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Man spricht deutsh?

Bozen muss sicherlich nicht "deutscher" werden, aber für Südtiroler, Italiener etc. wäre es durchaus von Vorteil, die Hochsprache anständig zu erlernen und anzuwenden.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Verehrter Herr Dr. Kollmann, 

es war mir eine große Ehre, als deutscher (bayerischer) Ausländer am vergangenen Sonntag erstmals an der Bozner Bürgermeisterwahl teilnehmen zu dürfen. Das Motto, womit Sie in den Wahlkampf gezogen sind, nämlich dass Bozen „deutscher“ werde müsse, könnte nun natürlich vermuten lassen, dass nun gerade ich -als Ihr potenzieller Wähler- gut in Frage kommen könnte, aber da muss ich Sie leider enttäuschen. Es war mir nämlich eine ebenso große Ehre, stattdessen eine italienische Partei zu wählen, in der die beiden Landessprachen Italienisch und Deutsch wie selbstverständlich gleichberechtigt nebeneinander zur Anwendung gelangen können.

Ich schreibe Ihnen diesen Offenen Brief, weil ich Sie und Ihre Parteikollegen der Süd-Tiroler Freiheit mit einem konstruktiven Gedanken konfrontieren möchte, der aber möglicherweise anstrengend für Sie sein könnte:

Mit Ihrer patriotischen und spaltenden Sprachideologie schaden Sie den Südtiroler Kindern immens, denn diese beeinträchtigt sie in ihrer sprachlichen Entwicklung. 

 Warum das so ist? Machen wir doch hierzu einmal folgendes Gedankenexperiment: Alle in Südtirol      Neugeborenen, egal welcher Ethnie, wüchsen bis zum Alter von drei Jahren in ihrer Familie auf und lernten  zunächst 1) ihre jeweilige Muttersprache. Also: das Südtiroler Kind in Schlanders lernte den Südtiroler Dialekt,  das ladinische Kind in Wolkenstein lernte Ladinisch, das sardische Kind aus Cagliari lernte Sardisch und das Migrantenkind aus -von mir aus- Syrien lernte die arabische Sprache. Im Alter von drei Jahren kämen diese Kinder dann in einen zweisprachigen Kindergarten, in dem sie 2) die deutsche Hochsprache und 3) die italienische Hochsprache gleichberechtigt nebeneinander erlernen würden, die sie dann bis zum Alter von sechs Jahren ganz passabel und mit dem Ende der Grundschule dann annähernd fließend beherrschen würden.


D. h. alle vier Kinder wären im Alter von elf Jahren nahezu perfekt drei(!)-sprachig und könnten dann eine wirkliche Fremdsprache, nämlich Englisch, Latein, Französisch, Griechisch etc. erlernen. Das wäre dann auch das erste Mal für die Schüler mit einer tatsächlichen Anstrengung verbunden, denn bislang haben unsere vier Beispielkinder die anderen drei Sprachen ja eher spielerisch -sozusagen nebenbei- erlernt.

Mit Beendigung der Schulzeit hätten unsere Kinder dann eine linguistische Kompetenz, die im mitteleuropäischen Raum herausragend -wenn nicht sogar einzigartig- wäre, denn wer von unseren Nachbarländern kann schon mit einer nahezu flächendeckenden Vier- oder Fünfsprachigkeit punkten? Südtirol könnte sich in dieser Disziplin eine absolute Ausnahmestellung erarbeiten und es wäre darüber hinaus noch ein erheblich entspannteres Zusammenleben als bislang ermöglicht, denn endlich könnten sich die unterschiedlichen Volksgruppen in Südtirol einmal untereinander problemlos verständigen!

Eine wunderschöne Vision, oder? Aber warum ist es eigentlich bislang noch nicht so?

Das ist unter anderem -nicht nur, aber auch- die Schuld der Süd-Tiroler Freiheit und Ihnen, Hr. Dr. Kollmann! "Der Italiener“ wird die deutsche Sprache nicht besser erlernen können, wenn er weiterhin kaum jemanden findet, mit dem er sich auf Hochdeutsch unterhalten kann. Und "der Südtiroler“ wird Hochdeutsch niemals anständig lernen, solange Leute wie Sie ihm einreden, dass das, was er spricht, ja bereits deutsch sei, obwohl es das eben eigentlich nicht ist.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich finde den Südtiroler Dialekt wirklich wunderschön und mag ihn sehr, sehr gerne, denn er ist ja auch eine südbairische Mundart. Aber die Vernachlässigung der deutschen Hochsprache rächt sich spätestens dann, wenn Herr und Frau Südtiroler bei der staatlichen Zweisprachigkeitsprüfung nicht nur im Italienischen durchfallen, sondern leider auch viel zu oft im Deutschen.

Als wirklicher Patriot müssten Sie ihren Leuten eigentlich diese unangenehme Wahrheit offen ins Gesicht sagen. Stattdessen veranstalten Sie einen -in meinen Augen- völlig albernen „deutschen“ Wahlkampf und sind dann danach beleidigt, wenn noch nicht mal richtige Deutsche (wie z. B. ich) Sie wählen.

