Chronik | Krisenzeiten

Vorräte mit Köpfchen

Hamsterkäufe sind nicht notwendig. Dennoch sollten bestimmte Lebensmittel immer vorrätig sein. Welche, das erklärt Ernährungsexpertin Silke Raffeiner.
Gollum-Graffiti in Berlin
Foto: Eme Freethinker Street Art

Von irrationalen Hamsterkäufen wird derzeit abgeraten – “zurecht”, betont Silke Raffeiner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol. Denn die Versorgung mit Lebensmitteln bleibt weiterhin garantiert. Dennoch rät Raffeiner: “Gewisse Produkte sollte man trotzdem jederzeit zu Hause vorrätig haben. Schließlich treten Unwetter oder Stromausfälle meist plötzlich und ohne ‘Vorlaufzeit’ ein und können die Versorgung mit Lebensmitteln beeinträchtigen.”

Generell wird empfohlen, einen Lebensmittelvorrat für zehn Tage daheim zu lagern.

Raffeiner empfiehlt eine “dynamische Vorratshaltung”: “Bestimmte Produkte, die man im Alltag häufiger verwendet, werden regelmäßig nachgekauft, so dass immer ein Vorrat vorhanden ist. Die neu gekauften Produkte werden im Vorratsschrank oder in der Speisekammer jeweils ganz hinten eingeräumt, da sie die längste Haltbarkeitsfrist haben. Produkte, die schon vorrätig sind und eine kürzere Haltbarkeitsfrist haben, wandern im Regal somit immer weiter nach vorne und werden früher konsumiert.”

Die restlichen Empfehlungen:

  • Wichtig ist laut Behörden ein Grundvorrat an Wasser (am besten in der Glas-Mehrwegflasche): pro Person und Tag sollten es zwei Liter sein.
  • Da im Falle eines länger andauernden Stromausfalls alle Produkte im Kühlschrank und in der Tiefkühltruhe nach kurzer Zeit entsorgt werden müssten, sollte man Lebensmittel einlagern, die ohne Kühlung haltbar sind.
  • Nudeln, Reis, Maisgrieß und Müslimischungen haben eine lange Haltbarkeit und machen satt. Kartoffeln können mehrere Wochen bis Monate lang im Keller gelagert werden. Aus Mehl und Trockenhefe kann im Bedarfsfall frisches Brot auch selbst gebacken werden. Alternativen zu frischem Brot sind Knäckebrot, Zwieback oder Cracker.
  • Gute Eiweißquellen sind getrocknete Hülsenfrüchte (wie Linsen oder Kichererbsen) oder solche aus der Dose, H-Milch und Fisch aus der Dose.
  • Olivenöl oder andere pflanzliche Öle sowie Nüsse und Samen (wie Haselnüsse oder Kürbiskerne) sollten ebenfalls vorrätig sein.
  • Bestimmte Apfelsorten lassen sich für eine gewisse Zeit einlagern. Gleiches gilt für Lagergemüse wie Karotten, Zwiebeln, Rote Rohnen, Lauch und verschiedene Kohlarten. Winterkürbisse halten sich zum Teil mehrere Monate lang. Trockenfrüchte wie getrocknete Apfelringe oder getrocknete Aprikosen sind eine leckere Ergänzung zu frischem Obst.
  • Außerdem sollen Honig, Marmelade, Fruchtsirup, Kekse und andere Süßigkeiten, Tomatensoße, Salz, Kaffee, Tee, Kakao, Milchalternativen vorrätig sein.
  • Auch für einen Vorrat an Hygieneartikeln (wie Toilettenpapier), Futter für Haustiere u.ä. sollte gesorgt werden.
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Christoph Wallnöfer Di., 24.03.2020 - 15:44

Ich möchte dem noch hinzufügen, dass eine größere Menge Getreide in jeder Wohnung zeitlich so ziemlich unbegrenzt lagerbar ist. Dieses kann ich dann bei Bedarf mit einer Haushalts-Getreidemühle frisch mahlen und zum Beispiel zu Brot oder Nudeln verarbeiten. Wenn ich eh zu Hause bleiben muss und genügend Zeit habe ...
Nur, woher nehme ich denn das Getreide? Noch vor 100 Jahren wäre das z. B. im Vinschgau kein Problem gewesen. Zitat aus einem Artikel im "Der Vinschger" aus dem Jahr 2013:
"Im Jahre 1906 gab es in der „Kornkammer Tirols“ (= der Vinschgau) noch 4167 ha Getreidefelder, 100 Jahre später nur mehr 10 ha; heute sind es wieder 60 ha. Vinschgau - Bis ins Englische Königshaus und in den Vatikan wurde das Vinschger Korn damals geliefert, während heute der Getreideanbau vorwiegend für den Eigengebrauch oder für die ­Bäckereien betrieben wird."

Ich bin überzeugt dass die derzeitige Krise viele Menschen zum Umdenken bringen wird und der Wert von regionalen und möglichst ökologisch angebauten Lebensmitteln wieder erkannt wird.

Zum Thema Mehl: es gibt zwar lange lagerfähiges Mehl, dabei handelt es sich meiner Meinung nach um ein Nahrungsmittel welches nicht mehr allzuviel Lebendiges beinhaltet. Bernàsek & Kühnau haben bereits in den 1960er Jahren mittels Tierfütterungsversuchen nachgewiesen, dass der Verzehr von länger gelagertem (Vollkorn)Mehl zu großen Unterschieden in der Nachkommenschaft der Versuchstiere führt. Hier eine Übersichtstabelle zu den Versuchsergebnissen: Mehlvergleich Bernàsek & Kühnau

Di., 24.03.2020 - 15:44 Permalink