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Italo Connection

Premiere im Filmclub Bozen: “Herbert Pixner & The Italo Connection” – von der Konzerttournee zum gleichnamigen Film von Christoph Franceschini und Mauro Podini.

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Foto: Italo Connection

Auf die Frage, wie das Projekt zustande gekommen sei, antworten beide verantwortlich zeichnenden Köpfe gleich: „Das war immer schon mal mein Wunsch...!“ Der erste Kopf ist Herbert Pixner, bekannter Musiker aus dem Passeiertal, der mit seinem Pixner Project seit langer Zeit für ausverkaufte Säle - vor allem im deutschen Sprachraum - sorgt. Er wollte schon immer mal mit befreundeten Musikern so einfach drauf los spielen, sich nicht an bestimmte Formate halten, sondern eben improvisieren... Da kam die Einladung von einem Jazzfestival in Deutschland, er solle doch was „jazziges“ auf die Bühne bringen und da holte er diese alte Idee wieder zum Vorschein. Pixner rief einige seiner Südtiroler Musikfreunde an, man sprach sich ab: die Italo Connection war geboren. In der Folge ging Herbert Pixner & The Italo Connection für 14 Tage auf Tournee durch Deutschland und Österreich.

Der „neue“ Raum ist Freude an der Musik, sie gemeinsam auf der Bühne entstehen zu lassen, wo sich niemand in der Vordergrund drängt, sondern alle ihr „Ego“ beiseite lassen...

Da kommt der zweite Kopf hinzu: Christoph Franceschini, besser bekannt als Journalist und Chefredakteur dieser Online-Plattform, der schon immer mal einen Film über die Musik von Herbert Pixner machen wollte. Welch bessere Gelegenheit als bei dieser Tour mitzutouren? Was er dazu benötigte: 2 Kameraleute und eine Finanzspritze, wobei – das soll gleich gesagt werden – das gesamte Dokumentarfilmprojekt durch (Quasi)Selbstfinanzierung entstanden ist. Zusätzliches Geld kam von Sponsor Leitner Ropeways, eines der wenigen Südtiroler Unternehmen, das direkt in Kultur investiert. Als Produzenten scheinen Zucco Incorporated & Three Saints Records auf.
Für die Kamera musste Franceschini nicht lange suchen: Mauro Podini (der ihm von den einzigartigen Dokumentationen der Konzertabende im Stanglerhof bekannt war) und Sylvie Laubscher stiegen an Bord des Schiffes, das in Sterzing seine Fahrt beginnt - mit überzeugendem Sound. 

Ja, die Musiker stammen aus allen drei Sprachgruppen, die in Südtirol leben... und sie tragen „die schöne Seite Südtirols“ in die Welt hinaus...

„Ein Roadmovie“ steht in den Titeln gleich nach dem Auftakt mit einer Verneigung der Band bei einem ihrer Konzerte: sieben Männer stehen eng nebeneinander, lachen vergnügt und zufrieden in den Saal, das Publikum applaudiert begeistert.