Ich habe im Frühjahr einen Vortrag von Ihnen zum Thema „Toponomastik“ im Bozner Kolpinghaus besucht, der mir sehr gut gefallen hat und ich konnte mich mit den allermeisten Gedankenansätzen von Ihnen, sofern es um die grundsätzliche Sinnhaftigkeit bzw. die linguistische Präzision der Toponomastik ging, fast hundertprozentig identifizieren. Leider waren Ihre Stimmbänder an diesem Abend krankheitsbedingt kaum einsatzbereit, denn sonst hätte ich gerne noch folgende zwei Fragen persönlich mit Ihnen erörtert:

„Wäre es nicht erheblich anständiger und zielführender, beim Thema „mangelnde Zweisprachigkeit“ zunächst vor der eigenen Türe zu kehren, anstatt immer wieder in die bequeme Opferrolle zu verfallen? Wie sollen die hier lebenden Italiener und Migranten denn eigentlich Hochdeutsch vertiefen, wenn sie so gut wie niemanden finden, mit dem sie überhaupt Hochdeutsch sprechen können?“

Ich freue mich auf Ihre geschätzte Antwort und darf Sie und Ihre Gesinnungsgenossen darüber hinaus noch höflichst ersuchen, von einer weiteren Herabsetzung der nichtdeutschen Volksgruppen abzusehen und stattdessen die Südtiroler dazu zu bewegen, endlich ordentlich Deutsch zu lernen, damit diese mit den anderen hochdeutsch sprechenden In- und Ausländern -im Sinne der Völkerverständigung- vernünftig kommunizieren können. 

Mit freundlichen Grüßen


Harry Dierstein
Bozen

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pérvasion Fr., 13.05.2016 - 07:45

Jetzt mal davon abgesehen, dass auch ich die Kampagne von Herrn Kollmann nicht nachvollziehen und nicht teilen kann…

Sprechen dann auch die Deutschschweizer (und, why not, auch größere Teile der Landbevölkerung in Bayern) kein Deutsch? Oder trauen Sie sich sowas nur den SüdtirolerInnen vorzuwerfen?

Fr., 13.05.2016 - 07:45 Permalink
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Stephan H. Fr., 13.05.2016 - 10:35

Die Schwaben, die Bayern, die Schweizer, Kärntner, Nordtiroler, Osttiroler, Südtiroler sind also alles keine "richtigen Deutschen" (oder Deutschsprachige), nur weil sie einen Dialekt sprechen? Obwohl auch ich sagen muss, dass die deutschen Südtiroler hie und dort einen Defizit aufweisen (das hat aber mE. nach mehr mit Minderwertigkeitsgefühlen aus der Vergangenheit zu tun , also ist es ein psychologisches Phänomen) was die Standardsprache betrifft, finde ich die Logik v.a. was das "richtige" und "falsche" Deutsche (Münchner sind also nach dieser Logik "richtige Deutsche" und die bayrische Landbevölkerung falsche oder wie?) betrifft zweifelhaft.

Fr., 13.05.2016 - 10:35 Permalink
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Harry Dierstein Fr., 13.05.2016 - 14:05

Dieser Offene Brief soll eher Problemanalyse statt Vorwurf sein, Pérvasion.
Für die Schweiz kann ich leider keine Aussage treffen, denn dort kenne ich mich nicht aus. Was aber die süddeutsche Landbevölkerung angeht, so ist diese (überwiegend) durchaus in der Lage, sich mit Ausländern, die sich -mitunter mühsam- Schuldeutsch angeeignet haben, zu verständigen. (Natürlich auch mit Ausnahmen.)

Die obige Formulierung "richtige Deutsche" bezieht sich in diesem Zusammenhang ausschließlich auf die deutsche Staatszugehörigkeit und NICHT auf die sprachliche Kompetenz.

Vielleicht schafft folgendes Beispiel noch mehr Klarheit zum Anliegen:
Vor kurzem habe ich in Bozen einen Studenten aus Australien kennengelernt, der in Melbourne neun Jahre lang Deutsch bei einer Lehrerin aus Hannover gelernt hat und nun wirklich exzellent und quasi akzentfrei deutsch spricht. Dieser Student ist hier in Südtirol schier verzweifelt, weil die einheimischen Südtiroler in der Mehrzahl nicht in der Lage (bzw. willens) waren, sich ihm gegenüber in verständlichem Hochdeutsch zu artikulieren.
Deutsch ist nun leider einmal für Ausländer unglaublich schwierig in der Anwendung und ich bin heilfroh, dass es meine Muttersprache ist. Italienisch hingegen empfinde ich als viel leichter zu erlernen und mir hilft hier dabei auch der Umstand, dass die Italiener in Südtirol ein ziemlich reines und akzentfreies Italienisch sprechen, denn sonst wäre ich auch noch lange nicht so weit, wie ich heute bin.

Nach meiner Empfindung bzw. Wahrnehmung muss ich Ihnen, Hr. Stephan H. widersprechen, was Ihre Analyse zum Minderwertigkeitskomplex angeht. Ich glaube eher, die beschriebene Situation hat seine Ursachen eher in einer völkischen Arroganz, die von Parteien wie der Süd-Tiroler Freiheit oder auch den Freiheitlichen befeuert wird und die das Land einfach nicht weiterbringt.

