Wirtschaft | Volksbank

Zurück in die Vergangenheit

Nach Generaldirektor Johannes Schneebacher scheidet jetzt auch der Präsident des Verwaltungsrates Othmar Michaeler aus. Nicht ganz freiwillig. Exklusiv sein Nachfolger.
Michaeler
Foto: Volksbank
Manchmal ist die Flucht nach vorne das Beste.
Für mich geht ein Zyklus zu Ende“, erklärt Othmar Michaeler. Der Präsident der Südtiroler Volksbank gab am Montag per Pressemitteilung bekannt, dass er bei den im März anstehenden Neuwahlen nicht mehr antreten werde.
Die Volksbank hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr erfolgreich zur größten Regionalbank im Nordosten Italiens entwickelt. Zu diesem außerordentlichen Wachstum haben vor allem die strategische Entscheidung der Übernahme der Banca Popolare di Marostica und die Expansion ins Veneto beigetragen. Ich übergebe die Bank in einer exzellenten Vermögenslage in die Hände eines neuen Verwaltungsrates“, resümiert Othmar Michaeler. 
Der amtierende Volksbank-Präsident scheidet offiziell freiwillig aus seinem Amt. „Ich möchte mit meiner Entscheidung ein Zeichen setzen“, meint Michaeler. 
Dabei ist dieser Schritt für Branchenkenner keine Überraschung. Denn der Abgang erfolgt keineswegs so freiwillig wie jetzt dargestellt.
 

Der Machtkampf

 
Seit langen schwelt innerhalb der Volksbank ein Machtkampf. Es ist auch der Versuch das Rad der Zeit wieder zurückzudrehen.
Othmar Michaeler wurde im Oktober 2010 zum neuen Volksbank-Präsidenten gewählt. Mit dem Pusterer Unternehmer kam damals auch der Bozner Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager als Präsident des Aufsichtsrates.
Es war vor zehn Jahren eine Art friedlicher Putsch. Denn das Duo Hager/Michaeler trat auch gegen die alten historischen Seilschaften in der Volksbank an, die ihre Pfründe aus der Gründerzeit zu verteidigen hatten. Zusammen mit Generaldirektor Johannes Schneebacher baute man die Bank in den vergangenen zehn Jahren grundlegend um.
Die Meilensteine dabei: Die Umwandlung der Bank von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft und die Übernahme der Volksbank von Marostica. Aus einem Player auf dem lokalen Bankenmarkt wurde so eine führende norditalienische Regionalbank.
Weil die Volksbank-Aktie in den vergangenen Jahren aber deutlich an Wert verlor und nach Wertberichtungen in dreistelliger Millionenhöhe 2019 ein Bilanzverlust von 84,3 Millionen Euro zu Buch steht, wurde in den vergangenen Monaten die Kritik am Führungstrio immer lauter.
 
 
Als im März 2019 die Neubestellung des Aufsichtsrates anstand, nahm Aufsichtsratspräsident Heinz Peter Hager freiwillig seinen Abschied. Auch das Ausscheiden von Generaldirektor Johannes Schneebacher ist seit gut einem Jahr klar. Schneebacher will sich beruflich neu positionieren und er wird Ende März 2020 sein Amt an den neuen Generaldirektor Alberto Naef übergeben.
Nach Informationen von Salto.bz wollte Othmar Michaeler eigentlich an der Volksbank-Spitze bleiben. Doch mit Hager und Schneebacher brachen dem Manager der Hotelgruppe „Falkensteiner“ der fachliche und auch der strategisch-politische Hinterhalt in der Bank weg.
Gleichzeitig wurde der Widerstand der Seilschaften um die traditionellen Brixner und Pusterer Volksbankaktionäre immer heftiger. Man sah den richtigen Zeitpunkt gekommen, die Macht in der Volksbank zurückzuerobern und auch den letzten Repräsentanten des Trios abzulösen, das die Geschicke der Bank in den letzten zehn Jahren bestimmt hat.
 

Das Syndikat

 
Die Machtübernahme wurde dabei planmäßig vorbereitet, indem man etwas tat, wozu die bisherige Bankenführung seit Jahren anregt.
Eine Reihe von Aktionären hat einen kapitalstarken Stimmverbund von Kernaktionären gebildet, der für die anstehenden Neuwahlen des Verwaltungsrates eine eigene Kandidatenliste erstellt. Die Aktion hat dabei von Beginn an auch das klare Ziel Othmar Michaeler als Volksbankpräsident abzulösen. 
Weil in den vergangenen Wochen aber im deutlicher wurde, dass Othmar Michaeler bei den Neuwahlen keine Mehrheit als Präsident mehr erreichen wird, zog der Pusterer Unternehmer die Reißleine, indem er sich jetzt selbst aus dem Spiel nimmt.
Der scheidende Volksbankpräsident sagt dabei: „Im Sinn der Bank wünsche ich mir, dass ein bankerfahrener Südtiroler Unternehmer dem zukünftigen Verwaltungsrat vorsteht“. 
 
 
Diese Aussage hat einen konkreten Hintergrund. Denn nach Informationen von Salto.bz soll der neue Präsident der Volksbank Lukas Ladurner heißen. Der Geschäftsführer der Meraner „Ladurner Group AG" hat es in den vergangenen Monaten vor allem durch den Kauf der „Solland Silicon“ in Sinich in die Schlagzeilen geschafft. Ladurner, der seit Jahren im Verwaltungsrat der Volksbank sitzt, soll der Kandidat des neuen Aktionärverbundes für das Amt des Volksbank-Präsidenten sein.
Bis zum 13. März muss die Kandidatenliste stehen. Die Wahl erfolgt dann auf der Gesellschafterversammlung am 28. März. Spätestens dann wird sich zeigen, ob die Operation – so wie geplant – auch aufgehen wird.