Im Wettlauf gegen die Zeit
[von Julian Dejori]
Hackathon der IDM. Der Name ist mittlerweile Programm. 24 Teams kämpften am vergangenem Wochenende in 8 verschiedenen Challenges um die begehrten Preise. Dabei hatten die Programmierer genau 24 Stunden Zeit um sich ein Konzept auszudenken und einen ersten Prototypen zu entwickeln.
90 Teilnehmer in 24 Teams, - neuer Rekord. Acht Challenges mit verschiedenen Schwerpunkten, - auch das ein neuer Rekord. Was 2013 klein anfing, hat sich mittlerweile zu einem Pflichttermin für die Südtiroler IT-Szene entwickelt. Das lässt sich nicht nur an den steigenden Teilnehmerzahlen ablesen, sondern auch an dem steigenden Interesse das Event zu sponsern. Von ACS, Infominds, SiMedia, Systems, Marketing Factory, bis hin zu Würth Phoenix waren beinahe alle IT-Größen des Landes mit am Start. Dabei geht es laut Werner Taschler, COO Infominds, darum, mit jungen Talenten in Kontakt zu treten, wodurch sich dann auch eine Karriere in den jeweiligen Unternehmen ergeben kann. Es geht darum Netzwerke zu knüpfen und die Herausforderung in kurzer Zeit ein innovatives Projekt voranzubringen. Zu guter Letzt natürlich auch um den Spaß am Programmieren. Was auffällt ist, dass sich der Vertical Innovation Hackathon mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinweg einen Namen gemacht hat. Obwohl nur der offizielle Part der Veranstaltung auf Englisch abgehalten wird, wurde auch während des Hackens innerhalb der Teams oft auf Englisch gesprochen. Das beweist den internationalen Charakter des Hackathons. Einer der Hacker kam eigens fürs Event von Berlin nach Südtirol. 'Die IDM Hackathons sind für mich mittlerweile absolute Pflichttermine geworden. Natürlich will ich nach San Francisco (Challenge IDM und Stiftung Südtiroler Sparkasse), doch vielmehr geht es mir um den Spaß und darum neue Inputs für mich selbst zu gewinnen'.
Aber der Reihe nach. Wie bereits im letzten Jahr fand der Vertical Innovation Hackathon auch heuer wieder im NOI-Techpark statt. Am Freitag wurde ab 11:00 erstmal eingecheckt und danach gab es ein gemeinsames Mittagessen mit der simultan stattfindenden SFSCon. Um 14:00 Uhr ertönte der Start-Gong und die Kriterien der Challenges wurden auf der Website enthüllt. Ab jetzt hatten die Hacker 24 Stunden Zeit ihre Projekte zu realisieren. Gleich darauf erklärten die Sponsoren ihre Preiskriterien. Dabei gab es verschiedene Aufgabenstellungen:
- Finde einen Weg, klassische Windows Applikationen ohne Maus und Keyboard zu steuern, zum Beispiel per Sprachsteuerung.
- Entwickle ein Tool, das die Kommunikation zwischen Urlaubern und Destination/Hotel erleichtert.
- Entwickle, mit Hilfe des Open Data Hubs, eine Free Open Source Software, welche Natur und IT in nachhaltiger Weise miteinander verbindet um den Menschen in Südtirol bei alltäglichen Problemen zu helfen;
um nur einige zu nennen. Nach der Einführung wurde genetzwerkt. Besonders auffällig dabei, waren der geringe Altersdurchschnitt und das internationale Publikum. Einige Teams kamen bereits als solche zum Event, doch viele formierten sich erst vor Ort. Nach kurzem Ideenaustausch gab es um 18:00 Uhr dann bereits die erste Präsentation der Projekte. Die Teams legten sich auf eine der acht Challenges fest und gaben in drei Minuten einen groben Überblick über ihre Projekte. So manches Team lud dabei auch noch andere dazu ein sich ihnen anzuschließen, da ihnen zum Beispiel noch ein Frontender oder Designer fehlte. Nach einer kurzen Stärkung beim Food Truck startete dann das Night-Time-Hacking. Obwohl im Untergeschoss eigens eine Chillout-Area mit Matten und Schlafsäcken eingerichtet war, tummelten sich dort nur wenige Hacker. Zu groß war der Ehrgeiz, das eigene Projekt fertigzustellen. Am nächsten Morgen wurde dann fleißig bis 11:30 weitergehackt. Anschließend folgte die Generalprobe der Präsentationen. Jedes Team konnte ihr Projekt ein letztes Mal auf der Bühne vortragen und die letzten Feinschliffe vornehmen, bevor dann um 14:00 Uhr der finale Gong ertönte und die offizielle Arbeitszeit zu Ende war.