Fr., 13.05.2016 - 14:05 Permalink
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Harald Knoflach Sa., 14.05.2016 - 00:30

Antwort auf von Harry Dierstein

stimme nicht zu.
zum einen müssen wir hier mehrere sprachlevels unterscheiden.
es gibt den echten dialekt bzw. besser gesagt die echten dialekte, mit all ihren phonetischen und syntaktischen besonderheiten sowie ihrem eigenen vokabular.
dann gibt es eine art überregionale umgangssprache, die den sprecher zwar eindeutig - in unserem fall - als südtiroler identifiziert, jedoch viele anpassungen an den sprachstandard aufweist. sie zeichnet sich hauptsächlich durch phonologische unterschiede wie elisionen usw. aus und verzichtet weitgehend auf nicht-standardkonformes vokabular.
zuletzt haben wir die standardsprache, die - wenn sie der sprecher perfekt beherrscht - keine rückschlüsse auf seine herkunft zulässt - ausgenommen man geht von mehreren gleichwertigen standardvarianten im deutschen sprachraum aus (österreichisches hochdeutsch, schweizer hochdeutsch, bundesdeutsches hochdeutsch).

obschon es hinweise - wenn auch meines wissens keine belastbaren daten - dafür gibt, dass sich viele südtiroler mit der standardsprache (zumindest was ihre gesprochene ausprägung betrifft; schriftlich unterscheiden sich die südtiroler, durch eine eurac-studie belegt, sehr wenig von anderen im deutschen sprachraum) schwer tun, so beherrschen sie die überregionale umgangssprache. es ist diese z.b. jene sprache, derer sich südtiroler studenten in innsbruck befleißigen.
diese überregionalen umgangssprachen, die sich von den echten dialekten unterscheiden und die es in sehr vielen sprachen gibt, sind für einen nicht-muttersprachler nach einer eingewöhnungszeit meist sehr wohl leicht zu verstehen.
wir hatten im vergangenen jahr einen englisch-assistenten aus durham an der schule, der sehr gut deutsch (und italienisch) sprach. er hatte - im gegensatz zu dem obigen australier - überhaupt kein problem, die südtiroler zu verstehen. im gegenteil, nach ein paar monaten beherrschte er selbst ein paar sprachliche kniffe wie "I" statt "Ich" oder "mir sein" statt "wir sind".
und umgekehrt - ich habe in england und kurz auch in australien gelebt - erging es mir genauso. die wenigsten engländer sprechen oxford-english; die australier schon gar nicht. dennoch sind die phonetischen eigenheiten nach einer kurzen eingewöhnung für gewöhnlich überhaupt kein problem mehr. in england oder australien bemüht sich niemand mehr standard oder gar langsamer zu sprechen. die bleiben in ihrem cockney-, brummie oder geordie-accent - und lassen einfach gewissen spezifische ausdrücke weg.
dass das ganze mit "völkischer arroganz" zu tun habe, ist hanebüchen.

Sa., 14.05.2016 - 00:30 Permalink
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Harald Knoflach Sa., 14.05.2016 - 00:42

Antwort auf von Harald Knoflach

eine erklärung, dass manche probleme mit nicht-standard haben und andere nicht, könnte folgende sein (ich spreche da mehr aus erfahrung, aber ich glaube, es gibt sogar studien diesbezüglich):

menschen, die mit disglossie in ihrer muttersprache aufgewachsen und vertraut sind, tun sich oft leichter, mit nicht-standard-varianten zurechtzukommen als menschen, die in der hochsprache erzogen wurden. erstere haben nämlich von anfang an gelernt, mit unterschiedlichen sprachlevels umzugehen und sie zu interpretieren. bundesdeutsche, die mit der hochsprache aufgewachsen sind, tun sich oft erstaunlich schwer, wenn ein sprecher auch nur mit geringen phonologischen abweichungen artikuliert. diglotte menschen hingegen stellen sich auf solche abweichungen viel leichter ein.

Sa., 14.05.2016 - 00:42 Permalink
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Christian Mair Sa., 14.05.2016 - 16:03

Antwort auf von Harald Knoflach

Sehr guter offener Brief an Christian Kollmann und richtige sachliche Antwort, danke.
Im Gemeinderatswahlkampf sprach Christian Kollmann nicht nur von einer deutscheren Stadt, sondern auch von deutschen Schulen mit deutschen Lehrern für deutsche Kinder. Junge MigrantInnen und Italienerinnen würden den deutschen Unterricht stören: aus einem am Beginn stehenden offensichtlich erfolgreichen Integrationsprozess wird eine Gefahr konstruiert, die für schlechtere Sprache der Eigenen verantwortlich sei und zu einer "Verelsässerung" führe.

Nicht Dialekt ist das Problem in diesen Breitengraden, sondern das Alleinstellungsmerkmal und Gleichsetzung von Abstammung, Herkunft und Nation mit Sprache. Aus mangelnder gesellschaftlicher Identifikationsmöglichkeit und versäumtem "nation building" (wie in Österreich nach dem 2.WK) kommt es teilweise (!) zu einer Überbetonung lokaler Bräuche.

Sehr empfehlen möchte ich in diesem Zusammenhang den Mitschnitt des von dieverkstatt und zigorimedia organisierten und von Markus Lobis moderierten Abends zum Thema "Heimat": https://www.youtube.com/embed/UZ0trDVmNlU

Einer Teilnehmer vergleicht diese Überbetonung mit dem Verhalten von Migrantinnen mit Integrationsschwierigkeiten. Gebräuche, die im eigenen Land überholt scheinen werden im Einwanderungsland quasi neu entdeckt.
Diese Einschätzung deckt sich mit dem Eindruck einer Interviewpartnerin der "Zeit":
"Wenn ich da auch etwas sagen darf: Meine Eltern waren vor 30 Jahren als Touristen hier und haben mir im Iran von Deutschland erzählt, als ganz modernem Land. Als ich dann vor vier Jahren aus dem Iran nach Deutschland kam und Frauen in Burka sah, habe ich meine Mutter gefragt: "Mama, was ist hier los? Du hast mir was ganz anderes erzählt. Wo sind wir? Auf dem Dorf?" (aus: http://www.zeit.de/2016/19/integration-fluechtlinge-heimat-deutschland/…)

