Politik | Bozen 2016

Stegers Retter

Mit dem Verwaltungsjuristen Christoph Baur hat nun auch die Bozner SVP ihren Bürgermeisterkandidaten. Und ist entschlossen, ihn nicht zugunsten des PD aufzugeben.

13 Stimmen für Christoph Baur, fünf Stimmen für Luis Walcher: Mit diesem eindeutigen Ergebnis ging am Montag Abend die Stichwahl um den Bürgermeisterkandidaten der Bozner SVP zu Ende. Bereits nach knapp zwei Stunden hatte der Koordinierungsausschuss die Weichen für die Wahl am 8. Mai gestellt.  Zufriedene Gesichter und gelöste Stimmung in der SVP-Zentrale, wo sich alles um den politischen Quereinsteiger Christoph Baur drehte. Kommentare wollte der frischgekürte Bürgermeisterkandidat vor dem morgigen Dienstag nicht abgeben. „Lassen Sie mich noch ein wenig hineinspüren“, meint er.  „Ich nehme das Resultat zur Kenntnis und muss jetzt einmal drüber schlafen“, gab sich auch sein Herausforderer Luis Walcher wortkarg.

Der Bauernvertreter ließ sich die Option Stichwahl entgegen ursprünglichen Überlegungen am Montag schließlich doch nicht entgehen. Geplatzt war der Traum von „Luis, der Bürgermeister“ wohl spätestens mit der Nominierung Baurs vor einer Woche. Dennoch wollte der ehemalige Gemeinderatspräsident zumindest wissen, wer hinter ihm steht, wie er in der Sitzung erklärte. Nicht nur Stadtobmann Dieter Steger, sondern auch eine deutliche Mehrheit im Koordinierungsausschuss traut dem Verwaltungsexperten und politischen Neuling Baur aber offensichtlich weit eher zu, den Abwärtstrend der SVP in der Landeshauptstadt umzukehren als dem eindeutig beschriebenen Blatt Walcher. Dazu zählen auch Hannes Unterhofer und Sebastian Seehauser, zwei weitere Favoriten im Rennen um den SVP-Spitzenkandidaten. Warum haben sie sich schließlich so bereitwillig aus der ersten Reihe zurückgezogen? „Weil die generationsübergreifende Zusammenarbeit der Schlüssel zum Erfolg ist“, antwortet Seehauser. Einen Vorgeschmack darauf bekamen die beiden Vertreter der mittlerweile als Rittner Gruppe bekannten Neueinsteiger bereits am Montag Vormittag bei einem Treffen mit Baur. „Er hat sich sehr offen für unsere Themen und Lösungsansätze gezeigt“, erzählt Unterhofer. „Insofern sind wir zuversichtlich, dass es eine tolle Zusammenarbeit wird.“

An der Spitze ein kompetenter Jurist und politischer Quereinsteiger, im Team dagegen gleich mehrere junge Kandidaten mit Entwicklungspotential: Diese Kombination stimmte am Montag Abend in der Brennerstraße nicht nur die neuen Jungen, sondern auch erfahrenere Kandidaten wie Ex-Stadträtin Judith Kofler-Peintner oder Stadtviertelrat Kilian Bedin optimistisch. „Gespalten waren wir schon letztes Mal“, sagt er. „Wenn es uns diesmal gelingt als Team aufzutreten, haben wir gute Chancen, die Wahl auch zu gewinnen.“

