“Sind die gespritzt?”

Der deutsche Sternekoch Nelson Müller hat sich auf die Spur des makellosen Apfels gemacht – und ist dafür nach Südtirol gereist.
Nelson Müller & Andreas Tauber
Foto: Screenshot/ZDF

“Unfassbar, wie makellos die aussehen. Irgendwie kann das nicht mit rechten Dingen zugehen.” Natürlich braucht es etwas Dramatik, um die Zuseher zu unterhalten. Das weiß auch Nelson Müller. Der deutsche Sternekoch hat diese Woche im Rahmen des TV-Programms “ZDFzeit” eine Serie gestartet, in der er die liebsten Lebensmittel der Deutschen unter die Lupe nimmt. Gleich in der ersten Folge – ausgestrahlt zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr – beschäftigt sich Müller neben Orangensaft, Bio-Bananen und Erdbeeren auch mit Äpfeln – und ist dafür ins Apfelland Südtirol gereist, wo er unter anderem der Frage nachgehen will, wie es sein kann, “dass Äpfel immer gleich aussehen?”.

In Natz/Schabs besucht Müller den Apfelbauern Andreas Tauber, mit dem er durch die Apfelwiesen spaziert, sich über Anbau- und Erntetechniken aufklären lässt und am Ende herzhaft in einen – zumindest scheint es im Fernsehen so – soeben vom Baum gepflückten Gala beißt. “Eine Frage hätte ich noch: Sind die gespritzt?”, fragt der Koch den Apfelbauern, der das bejaht. “Und ist da noch was drauf?”, fragt Müller kauend weiter. “Kann, aber muss nicht sein”, meint Tauber.

 

Genauer beantwortet diese Frage das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz, das jährlich eine Rückstands-Überprüfung auf Äpfeln durchführt und in der ersten Folge von “Nelsons Lebensmittelreport” vorkommt. Die nachgewiesenen Rückstände seien “meist unter dem (für Deutschland, Anm.d.Red.) gesetzlich festgelegten Grenzwert” , aber es würden “immer wieder Pestizide gefunden, die als besonders gesundheitschädlich gelten”, erfahren die Zuschauer. In den vergangenen Jahren haben die Verbraucherschützer in Niedersachsen auch Äpfel aus Italien untersucht. Ob darunter auch Südtiroler Früchte sind, ist den veröffentlichten Unterlagen nicht zu entnehmen.

Am Ende des ZDF-Berichts, in dem auch Karl Bär vom Umweltinstitut München, dessen Abdrift-Untersuchung im Vinschgau sowie der Geschäftsführer der Genossenschaft Biosüdtirol, Werner Castiglioni, zu Wort kommen, gibt Nelson Müller einen Tipp: “Wer sicher gehen möchte, dass er keine unnötigen Pestizide zu sich nimmt, der sollte den Apfel vorher gründlich waschen und danach abtrocknen – oder im besten Fall gleich einen Bioapfel kaufen.”

Es darf davon ausgegangen werden, dass der Sternekoch sich selbst an seine Ratschläge für die Allgemeinheit hält und folglich den – gespritzten und angeblich frisch geernteten – Apfel aus der Brixner Obstwiese vor dem Verzehr gewaschen hat. Aber, wie gesagt, etwas Dramatik braucht es im Fernsehen.