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Ist IOTA das Internet der Dinge?

Südtiroler Blockchain Experte schafft Basis für eine Marktwirtschaft der Dinge
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: IOTA Stiftung Berlin

Was meint der Begriff Internet der Dinge (IoT) eigentlich? Der Südtiroler Dominik Schiener sieht die Antwort in einer automatisierten “Machine Economy” in der die beteiligten Geräte sich für Dienste und Daten bezahlen. Seine Berliner IOTA Foundation arbeitet gerade an dieser Technologie. 
Am 6. Juli wird Dominik Schiener im IDM Siemenstrasse 19 einen Vortrag zu IOTA halten.

 

Roland Kofler hat Dominik Schiener für Open Technologies interviewt.

 

Dominik Schiener gewann einige angesehene Blockchain Hackathons, bevor er sich voll dem Startup IOTA widmete. Hier beim Wanxiang Blockchain Labs Hackaton in Shanghai 2016

 

Was ist die IOTA Vision, was wird in 10 Jahren sich durch IOTA verändert haben wenn ihr erfolgreich seit?

 

Unsere große Vision ist es eine “Machine Economy” zu ermöglichen, wo sich Maschinen untereinander bezahlen und Ressourcen (Daten, Energie, Computation, Storage usw.) austauschen. In der recht nahen Zukunft werden unsere Autos “eWallets” (also digitale Brieftaschen) haben, womit automatische für alle Services bezahlt wird, z.B. Maut, Parkplatz, EV Charging usw. 

 

Dominik Schiener mit Carsten Stöcker von RWE bei ihren Blockchain / Tangle workshop auf der “Industry of Things World” in Berlin 

 

Wie viele Leute arbeiten zur Zeit an IOTA und wie ist die Organisation strukturiert?

 

Wir sind im Moment dabei eine gemeinnützige Stiftung in Deutschland aufzusetzen, welche sich hauptsächlich um die Weiterentwicklung und die Standardisierung von IOTA und anderen DLT Protokollen (welche wir im Moment in der Roadmap haben) kümmert. 
Global sind es jetzt mehr als 20 Leute die an IOTA arbeiten (Vollzeit und Teilzeit) - wir sind aber im Moment dabei noch mehr Leute in unsere Stiftung bzw. den Startups einzustellen. Weil IOTA ja FOSS (Free Open Source Software) ist, ist es unser Ziel ein flourirendes Ökosystem aufzubauen wo Entwickler, Startups und Unternehmen dazu beitragen das Kernprotokoll weiter zu entwicklen und durch Applikationen, Modulene und Libraries zu erweitern. 

 

IOTA bei Hack4Farming in Nairobi, Kenia

 

Vom Gipfel ins Tal blickend: wie funktioniert IOTA?

 

Alle Gründer von IOTA (David Sønstebø, Sergey Ivancheglo, Serguei Popov und ich) sind ja schon seit 2010 / 2011 im Blockchain Space und haben so ziemlich alles bis jetzt gesehen. In 2013 hat Sergey damals die erste Proof of Stake Blockchain entwickelt (also ein komplett neuer Consensus Algorithmus im Vergleich zu Bitcoin). Mit diesem Wissen, und mit unserem generellen Interesse an Internet of Things haben wir dann IOTA entwickelt um die Limitierungen von Blockchain zu lösen. 
 
IOTA ist fundamental anders als Blockchain. Einerseits basieren wir nicht mehr auf einer Blockchain, sondern einer Weiterentwicklung - dem Tangle, welches ein DAG (Direct Acyclic Graph) ist. Die zwei größten Unterschiede zu Blockchain sind einerseits die DLT Struktur selbst (Tangle), und andererseits unser Ansatz um Konsens zu erreichen. 

