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Eine Frage des Zutrauens

Das letzte Wort bei der Nominierung des neuen Sabes-Generaldirektors hat die Landesregierung. Ein Schael 2.0 soll es nicht geben, lässt der Landeshauptmann durchklingen.
Thomas Schael
Foto: Salto.bz

Der Beste soll den Job kriegen. Darin sind sich Arno Kompatscher und Thomas Schael dieser Tage einig. Doch abgesehen davon trennen den Landeshauptmann und den ehemalige Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs (Sabes) derzeit Welten. Geht es nach ersterem, soll es zu keinem Schael 2.0 kommen. Objektiv gebe es aber nichts, was dagegen sprechen würde, so die Botschaft von zweiterem.
Fest steht aber: Um das heiße Eisen, zu dem die Nachbesetzung der Stelle von Thomas Schael durch dessen erneute Bewerbung verkommen ist, wird die Landesregierung vor den Landtagswahlen am 21. Oktober nicht herumkommen.

 

Der 60-Tage-Countdown

Laut Gesetz darf der Posten des Generaldirektors des Sanitätsbetriebs nicht mehr als 60 Tage vakant sein. In diesem Fall bedeutet das: 60 Tage ab 10. August – jenem Tag, an dem der Vertrag zwischen Thomas Schael und Land Südtirol rechtskräftig aufgelöst wurde. Bis 9. Oktober muss also ein neuer Generaldirektor her. Wird keiner gefunden, muss ein kommissarischer Verwalter die Leitung des Sanitätsbetriebs übernehmen. Derzeit leitet Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler den Betrieb geschäftsführend.

Bei der Nachbesetzung der Generaldirektion ist zunächst eine Fachkommission an der Reihe. Die überprüft, welche der Bewerber die fachlichen, technischen und rechtlichen Voraussetzungen erfüllen, um den Posten des Generaldirektors zu bekleiden – und legt eine entsprechende Liste von geeigneten Kandidaten vor. Dann ist die Politik am Zug. Die endgültige Ernennung obliegt nämlich der Landesregierung.

Vor drei Jahren, im Juni 2015 entschied sie sich für Thomas Schael, dessen Namen nach dem Auswahlverfahren als einziger auf der Liste der fünfköpfigen Fachkommission stand.
Werden bei der Nachbesetzung der Stelle des Generaldirektors die Kriterien drei Jahre später dieselben sein? Diese Frage stellte salto.bz dem Landeshauptmann im Rahmen der Pressekonferenz im Anschluss der Sitzung der Landesregierung am heutigen Dienstag.

 

Landesregierung am Hebel

Denn sollte das der Fall sein, gäbe es wohl keinen Grund, Thomas Schael, der sich um die Stelle beworben hat, erneut zum Sabes-Generaldirektor zu ernennen. “Die gesetzlichen Kriterien werden von den Staats- und Landesgesetzen vorgegeben”, präzisiert Arno Kompatscher. Eine andere Sache sei dann die Auswahl des neuen Generaldirektors bzw. der neuen Generaldirektorin durch die Landesregierung “unter jenen, die die Voraussetzungen mitbringen”, so der Landeshauptmann.

Neben jenem von Thomas Schael sind inzwischen auch die Namen von Florian Zerzer (Ressortdirektor von Richard Theiner), Heinrich Corradini (Direktor Abteilung Technik und Vermögen im Gesundheitsbezirk Bozen), Irene Pechlaner (Direktorin Gesundheitsbezirk Meran) und Christian Kofler (Personalchef Sanitätsbetrieb) im Spiel.

“Wir werden uns klarerweise zunächst die Berichte der Kommission genauestens anschauen”, führt Kompatscher das Vorgehen der Landesregierung aus, “aber anschließend gegebenenfalls andere Anforderungen heranziehen – das müssen wir dann zum gegebenen Zeitpunkt entscheiden.”

 

Verlorenes Vertrauen

Soll heißen: Sollte Thomas Schael nach der Überprüfung durch die Fachkommission als geeigneter Kandidat hervorgehen – wovon auszugehen ist –, kann bzw. wird die Landesregierung ein Veto gegen ihn einlegen.
Zur Erinnerung: Der Vertrag mit Schael wurde vorzeitig aufgelöst, da Land und Generaldirektor in Sachen Sanitätsreform “unterschiedlicher Auffassung” gewesen seien, “die Basis für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Generaldirektor eine zerrüttete ist”, wie Gesundheitslandesrätin Martha Stocker Anfang Juli meinte.

