Wirtschaft | Mehrsprachigkeit

...denn wer ist schon perfekt?

“Mehr Mut zur Mehrsprachigkeit!”: Eine neue Kampagne von Land, Wirtschaftsring und Handelskammer soll junge Menschen für den Mehrwert von Sprachen sensibilisieren.
Mut zu Mehrsprachigkeit
Foto: Salto.bz

Es ist ein altes Anliegen, das die neue Allianz eint, die am Freitag Vormittag vor die Medienvertreter tritt. Politik und Wirtschaft wollen zu mehr Mehrsprachigkeit ermutigen. Dazu starten das Land Südtirol – verkörpert vom Landesrat für die deutsche Schule und Bildung, Philipp Achammer –, der Südtiroler Wirtschaftsring um Präsident Leo Tiefenthaler und die Handelskammer von Präsident Michl Ebner eine neue Videokampagne.

“Traut euch!” ist die Aufforderung der fünf Testimonials, die in den Videos Lieder in einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist, zum Besten geben. Gerichtet ist der Appell an junge Menschen, die es besser als ihre Vorgängergenerationen, “mehr Mut zur Mehrsprachigkeit” beweisen sollen.

Mutmacher: auch Klaus Vieider war am Freitag Vormittag bei der Präsentation der Videokampagne anwesend, in der er als Testimonial auftritt und “Baila Morena” von Zucchero singt

 

Nur Vorteile

“Die Wirtschaft braucht unbedingt Mitarbeiter mit guten Sprachkenntnissen, aber es muss bewusst sein, dass sich auch persönliche Vorteile daraus ergeben”, meint SWR-Präsident Tiefenthaler. Sprache als Bereicherung, als Wettbewerbsvorteil, als Türöffner zu anderen Kulturen – dass gerade in einem mehrsprachigen Umfeld wie Südtirol dieses Bewusstsein noch allzu oft fehle, bedauern Achammer, Tiefenthaler und Ebner.

Dieses Bewusstsein, insbesondere unter jungen Menschen, zu schaffen, haben sich Land, Wirtschaftsring und Handelskammer auf die Fahne geschrieben. “Die Schule hat eine zentrale Aufgabe in der Vermittlung der Sprachen, aber nicht nur sie ist gefragt”, betont Landesrat Achammer. Das Problem, dass es heute “in Südtirol noch Sprachdefizite” (Zitat Achammer) gibt, sieht auch Tiefenthaler vor allem wenn er an das Italienische denkt, “nicht so sehr bei der Schule, sondern vor allem in der Praxis”.

 

Nur besser

Es fehlt an Sensibilität für die jeweils andere Landessprache und Kultur, aber auch an Möglichkeiten zur Begegnung außerhalb der Schule, vor allem im ländlichen Raum. Darin sind sich die Politik- und Wirtschaftsvertreter an diesem Vormittag einig. “Barrieren in den Köpfen, auch jener der Eltern” gelte es abzubauen, unterstreicht Michl Ebner, der als konkretes Beispiel auch den Medienkonsum ins Feld führt. Er finde es “sehr schade”, dass viele junge Menschen heute nur mehr Medien in einer – der eigenen – Sprache konsumierten.

Hemmungen, Angst ablegen, aufeinander zugehen, miteinander sprechen – ohne der Illusion zu verfallen, die andere Sprache perfekt beherrschen zu müssen. “Diese Perfektion ist nicht Realität, nur sehr wenige sprechen beide Landessprachen perfekt”, ermutigt Landesrat Achammer.

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Die Videos der Kampagne “Mehr Mut zu Mehrsprachigkeit!”, “Più coraggio per il plurilinguismo!” sollen nun vor allem über die Social-Media-Kanäle der Initiatoren verbreitet werden.

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Profil für Benutzer Marina Rubatscher
Marina Rubatscher Fr., 31.08.2018 - 14:01

Vor 70 Jahren wurde das partitätische Schulsystem für die ladinischen Schulen mit der Zielsetzung eingeführt, die italienische und deutsche Sprache gleichermaßen zu lehren, ohne dabei die eigene, ladinische Muttersprache außen vor zu lassen. Bis heute ist und bleibt es ein Erfolgsmodell.

Fr., 31.08.2018 - 14:01 Permalink