Gesellschaft | Nachwehen

“In Kastelruth sind alle willkommen”

Als “fehl am Platz und teils beleidigend” verurteilt der OK-Chef das negative Echo auf den Auftritt von Matteo Salvini beim Spatzenfest eine Woche vor den Landtagswahlen.
Matteo Salvini am Spatzenfest
Foto: Salto.bz

Zweieinhalb Wochen sind vergangen seit der Show von Matteo Salvini beim Kastelruther Spatzenfest. Die Fotos des Lega-Chefs, der im traditionellen blauen Schurz den Menschen zuprostet, sind dank sozialer und traditioneller Medien um die halbe Welt gegangen – und hatten neben Erstaunen auch für Kritik gesorgt. Unter anderem von Reinhold Messner.
Insbesondere die Tatsache, dass Salvini eine zusätzliche Bühne geboten wurde, indem er mit den Kastelruther Spatzen von der Festbühne prosten durfte, erntete Unverständnis. Zumal der Besuch genau eine Woche vor den Landtagswahlen als Wahlkampf-Auftritt zu werten war.

Nun zieht der Chef des Organisationskomitees des Spatzenfestes über die 34. Ausgabe des größten Volksmusik-Festes Südtirols Bilanz – und rechnet mit den kritischen Stimmen in Politik und Medien ab.

Richard Fill war es gewesen, der Salvini im Festzelt den blauen Schurz umhängte. Und damit mithalf, das Bild vom aufgeschlossenen und Südtirol-freundlichen Capitano eine Woche vor den Landtagswahlen in den Köpfen vieler zu verewigen. Auch nach den Wahlen ist Salvini im Spatzen-Schurz als Symbol für den Wahlerfolg der Lega in Südtirol in der ausländischen Presse wiederzufinden.

 

 

In der aktuellen November-Ausgabe der Kastelruther Gemeindezeitung berichtet Richard Fill von dem gelungenen Spatzenfest. “Auch das heurige Fest im Oktober hat wiederum gezeigt, dass die Spatzen immer noch die Massen bewegen können, schreibt der OK-Chef. Er dankt allen freiwilligen Helfern, den Rettungs- und Ordnungskräften für den problemlosen Ablauf des dreitägigen Festes. “Alles funktionierte perfekt und reibungslos, keine Hektik und keine Probleme.” Keine Probleme? Das stimmt nicht so ganz, erfährt, wer einige Zeilen weiterliest:

“(…) Problematisch war für alle die kurzfristige Ankündigung des umstrittenen italienischen Innenministers Salvini, das Spatzenfest besuchen zu wollen. Es galt eine Balance zu finden zwischen freundlichem Empfang und Außen vorlassen der Politik.

Gemeinsam hat man versucht das Beste daraus zu machen, um auch unseren italienischen Mitbürgern und Gästen zu zeigen, dass in Kastelruth alle willkommen sind, unabhängig von der Partei und politischen Meinung. Das Spatzenfest ist 34 Jahre ohne Politik ausgekommen und alleine durch unsere Spatzen und die Vereine mit Ihren freiwilligen Helfern groß geworden, das wird auch in Zukunft so bleiben.

Viele Belehrungen nach dem Fest durch Medien und Politik bezüglich des Verhaltens der Veranstalter und Spatzen diesbezüglich waren fehl am Platz und teils beleidigend. Nicht berichtet in den Medien wurde, dass 330 Menschen aus ganz Südtirol mit Beeinträchtigung wie jedes Jahr kostenlos am Spatzenfest teilnehmen durften und auch gratis verköstigt wurden. (…)”

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Martin B. Mi., 31.10.2018 - 21:27

Zumindest eines ist Fakt: kein Chef einer anderen rechtsnationalen Partei hätte sich "herabgelassen" ein Cruchifest zu besuchen; zweifle auch ob es ein Regierungsmitglied aus der Mitte oder dem linken Spektrum getan hätte. Der Egetmann als traditionellen Umzug zähle ich jetzt nicht dazu... Auch die Führungsriege der lokalen Lega hätte sich wohl nie aus eigenen Stücken bei den Spatzen präsentiert. Es ist zwar schwer in Stimmen zu berechnen, aber der Faktor Salvini scheint insbesondere auch mit dieser Aktion bei den Stimmen aus dem deutschen Lager subjektiv der dominierende gewesen zu sein.

Mi., 31.10.2018 - 21:27 Permalink
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Harry Dierstein Do., 01.11.2018 - 06:58

Ich wage zu behaupten, dass Salvinis Wahlkampfteam in Mailand da wahrscheinlich nicht von alleine drauf gekommen ist. Diese absolut perfekte Spatzenshow in Kastelruth mit Norbert Rier als Steigbügelhalter für die LEGA kann nach meiner Einschätzung eigentlich nur von einem Einheimischen eingefädelt worden sein. Aber von wem?

Do., 01.11.2018 - 06:58 Permalink