So gesehen kann sogar der Versuch nach einer Beantwortung der Frage nach der Grenze von Liberalismusunternommen werden und das von einem Grünen (Efgani Dönmez - Die Grünen Österreich)
https://www.youtube.com/watch?v=yffLKowKqIk

Für Sprachunterricht, Mediengebrauch und im Umgang mit Behörden wird in Zukunft besonders wichtig den öffentlichen (!) Arbeitsmarkt (Stichwort Proporz(!) und Ansässigkeitsprinzip(!)) zumindest für ÖsterreicherInnen zu öffnen, um eine hohe Qualität einer überregionalen Sprache zu erreichen. Vielleicht kann eine Regionsbürgerschaft mit zeitlich begrenzter Bewährungszeit, aber allen Rechten auf regionaler Ebene und 4. Gruppe des Proporzes, einen Gewinn für den Erwerb von englischer Sprache, die viele MigratInnen gut beherrschen,darstellen. Als Mindestziel könnte man Austauschschüler für Spracherwerb Deutsch (oder auch Ladinisch oder auch Italienisch) formulieren.
Den Hinweis von Tatjana Finger zum Gebrauch von Hochsprache an der Schule, vielleicht auch an anderen öffentlichen Stellen kann man durchaus sportlich interpretieren: polemisch formuliert ist er doch Spiegelbild des Kopftuchverbots.

Sa., 14.05.2016 - 16:03 Permalink
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Stephan H. Sa., 14.05.2016 - 09:36

Antwort auf von Harry Dierstein

"die beschriebene Situation hat seine Ursachen eher in einer völkischen Arroganz, die von Parteien wie der Süd-Tiroler Freiheit oder auch den Freiheitlichen befeuert wird "

Das ist ja genau umgekehrt. Besagte Parteien beklagen ja wenn schon das Schwinden der Standardsprache und befürchten nicht ganz zu Unrecht eine sog. "Verelsässerung" Südtirols. Wenn ich mir die ganzen SMS und Chats in Südtiroler Dialekt (der ja zu den Tiroler Mundarten der südbairischen Variante, also zur deutschen Sprache gehört) anschaue und das mit den hochdeutschen Briefen meiner (Südtiroler) Großeltern vergleiche, hab ich auch kein gutes Gefühl.
Nun kommt das große Aber. Warum lernen z.B. Einwanderer in der Schweiz meist Schweizerdeutsch und können es nach einer Weile. Ich kenne einen türkischstämmigen Kurier aus Nordtirol der bei uns auf der Arbeit manchmal Sachen aus IBK liefert. Wieso spricht er Nordtiroler Dialekt? Kann es vielleicht sein, dass es deshalb ist, weil Südtirol von Italien gegen seinen Willen annektiert wurde und die Bevölkerung seither von verschiedenen Seiten dauernd unter Druck ist, es allen Seiten Recht zu machen? Man könnte Ihren Beitrag ja auch umkehren und sich fragen, warum viele Bundesdeutsche sich in Südtirol nicht bemühen, unsere schöne Tiroler Mundart zu lernen, oder etwa nicht?

Sa., 14.05.2016 - 09:36 Permalink
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Waltraud Astner Sa., 14.05.2016 - 08:45

Werter Harry Dierstein, was Sie da beschreiben ist mitnichten Südtiroler Realität. Erstens schreiben Sie fälschlicherweise, dass Südtiroler Kinder, wenn sie in den Kindergarten kommen, sozusagen die deutsche Sprache neu erlernen müssten, da es für sie, vom Dialekt kommend, eine Fremdsprache sei. Das ist kompletter Blödsinn. Der Dialekt weicht in bestimmten Bereichen von der Hochsprache ab, in wesentlichen Teilen, z.B. in der Fallsetzung und in der Artikelsetzung folgt er aber dem Standarddeutschen (bis auf wenige Ausnahmen). Genau diese zwei Eigenschaften des Deutschen machen jenen, die Deutsch lernen müssen, z.B. ausländische Kinder am meisten Schwierigkeiten.
Zweitens tun Sie geradeso als wenn unsere Kleinkinder überhaupt nie mit der Standardsprache in Berührung kommen. Dem ist nicht so. Durch Bücher, Fernsehen, Lieder-CDs und andere Medien kommen Kinder heutzutage ziemlich häufig in Kontakt mit der Standardsprache, bereits lange vor Schule und Kindergarten. Die Kinder erleben die Hochsprache lediglich als eine etwas andere Ausformung ihrer Muttersprache.
Was das Sprechen mit Personen betrifft, die Deutsch gelernt haben und sich hier sprachlich verständigen wollen, ist zu sagen, dass die von Ihnen beschriebenen Probleme höchstens die Ausnahme sind. Stimme der Analyse von HUNTER voll und ganz zu.

Sa., 14.05.2016 - 08:45 Permalink
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Sigmund Kripp Sa., 14.05.2016 - 11:59

Antwort auf von Waltraud Astner

Das würde ich nicht so unterschreiben! Gerade von Anhängern der STF und F Parteien kommt in letzter Zeit zunehmend die Aussage, dass für dialektal aufwachsende Kinder bereits das Erlernen des Hochdeutschen so etwas wie das Erlernen der ersten Fremdsprache sei! Damit führt die Theorie weiter zur Aussage, dass das Erlernen des Italienischen erst viel später beginnen darf, als im Kindergarten oder in den ersten Volksschuljahren. Geschweige weiterer Sprachen. Ich muss sagen, dass mich diese Theorie erstaunt! Insofern hat Herr Dierstein in seiner Analyse - teilweise - recht.

