„Offener Sonntag liefert Sauerstoff“
Herr Hillebrand, leidet ihr Unternehmen unter der Krise?
Robert Hillebrand: Sagen wir, es läuft derzeit sehr schleppend und man muss sich viel stärker um die Kunden bemühen. Das machen wir durch gezielte Maßnahmen.
Also durch Dauertiefstpreise?
Nicht nur, denn nur über den Preis zu arbeiten, würde irgendwann als Bumerang auf uns zurückfallen. Wir versuchen hier schon recht aggressiv zu agieren, doch über den Preis hinaus möchten wir unseren Kunden auch noch andere Werte wie Qualität, Sortimentstiefe oder lokale Produkte bieten, nach denen es derzeit gerade eine große Nachfrage gibt.
Wie sehr nutzt die Liberalisierung der Aspiag?
Wir sind vor der Liberalisierung gute Wege gegangen und gehen sie heute – auch weil wir als Unternehmen sowohl große und kleine Flächen abdecken. Aber sicherlich haben die großen Flächen in Folge der Liberalisierung einen gewissen Vorteil. Das sehen wir vor allem an den Sonntagen, die dort Super-Einkaufstage sind.
Sonntagsgegner wie Georg Oberrauch behaupten dagegen, der Sonntag rechne sich auch für Unternehmen nicht.
Dann rechnet es sich vielleicht nicht für seine Produkte. Ich kann nur sagen, wir erzielen am Sonntag je nach Woche entweder den zweistärksten oder sonst den besten Umsatz der Woche.
Und haben dabei keine Befürchtungen, zum gesellschaftlichen Niedergang beizutragen?
Schauen Sie, ich persönlich kaufe auch nicht am Sonntag ein. Aber der Sonntag hat sich in den letzten Jahren sehr stark gewandelt. Ich kenne kaum mehr eine Familie, die zu Hause sitzt und gemeinsam Karten spielt. Und zusammen ein Einkaufszentrum zu besuchen ist eben oft der kleinste gemeinsame Nenner in einem Familienverband.
Der Besuch eines Despars ist aber wohl kein Familienerlebnis?
Für mich nicht, aber es gibt eben verschiedene Standards was Leute als Erlebnis beurteilen. Wir beobachten hier auch Unterschiede zwischen den Sprachgruppen. Während der Sonntag vor allem für die deutschsprachige Bevölkerung noch vielfach für andere Aktivitäten genutzt wird, gehört Einkaufen bei den Italienern absolut zur Freizeitgestaltung. Gerade in dieser Bevölkerungsgruppe haben wir mit den offenen Sonntagen sehr viel Erfolg.
Wie viele Filialen halten am Sonntag offen?
Von über 50 Geschäften in Südtirol-Trentino sind es derzeit wahrscheinlich keine zehn. Neben Bozen halten wir noch in einigen Städten wie Meran oder Bruneck und in manchen Tourismusgemeinden offen.
Doch auch das bringt ein Plus in stagnierenden Zeiten?
Ja, ich muss sagen, die Sonntagsöffnung ist vor allem in den großen Geschäften ein sehr positives Argument, die ein wenig Sauerstoff in die gesamte Situation bringt.
Die Sonntagsschließung wieder
Die Sonntagsschließung wieder einzuführen wäre ein Irrsinn.