Warum man Schael nicht berücksichtigen werde, lässt Kompatscher durch den Zeilen durchklingen: “Es geht ja auch darum, dass man der Person zutraut, diesen Betrieb entsprechend zu führen. Das ist keine leichte, sondern eine sehr komplexe Aufgabe, die viele Fähigkeiten erfordert. Nicht nur technischer Natur, sondern natürlich sind auch Managementkenntnisse gefragt, vor allem auch in der Personalführung und in der Mitarbeitermotivation. Deshalb werden wir selbstverständlich versuchen, den besten Kandidaten, die beste Kandidatin auszuwählen.”

Schon am Montag hatte Kompatscher duchblicken lassen, dass eine Rückkehr von Thomas Schael ausgeschlossen sei, da dieser die von der Landesregierung gesteckten Ziele nicht erreicht habe. Das sei falsch, richtet Schael über RAI Südtirol und Twitter aus. Er habe “alle vom Land gesteckten Ziele erreicht” und “einen jährlichen Überschuss von mehr als 15 Millionen Euro erwirtschaftet”.

Darauf angesprochen, meint der Landeshauptmann am Dienstag: “Wir sind ja einvernehmlich zum Ergebnis gekommen, dass der Vertrag vorzeitig aufgelöst wird – und das wird schon seine Gründe haben. Auch Dr. Schael hat zugestimmt und wir werden jetzt einen neuen Direktor, eine neue Direktorin nominieren.

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rotaderga Di., 28.08.2018 - 21:41

Spruch hinter vorgehaltener Hand in der Landhausbar heute: wenn das so weiterläuft dann bekommen wir einen 2° Sanitätsdirektor Schael und einen neuen LH.

Di., 28.08.2018 - 21:41 Permalink
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Adalbert Stifter Mi., 29.08.2018 - 12:19

Wer sich ehrlich für das Thema Gesundheitswesen in Südtirol interessiert, höre die Radiosendung
Treffpunkt - Ansichtssache /Gesundheitsreform - 25-08-2018
unter folgender Webadresse:
http://www.raibz.rai.it/feed.php?id=20
Hier nehmen unter anderem drei namhafte Primare, Hubert Messner, Reinhold Perkmann und Franz Ploner sowie der Gewerkschafter Toni Tschenett zur Situation im Gesundheitswesen Stellung.
Einhelliger Tenor ist, dass der Zickzackkurs des Systems Stocker-Kompatscher, also jener der Politik, Schuld an der derzeitigen Misere sei.
Will man ehrlich analysieren und spricht man mit MitarbeiterInnen aus dem Umfeld des Generaldirektors, so wird man hören, dass dieser mit riesigem Einsatz bis an die Belastungsgrenzen die Weichen für eine Verbesserung der Situation gestellt hat. Nicht alle strategischen Maßnahmen sind für die Öffentlichkeit bereits sichtbar. Statt ihn zu unterstützen, hat ihn die Politik etwa durch die bisherige Nichtbesetzung des Verwaltungsdirektors eher behindert. Daraus resultierte auch die Panne mit der Versicherung, Schäl konnte nicht überall gleichzeitig sein.
In letzter Konsequenz sollte er nun für die politischen Versäumnisse herhalten und wurde einem letztklassigen Wahlkampfmanöver geopfert. Eine Rückkehr Schäls wäre für das Südtiroler Gesundheitswesen ein Segen, für die Politik jedoch ein Fluch, denn Schäl ist niemandem etwas schuldig, nicht korrumpierbar und zudem kein parteitreuer Ja-Sager. Ihm geht es um die Sache und nicht darum, auf Kosten der Steuerzahler gut dazustehen.
Und der Wahltag kommt bestimmt, Herr Landeshauptmann!
Bemerkt sei noch, dass der Herr LH jetzt offenbar die unterste Schublade bedient. Zunächst behauptet er, Schäl habe die Ziele nicht erreicht. Dies wird von Schäl umgehend dementiert und er hat bestimmt Beweise dafür. Daraufhin wird subtil mit Managementqualitäten, besonders in der Personalführung und der Mitarbeitermotivation, argumentiert. Das sind aber wohl Bereiche, in denen die mittlere Führungsebene tätig wird, Herr Landeshauptmann.

Mi., 29.08.2018 - 12:19 Permalink