Umwelt | Neue Busse im ÖPNV

Elektrifizierung mit… Hybridbussen?

Hybrid-Dieselbusse als NO2-Gegenmaßnahme? Ziemlich fraglich.
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Foto: Daimler Media

Die Pressemitteilung, mit dem man den "Standpunkt" zur Lage der NO2-Reduktion dargelegt hat, hat mich nervös gemacht, denn es ist klar, dass man versucht als Innovation zu vermitteln, was in Wirklichkeit im ÖPNV-Bereich eher umstritten ist.

Zitat:

Die Busflotte der SASA soll schrittweise ausgetauscht werden, um in Bozen und Meran für eine bessere Luftqualität zu sorgen. Bereits in den kommenden Monaten sollen neue Busse auf den Stadtlinien verkehren. Hybrid-, Wasserstoff- und Elektrobusse werden nach und nach die alten mit Diesel und Erdgas betriebenen Busse ersetzen.

Einfach ein paar Worte auslassen.....

Es sieht nur nach einem eher kindischen Versuch aus, diese Hybridbusse als Umweltschutzmaßnahme zu kommunizieren, indem man das Wort "Diesel" weglässt. Es sind keine wirkliche Hybridbusse, es sind eigentlich "Mild-Hybrid-Busse". Kleiner terminologischer Unterschied, aber technisch grundlegend.

Es erscheint paradox, dass "Hybrid"-Busse alte Dieselbusse ersetzen werden, wenn Hybridbusse nichts anderes sind als Busse.... mit Dieselantrieb, die keinen einzigen Zentimeter elektrisch fahren werden. Habe es bereits in zwei Leserbriefen in der "Dolomiten" erklärt (1. März und 22. Mai). Ich habe mich mehrmals hier auf salto.bz zu diesem Thema geäußert (im April, Juli und Dezember 2018), aber offensichtlich ist das Thema wenig interessant. Ich verstehe wie dringend es ist die Busflotte zu erneuern (dabei liegt die diesbezügliche Verantwortung über die nicht erfolgte Buserneuerung der letzten 10 Jahren bei der Spitze der Sasa und vielleicht auch woanders), aber man hätte andere Lösungen bevorzugen können, die im In- und Ausland Anwendung finden.

Ich frage mich nur, wie es möglich war, dass diese Käufe von den verschiedenen Kommissionen der drei betroffenen Gemeinden (Bozen, Meran und Leifers) und von den Spitzen derselben „verdaut“ wurden. Gab es niemanden, der dem, was das Top-Management von Sasa sagte, widersprechen konnte? Ziemlich seltsam.

Dubiose „Elektrifizierung“

Wenn man auf den Einsatz von Hybrid-Dieselbussen als „Elektrifizierung“ verkaufen will (58 dieser Busse werden kommen, drei weitere sind mit „reinem“ Dieselantrieb), erscheint das Ganze nur als eine „Public Marketing“-Aktion. Auf der anderen Seite wissen wir, dass wir Diesel direkt hier in Südtirol produzieren und unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und somit ausländischen Importen reduzieren können... (ist ja nur einen Witz...)

Die gebremste öffentliche ÖPNV-Elektromobilität

Auch weil es neben den fünf Wasserstoffbussen und den fünf batteriebetriebenen Elektrobussen, die bereits fahren, und den zwölf - wohlgemerkt sehr teuren -  Wasserstoffbussen, die erst in zwei Jahren kommen werden, gibt es nichts „elektrisches“ mehr. Vielleicht noch die elektrischen Bussen, die für die Linie 15 angekündigt wurden, aber von diesen hat man nichts mehr gehört.

Das ist die aktuelle Lage - nicht wollend oder wollend - und die klingt wie ein schlechter Witz. Auch weil, wenn man Punkt 3.5.5.2 des Klimaplans liest... Punkt, der regelmäßig nicht erwähnt wird, wenn man über Hybridbusse spricht und das ist sicherlich kein Zufall.

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Peter Gasser Fr., 31.05.2019 - 09:54

Ja wie das so ist mit dem Schein und dem Sein:
Ein Hybridbus ist ein Dieselbus, bei dem der Verbrennungsmotor (Diesel) einen Elektromotor antreibt. Der Elektromotor dient der besseren Fahrdynamik, besonders beim Anfahren.
Aber die gesamte benötigte Antriebsenergie (mit Ausnahme der zurückgewonnenen Bremsenergie) stammt von der Verbrennung des Diesels.
In diesem Sinne ist das Wort Hybridbus die Vorgaukelei von etwas, das er nicht ist.
„Hybrid“ bezieht sich dabei ausschliesslich auf das Vorhandensein von 2 unterschiedlichen Antriebssystemen und hat mit Umweltschutz eher wenig zu tun.
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Wir leben halt in einer oberflächlichen Zeit und Populismus gilt auch bei der Kommunikation der neuen Busse: das Volk wird's schon glauben...

Fr., 31.05.2019 - 09:54 Permalink
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Franz Linter So., 02.06.2019 - 00:26

Antwort auf von Peter Gasser

Hybridbusse können mit einer entsprechenden Batterie ausgerüstet, eine kürzere Strecke auch rein elektrisch fahren und machen auf Strecken, die eine Innenstadt durchqueren durchaus Sinn. Sie haben einen schlechten Wirkungsgrad und fahren viel Masse spazieren und sind deshalb allenfalls als eine Zwischenlösung anzusehen.
Alternativ müsste man, um in belasteten Zonen rein elektrisch fahren zu können, an den Zonengrenzen in Busse mit anderen Antrieben umzusteigen. Dies ist bestimmt nicht förderlich, um Personen vom Individualverkehr auf Öffis zu lenken.

So., 02.06.2019 - 00:26 Permalink