Klaus sagt Aus
Eigentlich hätte sein Abschiedsfoto mit Luigi Spagnolli als demonstratives Adieu an die Stadt gereicht. Doch nun reiht sich auch Bozens bisheriger Vize-Bürgermeister Klaus Ladinser in die Reihe jener SVPler ein, die ihre Partei öffentlich kritisieren. „Die Bozner Volkspartei ist nicht mehr die Partei, mit der ich mich von meiner politischen Kultur her identifizieren kann“, untermauert der nunmehrige Privatmann seinen politischen Abschied. Aus der Vertretung einer ethnischen Minderheit, deren oberste Anliegen die Autonomie und die Südtiroler Identität und Kultur sind, sei in ihrer Bozner Ausformung eine Vertretung einzelner Lobbies geworden - „in der man sich unter dem Deckmantel der SVP versteckt, um Stimmen zu bekommen, aber danach nur die eigenen Interessen verfolgt“, sagt Ladinser. Das gelte nicht nur für die Causa Benko, in der parteiintern die Bozner Laubenkaufleute und der hds zum Zuge kommen würden. „Das gilt genauso für die Art und Weise, wie beispielsweise der Bauernbund in der Stadt Politik macht.“ Nur die eigenen Interesse sehen wollen, nur mehr für die eigene Klientel dasein - das ist es, was der bisherigen Vize-Bürgermeister seiner Partei nach zehn Jahren vorhält. Ohne Kompromiss gibt es keine SVP, erinnert Ladinser, ohne gegenseitige Zugeständnisse ist das Konzept der Sammelpartei überholt.
Solche Kompromisse hat auch der dem politisch rechten und wirtschaftsnahen Flügel zugehörige Stadtpolitiker schließen müssen, als er vor zehn Jahren als Stadtobmann den Kurs einer Mitte-Links-Koalition mittrug. Heute ist seine Partei um 5500 Stimmen leichter. "Doch ich stehe nach wie vor zu der damaligen politischen Entscheidung, Benussi und die Rechten in Bozen zu verhindern“, unterstreicht Klaus Ladinser. Schlagt eine Brücke zwischen Mitte-Links und Mitte-Rechts, lautet sein politisches Vermächtnis, dass er genauso an die italienischen Parteien in der Landeshauptstadt wie an seine eigene Partei richtet. „Denn ich kann nicht Mitte-Links die Treue schwören und gleichzeitig kritisieren, dass nichts weitergeht“, sagt er.
Nichtangriffs-Pakt
Obwohl zwischen den Zeilen seiner Kritik viele Pfeile für den Bozner Stadtobmann Dieter Steger bestimmt scheinen, scheuen beide bisherigen politischen Weggefährten den offenen Angriff. „Der Stadtobmann wird selbst den besten Weg finden“, handelt Klaus Ladinser das Thema Dieter Steger in aller Kürze ab. Doch auch Steger selbst lässt sich nicht auf eine abschließende Schlammschlacht ein. „Der Klaus“, sagt er, „hat viel getan und ertragen in diesen zehn Jahren.“ Das sei zu honorieren statt nun etwas zu kommentieren, in dem „sicher auch ein wenig Verbitterung mitschwingt“, wie der Bozner Stadtobmann meint. Krieg der Lobbies in seiner Partei? „Sehe ich absolut nicht“, entgegnet Steger. Auch die Rolle des Obmanns der Laubenkaufleute weist er dezidiert von sich: „Wenn mir etwas wichtig ist, dann ist das meine Unabhängigkeit“, unterstreicht der SVP-Fraktionssprecher im Landtag und Stadtobmann. „Ich habe meine eigenen Meinungen und Positionen, und für die habe ich mich noch nie von jemanden gängeln lassen und werde es auch nie tun.“
Vielmehr legt Steger angesichts der parteiinternen Angriffe von allen Seiten eine demonstrative Gelassenheit an den Tag. „Wenn ich jedes Mal nervös würde, wenn jemand etwas kritisiert, könnte ich es gleich lassen“, meint er. Viel besser investiert sei die Energie nun mit der Suche nach „vernünftigen und glaubwürdigen Leuten“, mit denen er ein Projekt für die kommenden fünf Jahre auf die Beine stellen will. „Denn Wahlen gewinnen kann man sowieso nicht nur über ein Parteisymbol, sondern mit den richtigen Leuten“, sagt Steger. Eine der Stärken, auf die er dabei setzen will: „Kritik hin oder her, die SVP ist nach wie vor ein Garant dafür, dass zumindest ein wenig Stabilität für die Zukunft gewährleistet ist“, sagt er.
Wie viel Konkurrenz sie dabei aus den bisherigen eigenen Reihen zu spüren bekommen wird, ist noch zu sehen. Oder, wie es Steger ausdrückt: „Da fließt zuerst noch viel Wasser über Etsch, Eisack und Talfer.“ Doch selbst die konkrete Option neuer Bürgerlisten bringt Steger zumindest nach außen hin nicht aus der Ruhe. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, meint er. Und: „Es ist schön, wenn die Leute ihre Vorschläge herausrücken, dann zwingen sie uns auch, uns konkret und sauber mit der Sache zu befassen.“
So mancher Schnappschuss unter Freunden lässt dabei den Verdacht aufkommen, dass auch der bisherige Vize-Bürgermeister zu diesen Leuten gehören könnte. „Beim Patauner in Siebeneich ... Weitere Gesprächsrunden . Es geht voran ….“, postet beispielsweise vor nicht einmal zwei Wochen Zukunft-Bozen-Vertreter Thomas Oberrauch auf Facebook. So innig verbunden Klaus Ladinser auf solchen Fotos mit den Benko-Unterstützern wirken mag. Gemeinsame politische Zukunft mit ihnen wird es keine geben, versichert er gegenüber salto.bz. „Was andere tun, kann ich nicht kommentieren“, sagt er. „Ich werde mich da sicher heraushalten und mein Privatleben fortführen.“ Also zurück zu Immobiliendeals? „Es müssen gar nicht mehr unbedingt Immobilien sein“, entgegnet Klaus Ladinser. „Sicher ist, dass ich wieder unternehmerisch tätig sein werde.“
Steger ist seine
Steger ist seine Unabhängigkeit wichtig. Und die SVP ist für ihn Garant, dass ein wenig Stabilität für die Zukunft gewährleistet ist.
Steger und unabhängig? Da lachen sogar die Hühner.
Welche Stabilität meint er denn?
Und die sollen nun vernünftige und glaubwürdige Leute garantieren?
Wie waren denn dann die bisherigen SVP-Stadtpolitiker?