Politik | SVP

Der Friedensschluss

Auf der SVP-Landesversammlung hat es eine bewusste öffentliche Aussöhnung zwischen SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher gegeben.
Philipp Achammer
Foto: SVP/Oliver Oppitz
Philipp Achammer ist clever. Der SVP-Obmann weiß, wann es um etwas geht.
Derzeit geht es für die SVP um viel. In knapp drei Wochen stehen die EU-Wahlen an. Es wird für die Südtiroler Volkspartei kein leichter Wahlgang.
Zum einen – und das wurde auch am Samstag im Meraner Kurhaus deutlich – ist es schwer wirklich Wahlkampfstimmung aufkommen zu lassen. Wie groß das Interesse an der Landesversammlung war, zeigte sich auch am Fernbleiben der halben SVP-Regierungsmann- und -frauschaft.
Zum anderen tut sich die SVP nicht nur gegenüber den Oppositionsparteien schwer, das Bündnis mit Forza Italia bei den anstehenden EU-Wahlen zu verteidigen. Auch SVP intern ist die „Listenverbindung“ mehr erlitten als goutiert.
Das merkte man auf der Landesversammlung auch an den Kleinigkeiten. So war im Meraner Kursaal kein Vertreter von Forza Italia anwesend, während der Koalitionspartner Lega von Landesrat Giuliano Vettorato vertreten war. Wer genau hinhörte, konnte zudem einen klaren Unterschied hören. Es gab drei Video-Grußbotschaften. Während der österreichische Kanzler Sebastian Kurz und EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber dabei explizit als „Freunde“ angekündigt wurden, fehlte diese Bezeichnung bei Antonio Tajani. Der scheidende Präsident des EU-Parlaments und Schmied des Abkommens zwischen SVP und Forza Italia war es dann der in seiner Videobotschaft von den „amici della Volkspartei“ sprechen musste.
Für einen der wenigen emotionalen Höhepunkte sorgte auf der SVP-Landesversammlung aber Philipp Achammer. Es ist bekannt, dass das Verhältnis zwischen dem SVP-Obmann und Landeshauptmann Arno Kompatscher nachhaltig gestört ist. Nach der Nicht-Ernennung Achammer zum Landeshauptmann-Stellvertreter waren die Differenzen erstmals öffentlich sehr deutlich sichtbar.
 
 
Jetzt ist es Achammer, der in diesem Zwist die Reißleine zieht und demonstrativ den öffentlichen Friedensschluss zelebrierte. In seiner offiziellen Rede verwehrte sich der SVP-Obmann gegen die Darstellung des streitenden Führungsduos unterm Edelweiß.
Philipp Achammer sprach dabei Arno Kompatscher direkt an:
 
„Lieber Landeshauptmann, ich nutze hier die Gelegenheit, weil es mir am Herzen liegt, um es unmissverständlich und hoffentlich auch endgültig zu betonen: Auch wenn man einmal unterschiedlicher Meinung sein sollte, wir beide stehen gemeinsam und geschlossen für die Sache, für die SVP, daran gibt es keinen Zweifel – und es gibt auch keinen Zweifel, dass wir einen hervorragenden Landeshauptmann haben, mit dem wir und mit dem ich sehr gerne zusammenarbeiten.“
 
Deutlich kann man einen schwelenden Streit kaum beenden. Als der SVP-Obmann nach seiner Rede vom Podium schritt, kam es zur Umarmung zwischen Kompatscher und Achammer. Es war eine spontane und durchaus ernstgemeinte Geste.
Es wird sich in den nächsten Monaten zeigen, ob und wie lange der Meraner Burgfrieden hält.

Es war eine gut gewählte,und keine spontane und auch keine ehrliche Geste,es war an Heuchelei nicht zu überbieten,wer dies nicht verstanden hat,der hat gar nichts verstanden! Es war nur höchst peinlich!!!

Di., 07.05.2019 - 07:11 Permalink

"Es war eine spontane und durchaus ernstgemeinte Geste."

Allerdings frage ich mich auch: Wie kann man feststellen, ob das Gehabe/Gerede/Getue eines Politikers "spontan und durchaus ernstgemeint" ist?

Di., 07.05.2019 - 15:41 Permalink