Akademie deutsch-italienischer Studien: Wer küsst sie wach?
Richard Theiner ist studierter Jurist, Veronika Stirner Brantsch promovierte Sprachwissenschaftlerin. Helga Thaler Ausserhofer studierte in Mailand Wirtschaftswissenschaften. Alle drei wurden finanziell unterstützt während ihrer Studienjahre. Von der Meraner Akademie deutsch-italienischer-Studien.
Geisteswissenschaftlich geprägt, wurde die Akademie Ende der 50 des vorigen Jahrhunderts ins Leben gerufen. Von Trentinern, Innsbruckern, Salzburgern und Südtirolern. Von Professoren und Gelehrten, ihnen allen vereint der Gedanke: Gemeinsam, sprach gruppenübergreifend in Südtirol Grenzen verschwinden lassen. Ein Auszug aus dem Gründungsmanifest, datiert mit dem 25. Mai 1949, liest sich wie folgt:
„Das autonome Leben des Landes hat begonnen. Aber solange nicht Vertrauen, sondern Misstrauen, nicht Verstehen, sondern blosse Duldung die Beziehungen zwischen der italienischen und deutschen Bevölkerung Südtirols bestimmen, wird eine gedeihliche Zusammenarbeit zum Wohle aller nicht möglich sein.“
Und weiter: „Gerade wir in Südtirol, wo die Kulturen zweier Völker ineinanderfließen, können nicht länger untätig hin nehmen, dass sie einander feindlich gegen über stehen.“
Der Dornröschenschlaf
Eine Euregio-Zusammenarbeit der ersten Stunde planten sie, die Wissenschaftler. Vorausschauend, feinfühlig, das Zusammengehen, war ihr Antrieb. 70 Jahre später gibt es die Akademie in Meran, in einer beschaulichen Jugenstilvilla in unmittelbarer Nähe des Hotel Palace gelegen, immer noch. Sie wartet darauf wieder entdeckt, wach geküsst, zu werden. Ivo de Gennaro ist seit dem Tod von Roberto Cotteri Interismpräsident der Akademie. Seit 2004 unterrichtet er an der Uni Bozen das Fach Philosophie. Eine Neuaufstellung der altehrwürdigen Merner Institution liegt ihm sehr am Herzen: „Von dem Zusammenschluss der Universitäten von Innsbruck, Trient und Bozen, der in Alpbach Mitte August besiegelt wurde, könnte auch die Akademie profitieren.“
Renommierte Unterstützung
Von der Humbold Stiftung oder der Thyssen-Stiftung alljährlich aufgesucht, seit Anfang Oktober gar vom renommierten Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR) unterstützt, aufgestellt auch die Stadt Meran und die Universität Salzburg. Ein Getragen sein ist der Akademie gewiss, doch reicht es aus um neue Ufer zu erreichen? Noch fraglich ist die Stimmung im eigenen Land. Zieht Bozen mit? Holt Konrad Bergmeister, Präsident der Universität Bozen,die Akademie mit an Bord? „Die Universität Bozen hat Angst, dass die Akademie zu ihr in Konkurrenz tritt. Dass Gelder fließen müssen. All das ist auf keinen Fall so“, sagt der Interismpräsident. „Die Akademie war seit jeher eine unabhängige Struktur. Förderungen der Provinz für die Institution als solche hat es nie gegeben. Wir wollen kein Gegenspieler sondern eine Ergänzung im geisteswissenschaftlichen Kontext sein.“ Doch Neid grassiert im Universitätswesen, seit der Rotstift in vielen Bereichen angesetzt wurde. Von sich selbst sagt De Gennaro: "Universitäre Lehre und Forschung sind mein Beruf. Die ehrenamtliche Mitarbeit in der Akademie ist seit zehn Jahren eine Leidenschaft, ein Hobby für mich. Ja, die Akademie ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt."
„Die Universität Bozen hat Angst, dass die Akademie zu ihr in Konkurrenz tritt. Dass Gelder fließen müssen. All das ist auf keinen Fall so."
Von Anfang an hob sich die Akademie hervor. Eine Vereinsstruktur, die beiden Sprachgruppen gerecht werden sollte. Es gibt einen deutschen- und einen italienischsprachigen Präsidenten, alle Veranstaltungen werden in beiden Sprachen abgehalten, mittlerweile auch in englisch, erzählt De Gennaro. 100 Vereinsmitglieder stützen die Akademie - eine bunte regionale, zweisprachige Mischung. Mit dem hehren Ziel: „Die Versöhnung zwischen den Völkern herbei zu führen.“ Zäune überwinden und europäische Flüge ansteuern, das war ihre Devise. Nun möchte Meran zurückgewinnen, was der Stadt bei der Universitätsgründung in Bozen im Jahr 1997, untersagt blieb: die Etablierung eines Wissenschaftsstandortes. Ausbildung und Forschung, eine „Hohe Schule der Geisteswissenschaften“ schwebt De Gennaro vor. Die Euregio-Uni, die nun mit Leben gefüllt werden will, könnte die ideale Plattform sein um der Akademie in Meran neues Leben ein zu hauchen. "Wir arbeiten daran, das Schiff segeltüchtig zu machen", sagt der Philosophieprofessor, "dann braucht es nur noch etwas Rückenwind."
Euregio hat die Türen aufgemacht. Ist Widerstand gepaart mit Misstrauen der Türöffner in Südtirol? Heißt es wiedermal: Auf zu neuen Ufern, ja gerne, aber nicht jetzt? Alpach hat gezeigt, dass Grenzen zu öffnen sind, der Theorie die Praxis folgen muss. Der Schritt zueinander steht bevor: auch zwischen Meran und Bozen.
Wachküssen
wie wäre es mit Sponsoren für diese Uni..warum nicht eine Uni für ältere Semester mit geisteswissenschaftlichen sprachenbildenden Studienangeboten..eine Aussenstelle der Uni Bozen..wäre traumhaft und sicher bei Liebhabern der Stadt Meran eine Krone.
meran hat potential
in dieser geografischen lage, mit diesem klima, seiner architektur und seiner geschichte (ich denke da an die zeit 45-65) hätte meran das zeug ein zweites alpbach zu werden. hochkarätiges nachdenken über die zukunft über die genres hinweg (wie annodazumal auf der zenoburg) vermittelnd zwischen südeuropa und den deutschsprachigen ländern wäre eine aktuelle lohnende aufgabe.
Genauigkeit und Seele
Ulrich (Der Mann ohne Eigenschaften) schlägt vor, ein "Erdensekretariat der Genauigkeit und Seele" zu gründen.
Zumindest ein Entwurf, eine Außenstelle in Meran - ein schöner Gedanke, eine Hoffnung will ich es noch gar nicht nennen.