Sa., 14.05.2016 - 11:59 Permalink
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Markus Lobis Mo., 16.05.2016 - 20:49

Antwort auf von Sigmund Kripp

Genau! Gerade dieses Argument wird von den WortführerInnen der Südtiroler Freiheit immer wieder ins Feld geführt. Ich denke, es geht hier nicht so sehr um die Frage, ob Herr Dierstein recht hat oder nicht. Es ist vielmehr ein reizvoller Versuch, die verqueren Argument der STFler sozusagen gegen sich selbst zu richten.

Mo., 16.05.2016 - 20:49 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Mi., 18.05.2016 - 20:34

Antwort auf von Markus Lobis

"Ich denke, es geht hier nicht so sehr um die Frage, ob Herr Dierstein recht hat oder nicht."
echt nicht? wenn etwas schlecht ist (in diesem fall die "sprachpolitik" der stf - die ich im übrigen auch ablehne), dann ist es egal, ob ich dem mit richtigen oder falschen argumenten begegne. hauptsache ich sage "ihr habt unrecht".
das wäre so, wie wenn ich den kreationisten kritisiere indem ich sage: "was redest du da für einen blödsinn. alles leben ist durch das verschmelzen von kieselsteinen und baumrinde entstanden".

Mi., 18.05.2016 - 20:34 Permalink
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Harry Dierstein Sa., 14.05.2016 - 19:43

Antwort auf von Waltraud Astner

Werte Frau Astner,
anläßlich der 51. Ordentlichen Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes wurde LKdt. Mjr. Elmar Thaler im 'Tagblatt der Südtiroler' am 26.04.2016 wie folgt zitiert:

"Die Schützen seien keineswegs gegen den Erwerb von Fremdsprachen. Aber in Südtirol müsse schließlich auch die Schriftsprache wie eine Fremdsprache erlernt werden . Beispielsweise sei bei Oberschülern im ländlichen Bereich eine geringe Kompetenz vorhanden, fließend Hochdeutsch zu sprechen."

Würden Sie Hr. Thaler für seine Aussage auch "kompletten Blödsinn", so wie mir, attestieren?

Sa., 14.05.2016 - 19:43 Permalink
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Profil für Benutzer Tatjana Finger
Tatjana Finger Sa., 14.05.2016 - 10:36

Danke für diesen sehr guten Artikel. Ich kann hier nur zu hundert Prozent zustimmen.
Übrigens sprechen meine Kinder mit mir ausschließlich hochdeutsch, mit ihrem Vater ausschließlich italienisch und mit ihren Freunden Südtiroler Dialekt.
Dies geschah "nebenbei" im familiären und privatem Umfeld. Die erste Fremdsprache Englisch wurde von beiden gerne und mit positiven Ergebnissen erlernt.
Warum ging das? Weil ein unkomplizierter Umgang mit der deutschen und der italienischen Sprache erfolgt ist. Ich habe es als Bereicherung, als einmalige Chance gesehen, meinen Kindern von Anfang an zwei Sprachen "nebenbei" vermitteln zu können.
Ich bin übrigens in Bayern aufgewachsen und zu meiner Zeit war es untersagt in den Gymnasien Dialekt zu reden. Aus diesem Grund spreche ich Hochdeutsch. Es ist unnütz zu erwähnen, dass ich natürlich trotzdem bayrisch verstehe und spreche.
Schade, dass die Südtiroler soviel Angst davor haben, dass der Dialekt verloren gehen könnte.

Sa., 14.05.2016 - 10:36 Permalink
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Harry Dierstein Mo., 16.05.2016 - 16:44

Antwort auf von Tatjana Finger

Liebe Tatjana Finger, genauso, wie Sie das beschreiben, würde ich es mir am liebsten für alle Kinder wünschen. Mehrere Sprachen als Kind möglichst "nebenbei" zu erlernen, ohne es als Anstrengung oder gar Zwang wahrzunehmen. Ich durfte bereits einige Familien, wie die Ihre, persönlich kennenlernen und war jedesmal fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit bereits Zwölfjährige zwischen Dialekt, Deutsch und Italienisch problemlos hin und her wechseln. Herzlichen Dank für Ihren wirklich sehr wertvollen Kommentar.

Mo., 16.05.2016 - 16:44 Permalink
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Profil für Benutzer Waltraud Astner
Waltraud Astner So., 15.05.2016 - 13:43

@Harry Dierstein
"Würden Sie Herrn Thaler auch kompletten Blödsinn, so wie mir attestieren?"
Ja würde ich. Die Hochsprache ist für Kinder weder im Kindergarten und schon gar nicht in der Grundschule, wo ich mich auskenne, eine Fremdsprache. Sie haben anscheinend nichts mit Kleinkindern zu tun, sonst wüssten Sie dass nahezu alle schon vor dem Kindergarten In Rollenspielen die Hochsprache benutzen und spielerisch damit umgehen. Italienisch und Englisch zu lernen ist gänzlich etwas anderes, da sie v.a. in der Grammatik wesentlich von der deutschen Sprache abweichen. Beide sollten mittels Fremdsprachdidaktik gelehrt werden.

