Umwelt | Gastkommentar

Doppelte Maskenschutzverordnung

Am 29. April kommt es zur Aufhebung des Verbots bienengefährlicher Pflanzenschutzmittel. Warum eigentlich ein Verbot, wenn es beliebig aufgehoben wird?
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Foto: Klaus Kreuzer

Und für Tiere gilt: Bienen, bewegt euch nicht aus euren Stöcken, ebenso Hummeln, Wespen, Grillen, Käfer, bleibt in euren Löchern, wir Menschen tun es auch. Amphibien, Schnecken, Würmer, Schlangen, auch ihr: zieht euch wieder in die Erde zurück, auch wenn die Sonne so schön lockt, aber sie führt zum Tod. Und Vögel, für euch gilt die Fastenverordnung bis auf Weiteres!

Ein erneutes Bienen- Hummeln und Insektensterben in Massen, ja, das ist leider normal geworden.

Hintergrund: am 29. April wird gespritzt, was das Zeug hält, denn dann ist laut Beschluss der Landwirtschaftlichen Abteilung der Provinz Bozen das „Verbot, bienengefährliche Pflanzenschutzmittel einzusetzen“, aufgehoben.


Dann sind nur noch die Spritzmaschinen auf den Obstwiesen zu sehen, und in den Kabinen die in Astronautenschutzmontur bekleideten Bauern, die gerne abwinkend erklären, dass es ja eh nichts Gefährliches ist. Nein. Deshalb ja eigentlich auch das „Verbot“, deshalb auch „bienengefährlicher Mittel“, und deshalb auch das Dekret zur „Aufhebung des Verbots“, um sie einsetzen zu dürfen. Dass es nicht nur die Bienen tötet, geschenkt, die anderen Insekten zählen auch nicht. (Obwohl etliche kurz vorm Aussterben sind und manche unter Naturschutz stehen.)


Warum eigentlich ein Verbot, wenn es beliebig aufgehoben wird? Oder: warum wird es aufgehoben? Ja, lieber Herr Obmann des Südtiroler Bauernbundes: wieder mal eine, die nix versteht. Nein, ich versteh’s nicht. Andere sagen: „das ist normal.“ Aber was ist normal?
Ein erneutes Bienen- Hummeln und Insektensterben in Massen, ja, das ist leider normal geworden. Es tötet, tötet ab, tötet Leben, tötet die Vielfalt, vernichtet den Lebens- und Kulturraum von uns allen. Wir machen gerade die Erfahrung, wohin es uns am Ende bringt: in den Rückzug, in die Löcher. Ulrich Veith, Bürger von Mals, der im Vinschgau einen pestizidfreien Raum erkämpft hat, sagt: „Zurzeit haben die Bauern einen Freischein.“ Während wir anderen in der Ausgangssperre hocken. Um dann Kehrschaufel und Besen zu nehmen, um die toten Bienen von den Stöcken zu kehren.

Was ich aber verstehe ist, dass wir das Wissen und die Erfahrungen von Bäuerinnen und Bauern brauchen, die mehr können, als nur das Lesen der Etikette auf dem Giftkontainer, oder das Beherrschen einer App-Gebrauchsanweisung für den Einsatz von Pestiziden.