Gleich darauf hatte jedes Team die Möglichkeit die 8-köpfige Jury in drei Minuten vom eigenen Projekt zu überzeugen. Die Jury hatte daraufhin wiederum eine Minute Zeit um ihre Fragen zu stellen. z.B. Was es bräuchte um das Projekt weiterzuführen? Nach Präsentation der 24 Projekte zog sich die Jury zur Beratung zurück, ehe sie um 17:00 die erschöpften aber glücklichen Sieger bekannt gab. Die acht Siegerteams ergatterten die Sprachassistenten Amazon Echo Plus und den Google Home Assistent, ein SAMSUNG Galaxy TAB A 10, Einkaufsgutscheine von Amazon und Sportler sowie Reisen nach Brüssel und Amsterdam.
Die weiter oben angesprochene Challenge eines Tools um die Kommunikation zwischen Touristen und Destination zu erleichtern sicherte sich Nature Diver. Ihr Chatbot stellt wichtige Infos zu Aktivitäten, wie zum Beispiel Wanderungen, schnell zur Verfügung. Ein weiteres interessantes Projekt war PicStory. Dieses nutzte die von Lichtbild, innos und Axiell zur Verfügbarkeit gestellten historische Fotografien in ihrer App. Durch Gamification werden Locals und Touristen dazu eingeladen, Fotos von verschiedenen Orten zu schießen. Je eher diese mit den historischen Originalen übereinstimmen, desto mehr Punkte gibt es dafür. Einen sehr attraktiven Preis schnappte sich Smart Bivouac. Ihr Projekt ist ein Buchungssystem für Biwaks. Dieses können sie nun vor Experten eines großen Unternehmens im Sillicon Valley, dem Mekka der IT-Branche, präsentieren.
Alle Projekte zum Nachlesen auf hackathon.bz.it
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„wurde auch während des
„wurde auch während des Hackens innerhalb der Teams oft auf Englisch gesprochen. Das beweist den internationalen Charakter des Hackathons.“
Falsch. Das „beweist“ die abgründige Provinzialität der ganzen Geschichte.
Für einen Prototypen oder als
Für einen Prototypen oder als Übungsszenario geht mir das Smart Bivouac ja gut, alles lobenswert. Aber die dahinterliegende Recherche und Nutzungshypothese (https://hackathon.bz.it/project/smart-bivouac) mutet schon etwas seltsam an: Biwakschachteln sollen von Touristen genutzt und gebucht werden, und der Zugriff mit einem Smart Code ermöglicht werden.
Ich weiß nicht so recht. Biwakschachteln sind ein Teil der alpinistischen, nicht der touristischen Infrastruktur. Ihre Zielgruppe sind (zumindest im deutsch- und französischsprachigen Alpenraum) gewiss keine Touristen, sondern Alpinisten mit Bedarf an einer Notunterkunft. In Norditalien gibts ein paar Höhenwege, wo man vielleicht Ausnahmen verorten kann. Ein Buchungssystem für solche Notunterkünfte ist also wirklich skurril. Ein Zugang per Codesystem? Was tun, wenn ich in einer Notsituation bin und die Technik versagt, oder wenn alle Plätze von Touristen "gebucht" wurden... Bitte nicht. :)
Aber egal, als Prototyp und reine Hack-Bastelaufgabe passt das schon, macht euch mit meiner Kritik nicht verrückt. Und wenn die sprachliche Schnittmenge der Teilnehmer gegen Englisch tendiert, nun gut, dann muss man damit halt klarkommen. Klingonisch wäre echt schwieriger.