“Investieren Sie 27.000 Euro und in zwei Jahren werden sie 3 Millionen Euro damit verdient haben.” Mit solchen und ähnlichen Versprechungen wird in Youtube-Videos, bei Events und auf speziellen Internetseiten für OneCoin geworben. Die virtuelle Währung – auch Kryptowährung genannt – wird als vermeintlich gewinnbringende Geldanlage dargestellt und gemeinsam mit den dazugehörenden Weiterbildungspaketen, zum Beispiel jenem zum “infinity trader”, von diversen Gesellschaften – allen voran der One Life Network Ltd – als äußerst gewinnbringend angepriesen.
Auch in Südtirol. Zu großer Bekanntheit in der Szene haben es drei Brüder aus Brixen gebracht. Seit Ende der 1990er Jahre sind sie zu Größen im OneCoin-Business mutiert. Doch die Praktiken rund um das digitale Geldgeschäft sind äußerst fragwürdig. So berichtet die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), dass seit einiger Zeit vermehrt Meldungen und Anfragen zu dem Kryptogeld eintrudeln. “Die VerbraucherInnen meldeten uns zudem, verstärkt aufgefordert worden zu sein, die Vorschläge der Gesellschaft weitest möglich zu verbreiten, um die verschiedenen Boni des Systems zu erhalten, die auf diese Weise passive Gewinne generiert hätten”, berichtet die VZS. “Somit wäre eine eigene Vertriebskette entstanden, mit dem Zweck, neue Personen ins System zu bringen.”

Bereits im August 2016 die VZS gemeinsam mit der Europäischen Verbraucherzentrale das System an schließlich der italienischen Aufsichtsbehörde für Wettbewerb und Markt AGCM gemeldet. Anfang März hatte diese One Life Network Ltd die Vermarktung der OneCoin-Währung in Italien vorsorglich untersagt. Die Verbraucherzentrale schrieb damals: “Der Großteil der Einkünfte, so die AGCM, käme nicht aus dem Verkauf des virtuellen Gelds OneCoin, sondern vielmehr aus den Quoten, die die VerbraucherInnen beim Eintritt ins System bezahlen; dieselben VerbraucherInnen müssten dann, um ihrerseits Gewinne erzielen zu können, weitere EinsteigerInnen finden. Diese Art des Vorgehens scheint typisch für ein Pyramidensystem zu sein.”

Neben One Life Network Ltd hatte die AGCM, unterstützt von der Antitrust-Abteilung der italienischen Finanzwache, auch Verfahren gegen andere Internetseiten (onecoinsuedtirol.it, onecoinitaliaofficial.it, onecoinitalia.com) , über die das System beworben wurde, eröffnet. Nun sind die Verfahren abgeschlossen und die Aufsichtsbehörde hat Geldstrafen in der Höhe von 2,595 Millionen Euro verhängt. Der Grund: Die AGCM habe in Bezug auf OneCoin zwei verschiedene unfaire Handelspraktiken festgestellt, heißt es aus der VZS: eine in Bezug auf die Vorstellung der Eigenschaften des Produkts, und eine in Bezug auf das pyramidenartige Verkaufssystem. Die Verbraucherschützer erklären:
“Laut AGCM ist die erste Praktik, die von mehreren mit dem System zusammenhängenden Subjekten angewandt wurde, irreführendes Verhalten, da die versprochenen hohen Gewinne nicht wahr sind, da keinerlei Dokumentation übergeben wurde, welche das Funktionieren des Kryptogelds OneCoin erklärt hätte. Den VerbraucherInnen wurde die Geldanlage schmackhaft gemacht, indem man die Unterschiede im aktuellen und zukünftigen Preis der OneCoins in mehreren Jahren hervorstrich: lauter Elemente die im Zuge der Ermittlungen der AGCM keinerlei Bestätigung fanden.
Die zweite unfaire Handelspraktik bestand darin, jene Personen die gerade ein Paket erworben hatten, dazu zu überreden, OneCoin zu bewerben, da diese Werbung den Wert des Krypogelds steigern würde, und den Betreffenden weitere Boni und 'passive' Gewinne verschaffen würde. Solcher Art wurde ein pyramidenartiges Verkaufssystem geschaffen, welches in Italien eine in jedem Fall irreführende Handelspraktik darstellt.”

Die von der AGCM verhängten Strafen betreffen One Life Network Ltd (2 Millionen Euro), One Network Services Ltd (500.000 Euro), Easy Life S.r.l. (80.000 Euro) und die Inhaber der Webseiten onecoinsuedtirol.it, onecoinitaliaofficial.it, onecoinitalia.com (je 5.000 Euro).