Gesellschaft | Das gute Leben

Vom Rauchen und vom Gehen

Vor etwa acht Jahren beschloss ich von einem Tag auf den anderen, dass es nun aber endgültig genug sei mit der Raucherei. Das war keine geringfügige Entscheidung, schließlich hatte ich über ein Vierteljahrhundert als passionierte Raucherin hinter mir, mit einem täglichen Konsum von mindestens dreißig, in Stresszeiten – deren ich außerordentlich viele hatte – lieber sechzig als vierzig Zigaretten (lauwarmer Händedruck und halbe Sachen liegen mir halt nicht besonders, im Guten wie im Schlechten).
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Foto: (C) Peter Gasser

Endlich rauchfrei

Meine selbsterwählte EndlichNichtMehrRauchen-Therapie (alle anderen hatte ich ausprobiert, außer Spesen ist aber leider nichts gewesen) war - neben meinem Ich, das nicht mehr rauchen wollte -, eine tägliche, schweiß- und mich an meine Grenzen treibende Mikroberg-Tour von etwas mehr als einer Stunde. Darauf gekommen war ich ursprünglich, weil ich zwar nicht mehr rauchen, aber auch auf gar keinen Fall  zunehmen wollte (am Ende kamen dann doch mehr als 10 kg dazu, aber die fühlen sich um so vieles leichter an als eine geteerte  Lunge), durfte aber schon sehr bald einen äußerst motivierenden und glücklichen Nebeneffekt kennen lernen: Mein nach Nikotin brüllendes Ich war für ein ganzes Weilchen ruhig gestellt, nachdem ich mich den kleinen Berg hinauf getrieben und meine Lunge ordentlich durchlüftet hatte. Und ja, ich weiß mit sehr großer Sicherheit, dass ich heute immer noch bzw. längst wieder rauchen würde, wenn ich nicht hätte gehen können.

Gehen beflügelt

Mit der Zeit merkte ich dann, dass diese tägliche, kleine, aber durchaus anstrengende Tour mich keineswegs ermüdete, wie man annehmen möchte, sondern vielmehr das Gegenteil bewirkte: Nach einer Stunde kehrte ich stets frisch und energiegeladen in meinen Alltag zurück. Auf das Wetter nahm ich übrigens niemals Rücksicht, und auch sonst recht wenig, denn ich erkannte bald noch mehr Positives in meinem täglichen Lungen-Reinigungs- und Gewichtsreduzierungs-Gang: Was immer mich plagte, ich verlor es auf meinem Weg nach oben, und fand dafür regelmäßig neue Erkenntnisse, Ideen und Lösungen (und dazu starke Knie und einen starken Rücken). Frédéric  Gros, Philosoph und Autor des Buches „Unterwegs. Eine kleine Philosophie des Gehens“ bringt es mit Nietzsche folgendermaßen und sehr präzise auf den Punkt: „ (…) für alle, die ahnen, dass sie mit den Füßen denken“.

Bringt Bewegung ins Volk

In letzter Zeit häufen sich übrigens und zu meiner großen Beruhigung (ich habe mir die wundersamen Wirkungen meine Geh-Therapie also keineswegs eingebildet oder eingeredet…) Berichte in den angesehensten Zeitungen und Zeitschriften und bestätigen in groß angelegten Artikeln meine sehr persönliche Feldstudie und deren Ergebnisse: Schon simples Spazierengehen ab einer halben Stunde täglich ist so heilsam und wirkt so umfangreich vorbeugend gegen allerlei Krankheiten und Beschwerden, dass eigentlich Krankenversicherungen jenen Menschen,  die täglich ein bisschen in der Natur (auch nur spazieren-)gehen, Preisnachlässe gewähren sollten (und unsere Landesregierung müsste wahrscheinlich sehr viel weniger Geld in „die Sanität“ investieren, wenn sie Aufzüge verbieten und anstelle von Parkplätzen Grünanlagen vorschreiben würde).

Ich persönlich bin übrigens in einem sehr schneereichen Winter, der mich über Wochen von meinem Hausberg abschnitt, zur Läuferin geworden.  Und ja, auch Laufen macht sehr viel Spaß, ich würde aber doch sagen, dass die positiven Begleiterscheinungen des  Gehens  doch merklich vielfältiger sind, für all jene zumal, die wie ich das Glück haben, in einer sehr bewegten Landschaft zu leben.

Die Moral von der Geschicht?  An apple and a good walk a day keep the doctor away.