Keine Unterstützung für Caramaschi

Vorerst steht in jedem Fall fest, dass sich mit dem 70-jährigen Renzo Caramaschi und dem 65-jährigen Christoph Baur ein reifes Duo mit klarem Fokus auf Fachkompetenz auf die Machtübernahme in der Landeshauptstadt vorbereitet. Ein ehemaliger City-Manager, der die Gemeinde laut eigenen Aussagen wie seine Westentasche kennt, und ein erfahrener Verwaltungsjurist, dem „niemand ein X für ein U vormacht“, wie der SVP-Stadtobmann seinen Spitzenkandidaten beschreibt. Genauso sicher ist aber laut Dieter Steger, dass die beiden frisch Gewählten als Konkurrenten ins Rennen ziehen werden. Denn wie auch ausdrücklich in der gestrigen Ausschusssitzung festgehalten wurde, scheint der Wunsch Caramaschis aussichtslos, im ersten Wahlgang doch noch die Unterstützung der SVP zu erhalten. „Es gibt einen Bürgermeisterkandidaten der Südtiroler Volkspartei und er geht als BM-Kandidat ins Rennen“, zeigte sich Steger entschlossen: „Solange ich das Sagen haben, fährt da der Zug darüber.“

Nach jeder Menge Hohn über die erfolglose Kanditatensuche und die immer enger werdende Zeit markierte der Montag Abend für Dieter Steger das vorläufige Ende einer langen Durststrecke. Applaus für die nun gefundene Lösung habe er selbst aus seinem politischen Gegenlager erhalten, erzählte der Stadtobmann im Vorfeld der Sitzung: „Sogar Thomas Widmann hat gesagt: Super-Lösung, jetzt müssen wir nur schauen, ihn bekannt zu machen.“ Für Steger selbst entspricht Baur in jedem Fall genau dem Profil, das die Bozner SVP im Vorfeld der Kandidatensuche definiert hat. „Wir haben gesagt, diesmal brauchen wir jemanden, der die Verwaltung gut kennt und eine hohe fachliche Kompetenz hat. Gefunden haben wir eine echte Koryphäe, der eine ganze Generation von Anwälten ausgebildet hat."  Auf dem Radar habe er den bekannten Bozner Anwalt schon länger gehabt. „Da Baur bisher nie politisch aktiv war, habe ich mir aber keine großen Chancen ausgerechnet und ihn lange nicht gefragt.“

Ob ein kompetenter Jurist auch als Politiker erfolgreich ist, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Auf einem anderen Stern steht, ob ein Erfolg bei den  Bozner Wahlen einem Stadtobmann dabei helfen kann, seine landespolitische Karriere auf die Schiene zu bekommen, die er sich seit langem wünscht. Entsprechende Hoffnungen werden Dieter Steger in jedem Fall nachgesagt. Doch vorerst gilt es erst einmal, die Bozner Schlacht zu schlagen. Und die kann nun endlich losgehen. 

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Klemens Kössler Mi., 09.03.2016 - 10:45

Bozen die Seniorenstadt.
PD Kandidat 70 Jahre
SVP Kandidat 65 Jahre, beide Neueinsteiger.
Soll das die vielgeforderte Verjüngung in der Politik sein?
Wohl kaum, viel eher sind dies Hampelmänner an deren Händen und Köpfen viele Fäden ziehen, die dicksten und kürzesten sind sicher die des HDS. Das Benkoprojekt wirft große Schatten über die Stadtpolitik, eine Stadt in der Modernisierung und Stadtentwicklung als Feind Nummer 1 gilt.
Rechtsanwälte und Verwalter siegen vor Menschen mit gesundem Hausverstand und politischer Erfahrung welche die Stadt Bozen weiter entwickeln und modernisieren wollen.
Ein 41jähriger mit kleinen Kindern und in Bozen aufgewachsen würde die Anliegen der Bozner weitaus besser kennen.
Machterhalt für gewisse Bozner scheint in der SVP aber wichtig zu sein, ein Bärendienst für die Partei.
Das erste Interview des neuen Mannes im Sender Bozen unterstrich die Ideenlosigkeit des Kandidaten welcher zuerst seinen Entdecker fragen muss was er sagen soll. Es scheint dass das große Rechtswissen nur zur Verhinderung von bestimmten Projekten gefragt ist.
Bozen die Seniorenstadt.

Mi., 09.03.2016 - 10:45 Permalink