Wirtschaft | Volksbank

Freiwilliger Ausstieg

Der Generaldirektor der Volksbank, Johannes Schneebacher, verlässt die Bank. Es ist eine private Entscheidung, die Schneebacher jetzt intern mitgeteilt hat.
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Foto: Florian Andergassen
Die Mail kam am Mittwochnachmittag kurz vor Feierabend.
Sie löste bei den Mitarbeitern in der Bank größtenteils Erstaunen, Verwunderung und einige Diskussionen aus.
Denn in dem Schreiben kündigt ein Mann seinen Abgang an, der die Geschicke der Volksbank fast zwei Jahrzehnte lang maßgeblich mitbestimmt hat.
Unter dem harmlos klingenden Betreff „News vom Generaldirektor“ schreibt Johannes Schneebacher:
 
„Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
seit geraumer Zeit sind immer mehr Gerüchte im Umlauf, die mein baldiges Ausscheiden aus der Bank zum Inhalt haben, und sie haben auch die Medien erreicht. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Euch gegenüber zu allererst zu diesen Gerüchten aktiv Stellung zu nehmen.
Tatsächlich bin ich mit dem Präsidenten bereits seit einem Jahr im Gespräch, meine Nachfolge zu regeln. Nach fast 20 Jahren an der Spitze der Volksbank ist es mein Wunsch gewesen, in meinem beruflichen Leben noch etwas anderes Herausforderndes zu unternehmen und deswegen aus der Bank auszuscheiden. Der Präsident hat zusammen mit dem Verwaltungsrat diesen Wunsch aufgenommen und einen Auswahlprozess von geeigneten Kandidaten in die Wege geleitet. Sobald der Verwaltungsrat den oder die geeignete/n Kandidaten/Kandidatin gefunden hat, werden wir den Zeitplan der Übergabe regeln. Bis dorthin werde ich selbstverständlich mit meinem ganzen Einsatz zur Verfügung stehen.
Nach fast 20 Jahren an der Spitze der Volksbank ist es mein Wunsch gewesen, in meinem beruflichen Leben noch etwas anderes Herausforderndes zu unternehmen und deswegen aus der Bank auszuscheiden.
Ich bitte Euch, dass sich jeder wieder seinen Aufgaben zuwendet, sei es im Blick auf das heurige Jahr, sei es im Blick auf die Planung des nächsten Jahres. Wir haben uns im zweiten Halbjahr – wie die Daten zum 30.09. es unterstreichen – in allen Ratios verbessert und sind dabei, uns eine gute Ausgangslage für das nächste Jahr zu schaffen. Das ist unser nächstes Ziel, das wir nun erreichen werden.
Mit freundlichen Grüssen,
Euer Johannes Schneebacher“
 

Die Entscheidung

 
Der heute 58jährige Johannes Schneebacher ist in der Steiermark geboren und hat in Graz Jura und Theologie studiert. Seit 1988 lebt und arbeitet er in Südtirol. Zwischen Sommer 1998 und bis Oktober 2000 arbeitet der Banker für die Raiffeisen Landesbank Südtirol in verschiedenen führenden Positionen in der Auslandsabteilung, im Bereich Personal und Organisation. Ab März 1999 als Generaldirektor und Geschäftsführer.
Im Jänner 2001 wechselte Schneebacher dann als Generaldirektor zur Südtiroler Volksbank. In dieser Funktion hat er die – lange von der Südtiroler Konkurrenz belächelte - Volksbank zu dem gemacht, was sie heute ist. Eine gut situierte Lokalbank, die ihren Geschäftsbereich auf ganz Nord-Ost-Italien ausgedehnt hat. Johannes Schneebacher gilt in Bankenkreisen nicht nur als einer der fähigsten Bankenmanager, sondern auch als einer, der nicht nur Zahlen und Geldscheine sieht, sondern der durchaus auch über den Bankenhorizont hinaus denken kann.
Als Generaldirektor hat er maßgeblichen Anteil an den großen Schritten, die die Volksbank in den vergangenen Jahren gemacht hat. So gestaltete Schneebacher nicht nur den Umbau der Volksbank von einer Genossenschaft zu einer Aktiengesellschaft mit, sondern  er hat auch die Übernahme der „Banca di Marostica“ aktiv umgesetzt.
 
 
Auch Johannes Schneebacher hat aber in den vergangenen Jahren miterleben müsse, dass die Luft für die Banken dünner und damit der Druck auf die Manager deutlich höher wird. Trotz der Unzufriedenheit vieler Volksbank-Aktionäre und Wertberichtigungen in dreistelliger Millionenhöhe im laufenden Geschäftjahr ist der Generaldirektor aber immer ruhig und zuversichtlich geblieben. „Die Bank steht auf soliden Füßen“, sagt er vor drei Monaten im Gespräch mit salto.bz.
Es ist bekannt, dass Johannes Schneebacher bereits mehrmals intern einen Ausstieg angedeutet hat. Jetzt scheint für ihn der richtige Moment gekommen zu sein. Auch weil die Volksbank-Führung unter Präsident Othmar Michaeler dabei ist eine neue Ära einzuleiten: Es wird konkret über eine Holding oder Fusion mit der Südtiroler Sparkasse gesprochen.
Dass ein solches Projekt den amtierenden Generaldirektor auf mindestens weitere fünf Jahre bindet, weiß Johannes Schneebacher nur zu gut. Dieses Projekt will der amtierende Generaldirektor deshalb seinem Nachfolger überlassen.
Auch der Zeitpunkt des Abgangs dürfte festgelegt sein. Spätestens mit der Bilanzgenehmigung 2019 wird Johannes Schneebacher im Frühjahr 2020 seine Bank verlassen.