Das LPA-Hoppala
Es sei “ein Versehen” gewesen, gesteht Guido Steinegger. Allerdings hat es drei Tage gedauert, bis der Chefredakteur der Landespresseagentur dieses auch mitteilt. Am Dienstag hat die LPA eine Aussendung mit dem Titel “Finanzen: Südtirol erhält erstmals AAA-Rating” verschickt. Darin geht es um das Rating, das die Rating-Agentur Fitch Südtirol ausgestellt hat. Erstmals habe das Land ein “Triple A” erhalten, so die Jubelmeldung, die in der LPA-Aussendung auch von Landeshauptmann Arno Kompatscher mit großer Genugtuung kommentiert wurde. Nur: Südtirol hat niemals ein Triple-A-Rating von Fitch erhalten. Auch, dass Fitch den Ausblick für Südtirol als “stabil” einstuft, wie es die LPA vermeldet, stimmt so nicht.
Sämtliche Medien, darunter auch salto.bz, übernehmen die Mitteilung der Landespresseagentur am Dienstag. Tags darauf weist Simon Constantini im Blog Brennerbasisdemokratie darauf hin, dass Südtirol kein “AAA” ausgestellt wurde. Auch im entsprechenden Eintrag vom 12. Juli auf der Fitch-Webseite findet sich keine Spur davon.
“Verbreitet die Landespresseagentur (LPA) jetzt schon Fake News, um die Landesregierung besser dastehen zu lassen? Oder gab es hier nur ein Missverständnis?”, fragt man sich bei Brennerbasisdemokratie. Es war wohl letzteres, wie sich nun herausstellt.
Präzisierung nach Panne
Am Donnerstag fragt salto.bz in der Abteilung Finanzen nach, die die Finanzgebarung des Landes Südtirol seit 2002 jährlich von den Rating-Agenguren bewerten lässt. Abteilungsdirektor Giulio Lazzara erteilt keine Auskunft, verweist an das Generalsekretariat des Landes.
Am Freitag ist es schließlich LPA-Chefredakteur Guido Steinegger, der folgendes klar stellt: In der LPA hat man das Fitch-Rating einfach falsch geschrieben. Die falsche Schreibweise aber habe die “Hauptaussage der ausgezeichneten Bewertung der Finanzlage des Landes Südtirol nicht verfälscht”.
Wörtlich heißt es in der “Präzisierung in eigener Sache”, die die LPA am Freitag Nachmittag versendet:
“Die Landespresseagentur (LPA) hatte am Dienstag (16. Juli) eine Aussendung mit dem Titel ‘Finanzen: Südtirol erhält erstmals AAA-Rating’ veröffentlicht. Sie hat in diesem Text versehentlich die Großbuchstaben ‘AAA’ statt der Kleinbuchtsaben ‘aaa’ verwendet.
Die internationale Rating-Agentur Fitch Ratings nutzt die unterschiedliche Schreibweise, um zwei unterschiedliche Bewertungsarten kenntlich zu machen. Die LPA bedauert, dass dadurch eine falscher Eindruck entstanden sein könnte. Sie hebt gleichzeitig zweierlei hervor: Zum einen hat sie das Zustandekommen der zwei unterschiedlichen Bewertungsmechanismen durch Fitch ausführlich beschrieben. Im Kontext konnten sich die Leserinnen und Leser daher ein klares Bild darüber machen. Zum anderen bedeutet auch das ‘aaa’, dass Fitch Ratings dem Land Südtirol die maximale Höchstnote erteilt und somit seine finanzielle Bonität im höchstmöglichen Ausmaß bestätigt.
Großbuchstaben im staatlichen Kontext
Zum besseren Verständnis: Rating-Agenturen bewerten in erster Linie ausschließlich Staaten. Daher bewerten sie kleinere Verwaltungseinheiten wie Regionen oder Provinzen gewöhnlicherweise lediglich im gesamtstaatlichen Kontext. In diesem Rahmen können sie die kleineren Einheiten nur um wenige Stufen höher als den betreffenden Staat bewerten. Für diesen Bewertungsmodus nutzt Fitch Großbuchstaben, zum Beispiel ‘AAA’ oder auch ‘Triple A’ bei der Höchstnote.
Fitch hat Italien heuer mit ‘BBB’ bewertet, was gleichbedeutend ist mit einer durchschnittlich guten Anlage, bei der aber bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaft mit Problemen zu rechnen ist. Südtirol liegt in diesem gesamtstaatlichen Kontext laut Fitch zwei Stufen höher auf ‘A- mit negativem Ausblick’ – laut einschlägigen Quellen heißt dies: ‘Sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen.’
Südtirol erstmals auch ‘stand alone’ bewertet
Diese Vorgehensweise ist nichts neues. Neu hingegen ist, dass Fitch heuer erstmals Südtirol auch im Modus ‘Standalone Credit Profile’ (SCP) bewertet hat. Es ist dies eine Art Unterbewertung, in der Fitch kleinere Einheiten auch unabhängig vom gesamtstaatlichen Kontext – sozusagen ‘ohne externe Faktoren’ – einschätzt. Die LPA hat diese Neuheit für berichtenswert gehalten.
Um diesen Bewertungsmodus zu unterscheiden, stellt Fitch dessen Ergebnisse in Kleinbuchstaben dar. So lautet die Höchstnote für Schuldner höchster Bonität mit einem auch längerfristig so gut wie vernachlässigbarem Ausfallrisiko im SCP-Modus ‘aaa’ oder ‘Triple a’. Genau diese Höchstnote hat Fitch dem Land Südtirol erteilt.
Fitch hat Südtirol heuer unter anderem deshalb erstmals im Stand-alone-Modus bewertet, weil es die finanzielle Unabhängigkeit des Landes Südtirol anerkennt, die laut Fitch auch durch internationale Notenwechsel (Österreich-Italien) und die verfassungsmäßige Absicherung garantiert ist.
Die LPA stellt also fest: Ein Versehen konnte auf den ersten Blick bedauerlicherweise für Missverständnisse sorgen. Im Kontext war es jedoch korrekt erklärt und hat die Hauptaussage der ausgezeichneten Bewertung der Finanzlage des Landes Südtirol nicht verfälscht.”
und dass es zum ersten mal
und dass es zum ersten mal ein triple A gäbe (wenn es denn eines wäre) stimmt offenbar auch nicht (überschrift der lpa-meldung: "Südtirol erhält erstmals AAA-Rating"). den laut diesem bericht von fitch aus dem jahre 2007 hat südtirol damals tatsächlich ein AAA (nicht wie jetzt ein A-) erhalten.
https://www.fitchratings.com/site/pr/343872
in summe ist die lpa-meldung also ziemlich daneben und das aufzeigen dieser fehler wohl keine reine spitzfindigkeit mehr:
1. Kein AAA-Rating sondern eine aaa-Bewertung im Standalone Credit Profile (Teil eines Ratings)
2. Negativer und nicht wie vermeldet stabiler Ausblick
3. "Südtirol heuer unter anderem deshalb erstmals im Stand-alone-Modus bewertet, weil es die finanzielle Unabhängigkeit des Landes Südtirol anerkennt."
Nicht wirklich - SPCs gibt es auch für andere, nicht autonome Regionen ohne eine derartige finanzielle Unabhängigkeit
4. 2007 hat Südtirol tatsächlich ein AAA-Rating erhalten. Es wäre also nicht das erste Mal - wenn es tatsächlich ein Rating wäre.