Franceschini, der als Autor und Regisseur genannt wird, den gleichnamigen Film in Co-Regie mit Mauro Podini firmiert, lässt die Reise mit einem sogenannten End-bild beginnen, das die symbolische Funktion der offenstehenden Tür im Gemälde von Marcel Duchamp innehat: diese schließt sich zwar, öffnet sich aber gleichzeitig zu einem neuen Raum. Und diesen „neuen“ Raum, der im Lauf dieser zweiwöchigen Tour durch und mit der Italo Connection auf den verschiedenen Etappen entsteht, zeigt uns der Autor mithilfe seiner beiden Kameraleute, die zwischen den einzelnen Musikern mit ihren Objektiven herumgetanzt sind, um uns energiegeladene Bilder zu liefern. Etappe nach Etappe – da geht es von Sterzing nach Berlin, von dort nach Hamburg und dann runter nach Rosenheim, nach München und rüber nach Salzburg und weiter... – lernen wir die einzelnen Bandelemente auch näher kennen, als Menschen, in verschiedenen Einzelinterviews, in denen mehrere ähnliche Fragen gestellt wurden und die dann quergeschnitten in die Dramaturgie eingesetzt worden sind.
Der „neue“ Raum ist Freude an der Musik, sie gemeinsam auf der Bühne entstehen zu lassen, wo sich niemand in der Vordergrund drängt, sondern alle ihr „Ego“ beiseite lassen und demselben Motto folgen: dem Publikum mit hohem musikalischen und menschlichen Niveau zu begegnen, wobei das „Spielerische“ ganz und gar nicht zu kurz kommt. Denn hier liegt der Schlüssel: miteinander scherzen und miteinander spielen, miteinander essen und miteinander beim Auf- und Abbau helfen, miteinander in verschiedenen Sprachen sprechen und sich gegenseitig wertschätzen. Ja, die Musiker stammen aus allen drei Sprachgruppen, die in Südtirol leben... und sie tragen „die schöne Seite Südtirols“ in die Welt hinaus – wie einer so ganz beiläufig bemerkt.


Obwohl wir immer wieder ähnliche Motive sehen – wie uns auch mal im Off beschrieben wird, sehen die Musiker auf Tournee rein gar nichts von den Sehenswürdigkeiten der einzelnen besuchten Städte, außer Straßen, Hinterhöfe, Theater-, Kino- oder Saaleingänge, und die verschiedenen Bühnen und Säle natürlich, bekommen sie nichts anderes vor ihre Augen. Genau wie wir, im Film. Aber da ist die Musik, ihre Musik, die jung und alt begeistert, eine Mischung aus Funk, Rock und Disco, die trotzdem manchmal negative Kritiken auf den Social Medias, natürlich anonym, anzieht. Herbert Pixner selbst liest uns eine vor, mit strahlendem Lächeln verkündet er, dass da einer sich „den Pixner abgewöhnen“ will, „nach diesem Konzert das ganz und gar nicht seinen Vorstellungen entsprochen hatte“... Ja, weil hier geht es heiß und locker zu, der Soundengineer Wolfgang Spannberger nennt sie „eine verrückte Bande“ und immer wieder sehen wir sie in ihren Freizeitmomenten, die leicht und fast malerisch dahinplätschern: wie sie im Nightliner gemeinsam trinken, lachen oder einfach schlafen, oder in einem Self Service Restaurant essen oder sich in der Garderobe vor dem Konzertbeginn zuprosten. Immer wieder geben uns Bilder vom fahrenden schwarzen Bus in der schwarzfinsteren Nacht oder des davonschwebenden Asphalts mit der unterbrochenen weißen Linie Auskunft darüber, dass sie wieder auf Fahrt sind...

 

Interessant ist dabei, dass der Rhythmus des Filmes wie jener der Konzerte sich langsam steigert: anfangs erzählen die einzelnen Bandmitglieder noch über sich und ihre musikalischen Anfänge (der eine hatte schon immer eine Musikliebe; der andere kam durch Zufall hinzu, denn eigentlich wollte er Skifahrer sein, musste dann aber wegen eines Unfalls längere Zeit zuhause verbringen und hat aus Langeweile Bassgitarre gelernt). Dem kleinen Herbert Pixner wurde zum Beispiel einst eine Trommel geschenkt, da er vom Schlagzeugspielen träumte. Erst später, mit 17/18 Jahren, lernte er die sogenannte „Steirische“ kennen und bat seinen Vater ihm doch so eine Ziehorgel zu schenken, wofür dieser auch prompt zwei Kühe verkaufte. Das neue, als volkstümlich abgestempelte Musikinstrument kam bei seinen jugendlichen Freunden, die eher auf Metal standen, überhaupt nicht als „in“ an, sodass er es nun erst recht in die Hand nahm – und wie! Pixner sollte Recht behalten, denn mit seiner Ziehharmonika verzaubert(e) er seine Zuhörer und Zuhörerinnen, da er – wie einer seiner Mitspieler sagt – mit diesem Instrument nicht nur alle möglichen Noten und Rhythmen spielen kann, nein, er „erzählt ganze Geschichten“, auf eine leise, aber hoch kommunizierende Art und Weise.