So., 15.05.2016 - 13:43 Permalink
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Harry Dierstein Do., 19.05.2016 - 10:15

Antwort auf von pérvasion

Da habe Sie wohl etwas komplett falsch verstanden, verehrter Pérvasion, denn ich bin ein ganz großer Fan der Dialektsprache und würde diese auch niemals einschränken wollen.
Ich halte es nur für genauso wichtig, dass man ZUSÄTZLICH zum Dialekt (den jeder Mensch irgendwo und irgendwie sprechen sollte) die Fähigkeit haben müsste, sich in einer allgemein verständlichen Standard-/Schrift-/Hochsprache (nennen Sie es meinetwegen gerne, wie Sie wollen) mit anderen Menschen, die in dieser ebenfalls Standardsprache kommunizieren, austauschen kann. Genau darum geht es mir.
Mir tun Leute fast ein bisserl leid, die gar keinen Dialekt sprechen können (wie beispielsweise in weiten Teilen Niedersachsens) und halte die Pflege und die Bewahrung unserer Dialekte für eine große Kulturaufgabe.

Do., 19.05.2016 - 10:15 Permalink
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Harry Dierstein Mo., 16.05.2016 - 16:54

Lieber Oliver, so wie du deinen Fremdsprachenunterricht schilderst, konnte das ja eigentlich nur in die Hose gehen. Ich bin auch der Meinung, dass man eine Fremdsprache durchaus auch "auf der Straße" lernen kann, aber dazu braucht man natürlich auch die entsprechenden Sprachpartner.
Es liegt mir fern, hierzu Gesetze einführen zu wollen, aber ich bin der Überzeugung, dass eine Abschaffung dieser "linguistischen Apartheid" in Südtirol früher oder später entweder von innen kommen muss, notfalls aber von oben angeordnet werden sollte. Dies zum Wohle der Kinder und eines entspannteren interkulturellen Zusammenlebens aller.

Mo., 16.05.2016 - 16:54 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 16.05.2016 - 17:26

Antwort auf von Harry Dierstein

" diese "linguistischen Apartheid" in Südtirol " - Dass man immer so übertreiben und überspitzen muss?! Ich glaube, dass Christian Kollmann recht hat, wenn er meint, dass auch eine vermehrte Verwendung des Deutschen z. B. im italienischen Bozen und in öffentlichen Ämtern und Diensten (d.h. Personen mit Zweisprachigkeits-Ausweis) der Entkrampfung weiterhelfen würde.
Meine Idee: alle Eltern, die ihr Kind in einer Betreuungs- und Bildungsstätte der anderen Sprache einschreibt, sich auch verpflichtet, diese Sprache selbst zu erlernen. Das Angebot könnte von der selben Struktur kommen. Wäre auch für Ausländer-Mütter eine Chance, die Sprache zu erlernen!

Mo., 16.05.2016 - 17:26 Permalink
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Profil für Benutzer Harry Dierstein
Harry Dierstein Do., 19.05.2016 - 10:04

Antwort auf von Sepp.Bacher

Überspitzungen sind sicher tolerierbar, wenn sie als solche erkennbar in Anführungszeichen gesetzt wurden. (Ich vermute, Sie haben verstanden, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte.)
Ob Cristian Kollmann sich wirklich für die deutsche Standardsprache bei Behörden einsetzt, sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich ist es ihm einfach nur wichtig, dass dort selbst der breiteste Südtiroler Dialekt verstanden wird. Deutsch dürfte ihm relativ egal sein.
Ihren Vorschlag zum Spracherwerb der Eltern an der Betreuungsstäte der Kinder habe ich in dieser Form noch nicht gehört und finde ihn überaus interessant. Vielen Dank dafür! Das könnte in der Tat eine praktikable Möglichkeit sein, den Fremdsprachenerwerb auch den Eltern schmackhaft zu machen.

Do., 19.05.2016 - 10:04 Permalink
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Profil für Benutzer carlo sperzna
carlo sperzna Di., 17.05.2016 - 08:19

Harry hat Recht. Der Umgang mit dem Fremden, sei er jetzt Italiener, Albaner, Marokkaner oder Sinti würde sicher auf der Ebene der Hochsprache besser verlaufen. Der Dialekt ist zu lokal und irgendwie entspricht er nicht den Wunsch eine Sprache zu sprechen die in einem größeren Raum als nur Südtirol nutzbar ist. Was Menschen mit Migrationshintergrund suchen ist eher die Öffnung zu den großen Kulturraume von denen sie in den Herkunftsländer so oft positives gehört hatten als eher der ausgrenzende Dialekt. In Zukunft mit einem immer steigenden Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund kann Bozen mehr deutsch werden wenn aber die Hochsprache gepflegt wird und der Umgang mit den neuen Mitbürgern in dieser Sprache erfolgt. Die Herausforderung in den nächsten dreißig Jahren ist gerade diese.
In den immer noch so heiß umkämpften Geburtenstationen der peripheren Krankenhäuser kommen immer mehr Mohammad und Fatima zur Welt...

Di., 17.05.2016 - 08:19 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Di., 17.05.2016 - 09:08

Antwort auf von carlo sperzna

stimme ich nicht zu.
ich glaube, du unterschätzt unsere neuen mitbürgerinnen und mitbürger. ich bin in einer gegend in nordtirol groß geworden, in der ein viertel der menschen türkischen hintergrund hat. nachdem die "einheimischen" irgendwann begriffen haben, dass "du gehen das holen" und "du machen beton mit mischmaschine" nicht zielführend sind, haben sie mit den zuwanderern einfach "ganz normal" gesprochen. und "normal" war und ist in meinen breiten dialekt. und dieser ist das gegenteil von ausgrenzend, wenn es um integration geht. hochdeutsch ist die sprache der distanz, während der dialekt die sprache der intimität ist. wenn ich mit jemandem im dialekt spreche, signalisiere ich, dass er/sie dazugehört. darin liegt ein enormes integrationspotenzial. die meisten der vormaligen "türken" sind mittlerweile vor allem durch die sprache gut integriert.
https://www.youtube.com/watch?v=eS4DllVXSMI

