Umwelt | Landwirtschaft

Kampf gegen Pestizide im Netzwerk Avaaz

Der Kampf gegen Pestizide wird nun auch über die beliebte Internetplattform Avaaz geführt. Fast 2000 Menschen haben bislang eine Petition des WWF Bozen unterschrieben. Doch wohin führt der immer erbittertere Schlagabtausch?

Gefährliche Pestizide im Südtiroler Apfelanbau? Nein danke! Seit knapp drei Wochen zirkuliert dieser Aufruf über die Internetplattform Avaaz im World Wide Web – gemeinsam mit Petitionen gegen die Abholzung des Regenwalds oder für die Schuldbildung junger Mädchen in Pakistan. „Bürgerpetitionen von Avaaz ermöglichen Menschen über  Online-Tools die Welt zu schaffen, die sich die meisten Menschen wünschen“: Unter diesem Slogan mobilisiert das weltweit größte Kampagnen-Netzwerk wöchentlich Millionen von Menschen in 15 Sprachen , mit ihrer Unterschrift unter Petitionen zur Veränderung von Problemen wie Korruption, Armut, Krieg und Klimawandel beizutragen.

Eine einfache Möglichkeit, ein möglichst breites Bewusstsein für aktuelle Anliegen und Kämpfe zu schaffen also. Auf sie zurückgegriffen hat nun auch der WWF Bozen. Konkret fordert er gemeinsam mit den bislang knapp 2000 Unterschreibenden der Online-Petition von Südtirols Obstwirtschaft, in Zukunft auf bestimmte Spritzmittel zu verzichten – darunter das Pilzbekämpfungsmittel Captan, das im Verdacht stehe, krebserregend zu sein oder Insektizide wie Chlorpyrifos und Neonikotinoide, die viele Tierarten, darunter auch Bienen schädigen. Definitiver Auslöser die Avaaz-Petition zu starten, war laut dem WWF-Präsidenten Roberto Maistri vor allem das massive Bienenstreben, das Südtirols Imker mit der Pestizidbelastung in Zusammenhang bringen. „Doch es ist auch klar, dass Südtirols Landwirtschaftspolitik in diesem Bereich massiven Aufholbedarf hat“, sagt er. Denn im Vergleich zu anderen Alpenländern wie der Schweiz oder Frankreich, wo bereits 20 Prozent der Äpfel nach biologischen Richtlinien angebaut werden, zähle in Südtirols Obstbau vor allem der Profit, sagt Maistri. Die Reaktionen auf den Avaaz-Aufruf waren laut dem WWF-Präsidenten von Bozen bislang durchaus positiv: „Wir haben auch viele Briefe und Mails erhalten, in denen uns Leute beglückwünschten, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Müssen wir auf Spiegel Online landen? 

Dieser Meinung ist auch Alexander Agethle von der Vinschger Bürgerinitiative Adam&Epfl. Prinzipiell zumindest. Als Anhänger der Vision einer pestizidfreien Modellregion Vinschgau und Unterstützer der geplanten Volksbefragung in Mals hat auch er die Avaaz-Petition unterzeichnet. Dennoch beginnt sich Agethle langsam über die Kollateralschäden des immer erbitterteren Kampfes um den Einsatz von Pestiziden Gedanken zu machen. „Solange Politik und Obstwirtschaft bei dem Thema so uneinsichtig bleiben, werden auf der Gegenseite immer stärkere Kräfte wachgerufen, um auf die Probleme aufmerksam zu machen“, sagt er.  Die unvermeidbare Konsequenz? Südtirol und seine Produkte erscheinen in einem Licht in den Medien, das nicht gerade im Sinne von SMG oder EOS ist. In Schweizer Medien seien bereits erste Berichte über den Südtiroler Kampf erschienen, sagt Agethle. „Doch wenn erst einmal Spiegel Online darüber berichtet, ist uns wohl allen nicht geholfen.“