Arabische Sprache, schwere Sprache
“Wer nie Deutsch gelernt hat, macht sich keinen Begriff, wie verwirrend diese Sprache ist”, schrieb Mark Twain 1880 in einem Essay. Weniger die deutsche Sprache als vielmehr das Arabische sorgt bei Pius Leitner für Verwirrung. Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete ist brennend daran interessiert, was die Schriften an der Wand des Landhauses II bedeuten. Doch anstatt sich selbst um Aufklärung zu bemühen, hat er auf eine altbewährte Methode zurückgegriffen.
Stein des Anstoßes: die gelben Schriftzeichen am Landhaus II. Foto: Pius Leitner
Mitte August stellte Leitner eine Anfrage, in der er wissen wollte: “Was bedeuten Schrift und Zeichen an der Wand des Landhauses II?” “An der Wand kann man Zeichen und Schriften sehen, deren Inhalt den meisten Südtirolern verschlossen bleiben dürfte”, heißt es in der Anfrage. Weiter schreibt Leitner: “Ich möchte aber schon wissen, welche Botschaft dort in arabischer Schrift angebracht wurde. Es ist nämlich ein Unterschied ob sich jemand für die Gastfreundschaft der Südtiroler bedankt oder möglicherweise den Südtirolern die Strafe Allahs androht, weil wir ungläubige Wesen sind.” Daher fordere er die Landesregierung auf, der Sache auf den Grund zu gehen. “Und zwar bevor die in gelber Farbe angebrachten Schriften auf den teuren Platten aus Laaser Marmor verblassen.”
Leitners Anfrage wurde bisher nicht beantwortet. Dabei wäre es ein Einfaches gewesen, bei jenen nachzufragen, die der arabischen Sprache – im Gegensatz zu den “meisten Südtirolern” – mächtig sind. Genau das hat salto.bz gemacht. Und kann Pius Leitner Entwarnung geben. Ein junger Südtiroler, der Arabisch spricht und versteht, hat den Schriftzug übersetzt. Fazit: Dahinter verbirgt sich keinerlei “politische Botschaft”, wie der Freiheitliche unter anderem mutmaßte. Es handelt sich vielmehr um eine philosophisch anmutende Erinnerung des Verfassers. Am Beginn des Schriftzugs findet sich eine geografische Angabe: “Maghreb, Salé” ist dort zu lesen – Salé ist eine Stadt an der nordwestlichen Atlantikküste von Marokko. Weiter heißt es: “Ich habe kein Vertrauen mehr in das, was ich gesehen habe. Einst hat mich das Leben eine Lektion gelehrt und an meinen Fehler erinnere ich mich nicht mehr.”
Der Schriftzug, niedergeschrieben mit Computer.
“Geschrieben ist der Schriftzug in Standard-Arabisch, der offiziellen Landessprache aller arabischen Länder”, ergänzt der Übersetzer . Denn auch das wollte Pius Leitner in seiner Anfrage wissen. Seine weiteren Fragen, ob Schrifzeichen in arabischer Sprache auf öffentlichen Gebäuden von den Sicherheitskräften überprüft und ob bereits politische Botschaften – abgefasst in arabischen Schriftzeichen – in Südtirol ausfindig gemacht wurden, die wird Pius Leitner wohl jemand anderes beantworten müssen.
Se sul muro ci fosse stata
Se sul muro ci fosse stata scritta una citazione di una poesia di Paul Celan, Leitner non avrebbe capito ugualmente.
Was kostet so eine Anfrage
Was kostet so eine Anfrage dem Steuerzahler?
Zumindest kann Leiter jetzt wieder ruhig schlafen.