Di., 17.05.2016 - 09:08 Permalink
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Profil für Benutzer Stephan H.
Stephan H. Di., 17.05.2016 - 09:30

Antwort auf von Harald Knoflach

Die Integration ist sicher eines der wichtigsten Themen in Südtirol, v.a. wegen der Sprache.
Herr Dierstein hat mir zurückgeschrieben, dass sprachliche Barrieren nix mit den sprachlichen Minderwertigkeitsgefühlen der Südtiroler zu tun haben, sondern mit einer völkischen Arroganz. Das Beispiel aus Nordtirol widerspricht dieser These, weil es üblich ist, dass die Zuwanderer das Idiom der lokalen Bevölkerung übernehmen, wenn Integration gelingen soll. Dass dies in Südtirol nicht der Fall ist, hat im Prinzip mit den geschichtlichen Ereignissen seit dem 1. WK zu tun, weil es eben zu Italien gehört. So ist es in Südtirol gängiger Usus, dass deutschsprachige Südtiroler mit Menschen mit Migrationshintergrund automatisch italienisch sprechen, weil sie eben meinen bzw. es den Tatsachen entspricht, dass die Lingua Franca eben italienisch ist. Vielleicht sollte sich der Author des Artikels wirklich mal die Situation auf dem Land in Bayern, Kärnten, Voralberg oder Nord-Osttirol anschauen und dann seine Schlüsse ziehen.

Di., 17.05.2016 - 09:30 Permalink
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Profil für Benutzer Harald Knoflach
Harald Knoflach Di., 17.05.2016 - 10:06

Antwort auf von Stephan H.

ja. wenn ein deutschsprachiger südtiroler vorauseilend italienisch spricht, ist das auch distanz. und das passiert sehr häufig. ich kenne auch zuwanderer, die sehr gut deutsch gelernt haben. für sie ist das frustrierend. sie werden immer auf italienisch angesprochen, wobei sie genau wissen, dass derjenige, der sie anspricht deutscher muttersprache ist. leute, die menschen mit migrationshintergrund (wenn dieser durch die hautfarbe ersichtlich ist) auf italienisch ansprechen, geben den neuen mitbürgern zweierlei zu verstehen: "du gehörst nicht dazu" und "es ist sinnlos, wenn du in südtirol deutsch lernst". integration ist anders.
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=10617

Di., 17.05.2016 - 10:06 Permalink
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Profil für Benutzer Christian Mair
Christian Mair Di., 17.05.2016 - 10:13

Antwort auf von Harald Knoflach

interessante Diskussion:
Meine Frage: Wird die lingua franca verwendet, weil sie:
- eine Methode der Ausgrenzung ist?
- das Eingeständis einer mangelnden überregionalen Anwendbarkeit ist?

Nicht über "entweder oder" sondern "sowohl als auch" könnte im Umgang mit Dialekt und Standardsprache(n!) nachgedacht werden????

Di., 17.05.2016 - 10:13 Permalink
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Profil für Benutzer pérvasion
pérvasion Di., 17.05.2016 - 12:45

Antwort auf von Christian Mair

Natürlich bedingen Dialekte (und Sprachen!) auch Ausgrenzung. Aber wenn ich in England heimisch werden möchte, muss ich eben Englisch lernen. In Zürich muss ich Zürideutsch wenigstens verstehen — und in Tirol Tirolerisch. Spreche ich mit Zugezogenen ausschließlich Hochdeutsch oder Italienisch, ist das der beste Weg, sie in der Ausgrenzung verharren zu lassen.

Di., 17.05.2016 - 12:45 Permalink
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carlo sperzna Di., 17.05.2016 - 16:14

Antwort auf von pérvasion

Mann lernt und gebraucht eine Sprache wenn man diese Sprache auch liebt, neugierig ist, sie schätzt, sich in Ihr zu Hause fühlen könnte. Es muss Zuneigung und gegenseitiges Verständnis herrschen. Migration ist auch ein nehmen und geben. Können wir ein bisschen arabisch? arabisch Kurs in Bozen gehen meisst lehr aus..... alles wird nur von Ihnen verlangt.
Sie müssen... sie müssen das lernen und dieses lernen und sich so Integrieren. Eine Bevormundung die mit Arroganz sehr viel zu tun hat und nicht mit Größe. Das funktioniert nicht. Das rächt sich in der zweiten Generation

Das haben wir gesehen in Berlin wo ganze Viertel nur türkisch sprechen um nicht von Moelenbeck in Brüssel zu sprechen. Ähnliche ist es leider auch in Bozen. Ganze Viertel um der Palermostrasse sind sich des deutschen nicht mächtig und der Grund liegt nicht in Ihrer Mentalität (die Herr Kollmann ja so gerne ändern möchte) sondern im tiefen Misstrauen dem anderen gegenüber (und so lange er diese ändern will wird es wohl so bleiben).
Ich glaube wir sind dabei den gleichen Fehler nochmals zu begehen. Deutsch ist eine große Kultursprache aber Können wir diese Größe der Sprache auch vermitteln?