 

Genauso wie Laubscher und Podini mit ihren teilweise traumhaften Bildern der Konzerte die Geschichten auf und unter der Bühne, vor und nach dem Auftritt erzählen, und diese Bilder dann auch gezielt immer mehr und mehr eingesetzt werden, um uns Zuschauer immer mehr in den Sog mit hineinzuziehen. Da fühlen wir uns plötzlich mittendrin, auf der Bühne, im Saal, im Bus oder gar auf der Autobahn – dank der teils subjektiv gewordenen Einstellungen. Dabei hilft auch die Soundmontage mit, die immer mehr überbrückt, rein in die Sequenz - oder rausspringt. Worte gehen in die Stille der Bilder oder gleich in einen nächsten Song über, und wie hoch der Respekt und die Wertschätzung der einzelnen untereinander ist, sei hier noch am Ende genannt, was aber ganz und gar nicht ein Ende sein soll: der Tourmanager Albert Rieder, ein alter Freund Pixners, hatte gerade mal Pause zwischen seinen Konzerten und hat eben diesen Job für die Italo Connection angenommen, aber dass er selbst auch Musiker ist, das wussten viele der in der Italo Connection zusammengewürfelten Bandmitglieder nicht: sodass sie nicht schlecht staunten, als er mal im Zuge einer Abendfeier seine Trompete hervorholte...
Daraufhin wollten alle unbedingt, dass er mit auf die Bühne kommt! Denn, „Rollenarbeiten“ gibt es bei Herbert Pixner nicht, er selbst spielt sich schon gar nicht als „der“ Star auf: er hat seinen Namen für den Titel der Konzerte und des Filmes gegeben, das ist schon alles, denn „er ist kein Boss“ („der oben steht und alle unter sich kommandiert“) – wird gesagt -, „er ist ein Leader“ („der vorne steht und allen anderen die Richtung weist und selbst mitmischt“).

Diese fröhliche und von allen Beteiligten leidenschaftlich gelebte Atmosphäre pulsiert durch den gesamten Film, und dauert auch darüber hinaus an. Bei der Uraufführung im Bozner Filmclub, am Freitag den 13. Dezember, gab es einen solchen Epilog auf der Bühne: im Saal waren alle Bandmitglieder der Italo Connection (Manuel Randi, Gitarre, Alex Trebo, Keyboard und Piano, Mario Stagni, Bass, Martin Resch, Saxophon - natürlich mit seinem Tigerfelljackett -, Mario Punzi, Schlagzeug, Max Castlunger, Percussionen, und Herbert Pixner, diatonisch gestimmte Harmonika, Trompete und Saxophon) und die technischen Mitarbeiter anwesend.

Der Film, der natürlich keinen Verleiher hat, wird in Bozen noch bis zum 18. Dezember gezeigt und daraufhin noch in verschiedenen Außenstellen des Filmclubs wie Bruneck, Meran, ecc.


Last but not least übernehmen wir hier noch eine Ansage von Herbert Pixner à propos der Italo Connection: das Projekt läuft weiter, es wird ab Ende Januar wieder mehrere Konzerte in Südtirol, Österreich und Deutschland geben. Nähere Infos auf der Webseite Italo-connection.com .

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Benno Simma Di., 17.12.2019 - 18:07

ich bin begeistert. das ist das beste das wir zur zeit im dolomitenland haben: international, ganz natürlich deitsch, walsch und krautwalsch wie's nimmer besser zusammenspielen könnte, in jeder hinsicht. das ist der ganz lockere gegenpol zu den freiwild-musiknörglern. der film dazu drückt das aus: die musiker und die filmemacher sind volle top, top, top. :-)

Di., 17.12.2019 - 18:07 Permalink