Gesellschaft | Hysterie

Märchen Mundschutz

Die Mundschutzmasken sind auch in Südtirol fast ausverkauft. Dabei hilft diese Schutzmaßnahme kaum gegen das Coronavirus.
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Foto: upi
In Krisenzeiten darf man seine eigene Meinung nicht mehr sagen.
Das musste Anfang dieser Woche Alessandro Greco am eigenen Leib erfahren. Der Trentiner Arzt und Sanitätsdirektor der "A.P.S.P Santa Maria", der öffentlichen Altersheimstiftung von Cles, hatte sich erlaubt in einer Sprachnachricht auf die ausgebrochene Corona-Hysterie zu reagieren und fachmännische, medizinische Tips zu geben, wie man am besten auf das Virus reagiert.
Greco hat die zehn Minuten lange Nachricht, die vor allem für Menschen gedacht war, die beruflich mit Patienten zu tun haben, per Whatsapp verschickt. Die gescheiten und pragmatischen Erläuterungen des Nonsberger Mediziners landet auch beim L’Adige und bei Salto.bz. 
Die Trentiner Tageszeitung verfasste in ihrer Onlineausgabe einen kurzen Artikel, der aber nach wenigen Stunden wieder gelöscht wurde. Als Salto.bz Greco wenig später kontaktiert, mit dem Ersuchen, seine Ausführungen online stellen zu dürfen, winkt der Sanitätsdirektor freundlich aber bestimmt ab. Der Grund: Alessandro Greco war von seinen öffentlichen Vorgesetzten zurückgepfiffen worden.
Ein Grund dafür: Der Mediziner hatte in der Botschaft auch mit einem Märchen aufgeräumt.

Wirkungsloser Mundschutz

 
Denn wie überall auf der Welt sind auch in Südtirol derzeit die Atemschutzmasken fast ausverkauft. Das Problem dabei: Die meisten Masken die in den Apotheken oder Geschäften erhältlich sind, helfen kaum.
"Die klassischen Mundschutzmasken zu verwenden, die wir in den Sanitätsstrukturen haben, hilft absolut nichts", sagt Alessandro Greco. Und weiter: "Denn das Virus ist weit kleiner, als das Netz aus dem diese Masken gemacht sind."
 
 
Grecos Aussagen werden von berufener Seite bestätigt. Auch nach Angaben des auf Infektionskrankheiten spezialisierten Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin gibt es "keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für gesunde Menschen deutlich verringert." Auch das österreichischen Gesundheitsministeriums bläst ist selbe Horn. "Einmal-Mundschutzmasken sind kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden", heißt es in einer Aussendung.
Dabei sind sich alle Experten einig: Mundschutzmasken bieten keinen Schutz vor der Ansteckung, Wenn überhaupt sinnvoll, sind sie nur im Fall einer Erkrankung, als ein halbseidener Schutz vor der Weiterverbreitung.

Möglicher Schutz

 
Laut Experten bilden einen wirksameren Schutz vor einer Ansteckung für Gesunde nur spezielle Masken - sogenannte FFP3-Masken. Solche Masken sind allerdings für eine längere Nutzung im Alltag kaum geeignet, da sie das Atmen erschweren. 
 
 
Derartige Masken sind vor allem zum Schutz vor lungengängigem Staub wie Feinstaub, Rauch und Flüssigkeitsnebel (Aerosole) gedacht. Das Klassifizierungssystem unterteilt sich in drei FFP-Klassen ("filtering face piece"), die genannten FFP3-Masken sind dabei jene mit dem größten Filtereffekt und finden etwa in der chemischen Industrie Anwendung. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003 haben Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden Effekt nahegelegt.
"Solche FFP3-Masken habe wir im Sanitätssystem aber nicht", sagt Alessandro Greco in seiner Audiobotschaft.
Für die normale Bevölkerung sind aber auch diese professionellen Atemschutzmasken keine echte Lösung, „Im Alltag ist das unsinnig“, sagt der Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg, "zumal man mit einer solchen Maske nur noch schwer atmen könne."