Di., 17.05.2016 - 16:14 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Di., 17.05.2016 - 17:32

Antwort auf von carlo sperzna

Es könnte auch sein, Herr Speranza, dass man in Berlin, in Brüssel, usw. die Integration nicht konsequent genug betrieben hat. Man hatte auch noch wenig Erfahrung. Außerdem kamen dort Gastarbeiter und keine Flüchtlinge.
Aber die Integration bedeutet immer, dass sich die Minderheit in die Mehrheit integriert; noch genauer in eine bestehende Gesellschaft, in eine Gemeinschaft und in eine Kultur. Wie kommen sie auf die Idee, dass wir arabisch lernen sollen? Vielleicht auch alle Sprachen Westafrikas südlich der Sahelzone, falls die Ankömmlinge Analphabeten sind, sonst Englisch oder Französisch? Für Flüchtlinge aus Pakistan und Afghanistan Urdu oder Paschtunisch? Ist wohl eher einfacher, wenn sie unserer Sprachen lernen, ihnen jeder auf seine Art behilflich ist und sie nicht verspotten, wenn sie Fehler machen!

Di., 17.05.2016 - 17:32 Permalink
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carlo sperzna Di., 17.05.2016 - 18:22

Antwort auf von Sepp.Bacher

Arabisch ist eine schöne Sprache mit noch einer sehr schöneren Poesie. Denke nur a Goethe und dem "Diwan" kein deutsches Wort oder....Aber Goethe war ein großer Geist der die Schönheit des hebräischen erkannt hatte und vielleicht dadurch auf dem "Diwan" stieß. Aber das sind alles Spekulationen

Arabisch ist ja nur ein Beispiel. es geht um die Wertschätzung. Es sind Menschen... und einseitig funktioniert es in keiner Beziehung. Oder verlangen sie nur von Ihrer Frau?
Migration oder auch Völkerwanderung von geburtenstarke in geburtenarme Länder ist vermutlich die Herausforderung im 21 Jahrhundert

Di., 17.05.2016 - 18:22 Permalink
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Salto User
Sepp.Bacher Di., 17.05.2016 - 19:50

Antwort auf von carlo sperzna

Noch einen Satz zur Verdeutlichung des Begriffs Integration: " Integration beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens." Aus : https://de.wikipedia.org/wiki/Integration_(Soziologie).
Sicher ist arabisch eine schöne Sprache. Es geht mir nicht um die Arabische Sprache. Ich glaube man soll aber bei der Realität bleiben, das ist hilfreicher!

Di., 17.05.2016 - 19:50 Permalink
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Christian Mair Di., 17.05.2016 - 17:02

Antwort auf von pérvasion

Einverstanden. Aber Sigmund Kripp hat wohl recht, wenn er jedem Nichttiroler eine Übergangszeit zugesteht, in der eine Verständigung über "cowboy-Deutsch" hinaus möglich ist. Wenn für den cowboy ein Grund gegen Verständigung spricht, kann er immer noch zur Methode "Ausgrenzung" greifen.

Di., 17.05.2016 - 17:02 Permalink
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pérvasion Di., 17.05.2016 - 17:47

Antwort auf von Christian Mair

Übergangszeiten sind selbstverständlich… natürlich spreche ich mit einem Touristen anders als mit einem Zugezogenen und mit einem neu zugezogenen Zugezogenen anders als mit einem, der schon länger hier lebt und einige Brocken versteht. Aber dass wir mit »neuen MitbürgerInnen« grundsätzlich Hochdeutsch sprechen sollten — oder gar ganz Südtirol auf den Dialekt verzichten sollte, wie manche fordern — wäre meiner Meinung nach ein Blödsinn.

Di., 17.05.2016 - 17:47 Permalink
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Harry Dierstein Do., 19.05.2016 - 10:36

Antwort auf von Harald Knoflach

Ja, das stimmt und auch ich ertappe mich sehr häufig dabei, exotische Ausländer mittlerweile grundsätzlich auf italienisch anzusprechen. (Das tue ich inzwischen sogar bei japanischen Touristen in München und brauche dann immer eine Schaltsekunde, bis ich mir meines peinlichen Irrtums bewusst werde.)
Mich würde sehr interessieren, wie Sie mir folgendes Phänomen erklären würden und ich bin sehr neugierig auf Ihre Antwort: Freizeitsituation irgendwo in einer Bar in Südtirol. Fünf junge Erwachsene ("deutsche" Wurzeln und perfekt mehrsprachig) treffen sich nach Feierabend, unterhalten sich bestens gelaunt, scherzen über alles Mögliche und sprechen dabei Südtiroler Dialekt.
Als der sechste Freund dazustößt ("Italiener", ebenfalls perfekt mehrsprachig) bleibt die Stimmung weiterhin fantastisch, die Scherze gehen weiter, nur plötzlich wird ausschließlich nur noch italienisch gesprochen.
Ich konnte obige Situation schon recht häufig beobachten und habe aber noch nicht ganz begriffen, was die Ursache für diese Sprachwechsel ist? Warum unterhält sich diese Gruppe plötzlich auf italienisch, obwohl man sich ja genauso gut auf Hochdeutsch oder auch in Dialektsprache unterhalten könnte? Wie lautet Ihre Erklärung hierfür?

Do., 19.05.2016 - 10:36 Permalink
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Sigmund Kripp Di., 17.05.2016 - 11:15

Meiner Erfahrung nach gibt es viele südtiroler Italiener, die gerne mit mir Deutsch sprechen wollen; nur ist man oft reflexartig gleich beim Italienischen. Das ist die Geschichte.
WENN aber deutschsprachige Südtiroler Italiener zum Deutschsprechen animieren wollen, geht das sicher besser, wenn wenigstens ein österreichisches Hochdeutsch gesprochen wird. (nicht unbedingt das touristische "Sahnedeutsch"). Dasselbe gilt für jeden anderen Anderssprachigen! Wir hätten auch unsere Schwierigkeiten, eine uriges Sardisch oder Nabboledanisch zu verstehen....

Di., 17.05.2016 - 11:15 Permalink