Wirtschaft | Sparkasse

Aufgeschobene Enthüllungen

Paukenschlag im Konflikt zwischen der Südtiroler Sparkasse und Christoph Franceschini: Das Erscheinen seines Buches "Bankomat" wird auf Druck der Bank verschoben.

Update: Laut dem Autor und seinem Verlag ist es ein für "Südtirol einmaliger Einschüchterungsversuch".  Seit Monaten macht die Südtiroler Sparkasse AG Druck auf den Journalisten Christoph Franceschini, der im Raetia-Titel "Bankomat- die Millionenverluste der Südtiroler Sparkasse" die Hintergründe der Krise der größten Bank des Landes beleuchtet. Bereits am 30. September 2015 hatte der Verwaltungsrat der Sparkasse gegen  Franceschini und die Herausgeber von salto.bz Strafanzeige wegen Verleumdung und Kursmanipulation (Diffamazione e aggiotaggio)  bei der Bozner Staatsanwaltschaft erstattet.  Gegenstand war damals ein auf salto.bz erschienener Artikel zum Inspektionsbericht der Banca d'Italia. Doch wie eine darauf folgende Aussprache des Autors mit der Sparkassenspitze zeigte, ging es bei der Anzeige wohl weit mehr um die Arbeit des salto-Autors am fast 500 Seiten dicken Buch über die Sparkasse. Das Strafverfahren läuft noch. 

Doch nun folgte der zweite Streich: Am Montag dieser Woche,  vier Tage vor der geplanten Präsentation des Buches, stellte das Mailänder Büro der international tätigen Anwaltssozietät Clifford -Chance dem Autor und dem Verlag laut einer Pressemitteilung von Raetia eine formalrechtliche Abmahnung (diffida) zu. Die Sparkassen-Anwälte kündigen darin strafrechtliche und zivilrechtliche Schritte an, sollte das Buch „Bankomat“ während der laufenden Kapitalerhöhung der Sparkasse erscheinen, heißt es in der Mitteilung. Diese läuft bis 11. Dezember um 16 Uhr, also nach den bereits angekündigten Buchvorstellungen am 3. Dezember in Bozen und am 10. Dezember in Meran.

Die Anwälte der Sparkasse führen als Begründung für diese drastische Vorgangsweise an, dass das Erscheinen des Buches bei den potenziellen Investoren „zu Verunsicherung“ führen könnte. Autor und Verlag werten dies als einen klaren Anschlag auf die Presse- und Meinungsfreiheit, der noch schwerer durch die Tatsache wiegt, dass es ein Präventivschlag ist. Bisher ist noch kein Satz aus dem Buch veröffentlicht worden, unterstreichen sie. Dennoch haben Raetia und salto-Autor Franceschini vor diesem Bedrohungsszenario entschieden, das Erscheinen und die Präsentation des Buches um acht Tage zu verschieben. Damit will man sich vor den im Schreiben angedrohten Rechtsstreitigkeiten schützen. "Denn zum Unterschied zur Sparkassenspitze zahlen Autor und Verlag die Kosten für ihre Rechtsanwälte aus der eigenen Tasche."

Der Schritt erfolge aber vor allem aus Respekt vor der Institution Sparkasse und ihren über 24.000 Kleinaktionären, die aufgrund der Umstände, die im Buch „Bankomat“ detailliert dargestellt werden, sehr viel Geld verloren haben. Gleichzeitig behalten sich Verlag und Autor vor, gegen die Sparkasse und ihre Führung rechtliche Schritte wegen Ruf- und Geschäftsschädigung einzuleiten.

Präsentiert wird das Buch "Bankomat" nun am 11. Dezember 2015 um 16.01 Uhr im Bozner Hotel Laurin. Genau eine Minute nach Ablauf der Zeichnungsfrist.