße, die ihren Namen trägt; auch rund um ihren 30. Todestag zeigt sich, dass ihr ein Platz in der Geschichte eingeräumt wurde.

Was mich persönlich bei meinen Recherchen und Gesprächen über Andreina Emeri am meisten fasziniert hat, war die ganze Kraft und Energie, die diese Frau gehabt haben muss. Egal, was sie gemacht hat, ihren Beruf als Anwältin, ihre Rolle als vierfache Mutter,  als Feministin und Politikerin – sie hatte alles zu 100 Prozent gemacht.  Das ist, was heute fehlt, so eine Art von Engagement, allem voran in der Gemeinschaft, in der es Andreina Emeri gelebt hat. Sie hat nicht nur einen Raum bei sich zu Hause zur Verfügung gestellt, für die Kollontaj-Treffen, da wurde auch gemeinsam gekocht, da brachte jede die Kinder mit, und alles war ein Ganzes, die Bewegung, die Gemeinschaft in der Gruppe, das Netzwerk. 

Das Buch über Andreina Emeri ist übrigens im Frauenarchiv und in der Alexander Langer Stiftung kostenlos erhältlich.

Ingrid Facchinelli, Co-Herausgeberin der Publikation "Andreina - Sritti e ricordi - Schriften und Erinnerungen"

„I conti non tornano più se la modella prende in mano il pennello, e la musa la penna.“ (Andreina Emeri)

L’idea di organizzare un piccolo evento pubblico questo settembre dedicato al trentennale dalla scomparsa di Andreina Emeri nasce dal nostro incontro col  libro a lei dedicato, pubblicato dieci anni fa, le cui pagine ci hanno regalato un ritratto vivido della sua figura. I ricordi appassionati di amici e familiari, le parole di Andreina stessa, hanno fatto sorgere in noi delle domande circa il velo di silenzio che adombra questo personaggio d’indiscutibile rilievo entro il panorama femminista e politico sudtirolese.

Di qui la volontà di incontrare chi di lei ha voluto condividere con noi frammenti emozionanti della sua vita e della sua carriera e la decisione poi, di non lasciare cadere nel silenzio queste memorie, ma di trovare un luogo e uno spazio che le lasciasse emergere. Nella  convinzione che sia importante condividerle con quella che è stata la sua città e offrire un’occasione di incontro, attraverso le parole altrui, con la figura di Andreina a chi, come noi, non ha avuto la possibilità di incontrarla.

Caterina Maurer, Sprecherin Grüne Frauen

Bild
Profil für Benutzer gorgias
gorgias Sa., 01.08.2015 - 17:17

Der Südtiroler Femnismus hat nun seine Erbauungsfigur und zu invozierende Schutzpatronin gefunden. Was hat Sie nochmals geleistet?
Hier ist viel Text und wenig Konkretes.

Sa., 01.08.2015 - 17:17 Permalink