“Olympia vergisst man nie”
Zu Schweden hat Gustav Thöni eine ganz eigene, persönliche Beziehung. Im Februar 1979 schafft es Thöni beim Slalomrennen im schwedischen Are zum 71. und damit letzten Mal aufs Podest.
Vier Jahre zuvor, es ist der März 1975 in Gröden. Thöni setzt sich im Finalrennen der Weltcupsaison, einem Parallelslalom, gegen Ingemar Stenmark durch. Und gewinnt zum vierten Mal den Gesamtweltcup. Der Schwede Stenmark bleibt für den Rest von Thönis Karriere sein größter Konkurrent.
Vierzig Jahre später, Lausanne. Kurz nach 18 Uhr verkündet IOC-Präsident Thomas Bach am 24. Juni 2019: Die Olympischen Winterspiele 2026 werden in Italien ausgetragen. Nicht in Schweden. Mailand und Cortina haben sich gegen Stockholm und Are durchgesetzt. Vom 6. bis 22. Februar 2026 findet die XXV Winterolympiade statt, auch in Südtirol. Genauer gesagt in der Südtirol Arena in Antholz, wo die Biathlon-Bewerbe über die Bühne gehen.
“Wir sind besonders stolz, dass es gelungen ist, ein Stück Olympische Spiele nach Südtirol zu bringen”, freut sich Landeshauptmann Arno Kompatscher gleich nach der Verkündung des Abstimmungsergebnisses. 47 IOC-Stimmberechtigte haben für Mailand und Cortina gestimmt, 34 für Stockholm und Are. Mit ein Grund für die Entscheidung sei der größere Rückhalt in der Bevölkerung gewesen, den die Olympischen Spiele in Italien hätten, heißt es aus Lausanne.
Ein Stück Olympia sitzt mit Gustav Thöni bereits in Südtirol. Auf der langen Liste der Erfolge der Ski-Legende aus Trafoi finden sich drei Olympische Medaillen: ein Mal Gold und ein Mal Silber 1972 in Sapporo, Japan, und ein Mal Silber 1976 in Innsbruck. Er kann sich an all seine Rennen bei Olympischen Spielen noch gut erinnern, “besser als an die Weltcuprennen”, verrät der heute 68-Jährige. “Olympia ist etwas, das man nie vergisst.”
Dass die Winterspiele 2026 praktisch vor der Haustür stattfinden und auch Antholz olympisch wird, sei “eine ganz super Sache”, kommentiert Thöni. “Es ist toll, dass es ein paar Rennen bei uns hier gibt.”
“Olympia ist immer ein sehr wichtiges, besonderes Ereignis und für jeden Athleten sicher das größte Ziel”, betont der ehemalige Slalom- und Riesenslalom-Spezialist. Ist der Ansporn für die heimischen Wintersportler größer, wenn sie wissen, zu Hause an den Start zu gehen? “Die Rennen sind alle dieselben, aber vor allem in der Vorbereitung strengt man sich schon noch mehr an. Wenn die Spiele hier stattfinden, sind sie vielleicht noch einmal wichtiger.”
Gustav Thöni selbst hat dem professionellen Skisport nach seiner langen erfolgreichen Karriere als Rennfahrer und Trainer inzwischen den Rücken gekehrt, betreibt mit seiner Familie seinen historischen Hotelbetrieb in Trafoi samt Ski-Museum. Bei den Spielen 2026 wird er kurz vor seinem 75. Geburtstag stehen, den er am 28. Februar feiert.
Er hoffe schon, dass er die Winterolympiade in Italien und Südtirol noch mitverfolgen kann, gesteht Thöni und lacht. “Wahrscheinlich aber mehr vor dem Fernseher als vor Ort.”
“Hoffen wir, dass wir gesund bleiben, dann passt es”, meint er in seiner bescheidenen Art. Die hat er über die Jahre nicht abgelegt. Ob er den Südtiroler Athleten die Daumen drücken wird? “Das sowieso.”
ad Winterolympiade:
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Olympiade ist eigentlich der vierjährige Zeitraum zwischen den olympischen Spielen.