Im Vergleich zu Blockchain ist der Konsensus in IOTA nicht “decoupled”. Wir haben keine Miner welche als “Gatekeeper” der Blockchain dienen und unnötige Ressourcen verschwenden müssen um das Netzwerk zu sichern. In IOTA, jeder Teilnehmer welcher eine Transaktion ausführt nimmt aktiv am Konsensus teil. Um eine Transaktion auszuführen, gibt es 3 Schritte:
Signing: Man signiert die Transaktion um die “raw transaction trytes” zu erhalten.
Tip Selection: Zwei Transaktionen vom DAG werden zufällig ausgewählt (durch ein sogenanntes “tip selection” Verfahren). Diese beiden Transaktionen werden dann validiert (d.h. Man prüft Signatur und die Validität der Transaktion um sicherzugehen, das es kein Double Spend ist)
Proof of Work: Man muss einen gewissen Aufwand abschließen um eine Transaktion erfolgreich vom Netzwerk akzeptiert zu bekommen. Dieser Proof of Work hat nichts mit Bitcoin an sich zu tun, sondern ist ähnlich wie die Originale Implementierung von Hashcash. Dieser Proof of Work ist dazu da um Spam und Sybil-Attacken zu verhindern.
 
Das schöne an IOTA ist das es ein sehr effizientes Transactional Settlement Layer ist. Transaktionen können einerseits monetär sein, sie können aber auch Daten enthalten welcher verschlüsselt sind. Dadurch löst IOTA zwei der größten Probleme in IoT: Machine-to-Machine Payments und Data Integrity / Transmission.

 

Double Spending wird in IOTA probabilistisch gelöst. Nehmt ihr also in kauf dass hin und wieder ein Double Spending auftritt? Welche Rolle spielen dabei Markov-Ketten?

 

Jeder Consensus Algorithmus im Blockchain Space ist probabilistisch. In Blockchain ist die Frage: was ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Block durch eine Attack reversed wird? Deshalb ist zum Beispiel in Bitcoin eine vorgeschlagene Wartezeit von 6 Blöcken (ca. 60 Minuten) vorgeschlagen, um sicherzugehen, dass die Transaktion nicht mehr verändert werden kann.
 
In IOTA gibt es das gleiche Prinzip. Was ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Transaktion durch mehr Hashing-power in einem anderen “Subtangle” mehr Bestätigungen erhält, und dadurch vom ganzen Netzwerk akzeptiert wird? Ein Protokoll welches ab und zu Double-Spendings ermöglicht, wäre natürlich recht sinnlos (speziell wegen der Unsicherheit ob man ein Payment akzeptieren kann). Deshalb erlaubt IOTA natürlich auch keine intentional Double-Spends - außer es gibt Consensus failures.
 
Weil IOTA ja keine Miner hat, bietet unser Tip Selection Algorithmus bzw. die Größe des gesamten Netzwerks Sicherheit und Schutz vor Double-Spending und anderen Attacken (siehe unser Whitepaper). Unser Tip Selection Algorithmus basiert auf MCMC (Markov-Chain Monte-Carlo), welcher zwei zufällige Transaktionen zur Konfirmierung auswählt. Welches dann heißt, dass ein Attacker welcher einen subjektiven / selektiven Tip Selection Algorithmus verwendet von der Mehrheit des Netzwerks überwogen wird und nicht in der Lage ist, seine Transaktionen akzeptiert zu bekommen. 

MCMC (Markov-Chain Monter-Carlo) ist unser Tip Selection Algorithmus welcher die beiden Transaktionen welche konfirmiert werden auswählt. Weil MCMC auf Zufall basiert, sichert unser Tip Selection Algorithmus dadurch auch das gesamte Netzwerk.

 

IOTA Präsentation in China

 

Wo kann ich mir heute IOTA tokens kaufen?

Wir bereiten uns gerade auf den Exchange Launch vor, also würde ich es definitiv raten, auf Kraken, Bitfinex oder Poloniex IOTAs zu kaufen. Im Moment kann man IOTA nur OTC (Over-the-Counter) kaufen.
(Anmerkung Redaktion: Die Hongkonger Börse Bitfinex handelt IOTA seit 13 Juni)

Welche Einsatzmöglichkeiten siehst du für Blockchain Tech und IOTA speziellen in Südtirol?

Recht viele.  
Die bessere Frage ist: was würde Südtirol überhaupt ausprobieren können? Ich würde mich mal freuen, wenn Südtirol ein bisschen offener für neue Technologien wäre.

Anmerkung der Redaktion: wir arbeiten daran ;-) 

Vielen Dank für das Gespräch Dominik.