Go gratis!
Der Jänner ist vorbei. Und damit die “Weißen Wochen”. Heuer wurde die in den 1980er Jahren überaus beliebte Initiative wiederbelebt: Schüler der 2. Klasse Mittelschule konnten vier Tage in einem der teilnehmenden Südtiroler Skigebiete verbringen. Für die An- und Abreise, drei Übernachtungen mit Halbpension, Mittagessen auf der Skihütte, Ski-Unterricht, Tagesskipässe und bei Bedarf auch Skiausrüstung mussten die Eltern 100 Euro bezahlen. Für Familien, die jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen, immer noch eine saftige Summe. Den Differenzbetrag von 500 Euro je Schüler übernahm hingegen die Tourismuswirtschaft zusammen mit der deutschen und ladinischen Bildungsdirektion. 39.000 Euro hat sein Ressort dafür ausgegeben, erklärte Landesrat Philipp Achammer diese Woche.
“Go Snow Südtirol”, so der Name der Initiative, an der IDM, HGV, Verband der Südtiroler Seilbahnunternehmer, Landesberufkammer der Skilehrer, die Skiverleihe und Athesia als Medienpartner beteiligt sind. 260 Schüler aus elf Mittelschulen nahmen im Jänner 2020 daran teil.
“Ziel ist es, die Jugendlichen für den Wintersport zu begeistern”, hieß es zum Auftakt. Dagegen hat der Verband der Sportvereine Südtirols (VSS) auch nichts. “Wir begrüßen die Initiative der Schule und der Tourismuswirtschaft ‘Go Snow’”, heißt es in einer Stellungnahme, die der VSS-Vorstand vor Kurzem einstimmig verabschiedet hat. Und dann folgt das Aber: “Der VSS stellt zugleich fest, dass mit dieser Werbekampagne keine nachhaltige Förderung des Skisports von Kindern möglich ist.”
Viel sinnvoller und zielführender wäre es, einen Gratis-Skipass für Kinder einzuführen, so der VSS. In der Stellungnahme heißt es weiter: “Der VSS hat bereits vor über einem Jahr im Gespräch mit den Seilbahnunternehmen darum ersucht, für Kinder bis zum Alter von 12 Jahren einen kostenlosen Skipass einzuführen. (...) Wir wissen und wollen auch anerkennend hervorheben, dass einzelne Seilbahnunternehmen bereits einige relativ günstige Rahmenbedingungen zur Förderung des Kinder-Skisports geschaffen haben. Der VSS fordert gerade angesichts der hohen Kosten, welche die Ausübung dieses wertvollen Wintersports mit sich bringt und die sich viele Familien nicht mehr leisten können, einen Gratis-Skipass für Kinder bis zum Alter von 12 Jahren. In diesem Zusammenhang sollte die Förderung von Seilbahnen durch die öffentliche Hand auch an diese Bedingung geknüpft werden.”
Verpflichten statt ermutigen
Günstigere Skipässe für Kinder – das hatte auch die SVP-Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner in einem Beschlussantrag gefordert, der im Jänner genehmigt wurde. Darin ist allerdings nur davon die Rede, dass die Skigebiete “ermutigt” werden sollen, vergünstigte oder kostenlose Skipässe zur Verfügung zu stellen bzw. “auszuloten, welche Unterstützungsformen für das erste Erlernen der Wintersportarten möglich sind”.
Dafür wurde Ladurner von der Opposition kritisiert – der ihre sei ein “homoöpathischer Beschlussantrag”, der keinerlei Verpflichtungen vorsehe oder gar “überflüssig” sei.
Beim VSS setzt man auf die Koppelung von Landesbeiträgen an die Vergabe von Gratis-Kinderskipässen und ist überzeugt, dass “vermutliche finanzielle Einbußen durch eine solche Maßnahme in der Folge einer weit höheren Anzahl an Skisportlern im Jugendbereich sowie deren Eltern, die auf diese Weise gewonnen werden können, mehr als kompensiert werden – ganz abgesehen vom gesundheitlichen Mehrwert, der durch die Bewegung in freier Natur geschaffen wird. Der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen und den förderlichen Rahmenbedingungen muss in unserer Gesellschaft ein hoher Stellenwert beigemessen werden.”
Für Christa Ladurner, Sprecherin der Allianz für Familie, geht diese Forderung nicht weit genug. Auf Facebook hatte sie bereits Mitte Jänner Stellung bezogen: “Skigebiete, Schwimmbäder, Freizeiteinrichtungen und all die anderen, die Steuergeld für Infrastruktur erhalten, sollten von vorneherein verpflichtet werden, die Preise familienfreundlich zu gestalten. Das muss sich auf alle Bereiche erstrecken und nicht nur auf den Luxussport Skifahren. Wer knapp bei Kasse ist, kann sich diese Sportart ohnehin nicht leisten.”
Man(n) kann immer etwas zum
Man(n) kann immer etwas zum kritisieren finden... Dennoch ist es unumstritten, dass das Projekt bei vielen Schülern und deren Familien sehr gut angekommen ist. Und nicht nur wegen der finanziellen Unterstützung!