Ein verzerrtes Geschichtsbild pflegen

Viel Gutes haben sie über uns nicht gesagt, bestenfalls seien wir Opfer gewesen, oder Trottel. *
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Wir Südtiroler Opfer diktatorischer Regimes im 20 Jahrhunderts. So sehen wir uns gerne. Bis Heute zelebrieren wir diese Opferrolle vortrefflich, und legen Kränze nieder. Die für Führer und Vaterland den Heldentod starben. Die vielen zivilen Opfer bleiben Außen vor beim abspielen „Ich hatte einen Kameraden“. Die Artikelserie zur „Braunen Blasmusik“ in der Neuen Südtiroler Tageszeitung hat einer breiten Öffentlichkeit Fakten aufgezeigt, die verdrängt wurden. Bitte eine halbe Zeitungsseite nachreichen zur Person Giuseppe Simonini (1901 – 1982), Vulgo Sepp Thaler, Südtiroler Landeskapellmeister von 1948 bis 1980, und Schüler von J.E ploner (1894 -1955). Wir haben noch vielen „heilige Kühe“ (nc kaser) im Land, die eine nähere Betrachtung bräuchten. Diese haben beigetragen Südtiroler Juden und minderwertiges Leben in die Gaskammern zu denunziert. Allen voran ein Franz Runge (1893 - 1973), von 1959 bis 1967 Obmann des Südtiroler Kriegsopfer- und Frontkämpferverbandes (SKFV) und auch Abgeordneter im Südtiroler Landtag (1964) für die SVP. Zu klären wäre auch die Rollen von Altlandeshauptmann Silvius Magnago (1914 - 2010) oder eines Josef Rampold (1925 - 2007) in den Jahren vor 1945. Beide haben auf ihre Weise beigetragen, dass wir Südtiroler Heute ein verzerrtes Geschichtsbild pflegen. Diese Mitschuld tragen auch maßgeblich Anton Zelger (1914 - 2008) und Joachim Dalsass (1926 – 2005). Ein Auge sollte wir auch auf Mitglieder des Völkischen Kampfringe Südtirols (VKS) werfen. Auf Kameraden wie: Hans Peskoller, Heiner Gschwendt, Karl Nicolussi-Leck oder Hans Prünster. Nicht zu vergessen der Bera Luis (Luis Trenker, 1892 -1990) oder ein Josef Wenter (1880 – 1947). Tief sind die Furchen der Blut- und Bodenideologie in Südtirol, zu deren Wegbereitern u.a. Reimmichl (Sebastian Riegler, 1867 – 1953) und Bruder Willram (Anton Müller, 1870 -1939) gehört haben. Einen Hans Egarter (1909 – 1966) zu rehabilitieren wäre längst überfällig, und eine Geste der Versöhnung mit unserer verdrängten Historie. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.

* J. Rampold, Dolomiten “Randbemerkung”, 05.03.1985 unter dem Kürzel X.

Bild
Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Sa., 07.09.2013 - 22:51

Erwähnen sollte man auch den Faschisten Giovanni Piffrader, der nach dem Krieg sogar Obmann des Künstlerbundes werden konnte. Meines Wissens hat sich der Künstlerbund nie von dieser üblen Figur distanziert. Und wenn man die Rolle des Silvius Magnago klärt, dann sollte man sich auch mit seinem Vater befassen, der gibt mehr her in Bezug auf faschistische Überzeugung.

Sa., 07.09.2013 - 22:51 Permalink