Südtiroler Landtagswahlen: Macht Heimat Angst?
Wenn es unsicher wird, dann helfen einfache Slogans. Wenn die Zeichen auf Sturm stehen ist ein Rettungsreifen das sichtbarste und nahe liegendste Hilfsmittel. Die Südtiroler Freiheit hat mit sechs jungen ListenkandidatInnen ein klares Zeichen gesetzt, auch die Freiheitlichen punkteten mit acht Jugendvertretern als Kandidaten zur Südtiroler Landtagswahl. Ihre Würfe wurden angenommen, von den WählerInnen. Jugend und Erneuerung, will das Land.
Und was will die Jugend? Emotion urteilte Maria Kuenzer. „Emotion, ja, aber keine negative“, sagt Evelyn Gruber Fischnaller. Die Kandidatin der Jungen Grünen, die mit 2.166 Stimmen auf Platz sechs der Vorzugsstimmenliste einzog, ist sich sicher: „Es gibt unter den jungen Menschen im Land derzeit eine große Unsicherheit. Man hört immer wieder: 'Was ist mit der Arbeit, was, wenn ich mir keine Familie aufbauen kann, was, wenn ich mir kein Haus bauen kann...' Einfach gestrickte Worte tun da Wunder im Wahlkampf." Und Gruber-Fischnaller befindet: „Ich denke, dass es sich die Südtiroler Freiheit sehr einfach gemacht hat, in diesem Wahlkampf. Ihr Slogan „Südtriol ist nicht Italien“ ist eindeutig. Wie dieses Ziel zu erreichen ist, das steht auf einem anderen Blatt.“
Neustart, bitte
Hannes Zingerle von den Jungen Freiheitlichen hat den Einzug in den Südtiroler Landtag knapp verpasst. Zwei Junge Freiheitliche (Hannes Zingerle und Michael Demanega) kamen unter die Top Ten der Vorzugstimmenliste, rechnet man die Unter- 40-Jährigen dazu, sind es gar vier KandidatInnen. „Unser Slogan „System brechen“ ist sehr gut angekommen“, befindet Zingerle. „Die Jugendlichen, die auf der Arbeitssuche sind oder auch in der Schule, die merken schon, dass es ein Nachtteil ist, wenn man nicht zur SVP gehört. Diese Vetternwirtschaft soll aufhören, da wünscht sich die Jugend einen Neubeginn.“
„Wir wählen euch nicht mehr!“
Abgestraft, die SVP mit ihrem Verlust der absoluten Mehrheit, von den Jugendlichen? Magdalena Amhof ist auf Platz 13 der SVP-Vorzugsstimmenliste gerückt. 8.918 Stimmen wurden ihr zuteil, sie weiß, die SVP bekam die rote Karte: „Ich hab schon einige Tage vor der Wahl mitgekriegt, dass es schwer sein wird, die Mandatsmehrheit zu halten. Die Leute haben ganz knallhart gesagt: 'Wir wählen euch nicht mehr.' Vorschusslorbeeren gab es keine mehr.“
„Ich hab schon einige Tage vor der Wahl mitgekriegt, dass es schwer sein wird, die Mandatsmehrheit zu halten. Die Leute haben ganz knallhart gesagt: 'Wir wählen euch nicht mehr.' Vorschusslorbeeren gab es keine mehr.“ (Magdalena Amhof)
Junge KandidatInnen haben ihre Partei gerettet, Philipp Achammer, ehemaliger SVP-Parteisekretär steigt mit 14.476 Stimmen als Fünftplatzierter aus dem Ring. Die Heimat hat er angesprochen , der Achammer, etwas zögerlich – aber immerhin. „Nach bestem Wissen und Gewissen und mit all meinen Kräften und Fähigkeiten weiter zu arbeiten für unser Land und unsere Bevölkerung.“ So zu lesen auf Achammers Werbeseite.
Heimat, oh Heimat
Heimat das Schlüsselwort in Südtirol? Heimat darf nicht vergessen werden, fordert die Jugend. Heimat, ein Begriff, der in Südtirol zögerlich verwendet wird. Denn Heimat wird gerne mit „mir ist mir“ gleichgesetzt. Wer ist drin, wer bleibt draußen? Evelyn Gruber Fischnaller sieht es so: „Wenn das Unsicherheitsgefühl einer ganzen Generation tonangebend wird, dann läuft etwas falsch. Wenn andere ausgeschlossen werden, um selbst stärker zu werden, dann fehlt etwas.“ Wenn sich die Italiener in Südtiroler nicht mehr vertreten fühlen, wem gehört dann diese Heimat?
Schließt Heimat von sich aus, aus? Hannes Zingerle erzählt aus seiner Schulzeit. „Ich habe mich immer offen gezeigt , habe mich nie versteckt, seit ich bei den Freiheitlichen bin. Als ich mich zu einem Thema in der Klasse positionieren wollte, das sagte der Leher: 'Zingerle, gib nur eine Ruh, und geh zu deinem Führer.“
Reden wir also in Südtirol, über die Heimat.
Leider kann ich mit der
Leider kann ich mit der Aussage, dass der Begriff Heimat gerne mit „mir ist mir“ gleichgesetzt werde, nichts anfangen. Dabei ist der Begriff Heimat doch so einfach zu erklären. Heimat ist dort, wo jemand sich daheim fühlt, was natürlich einschließt, dass er seiner Heimat, ihrer Umwelt, Geschichte und Kultur Respekt entgegenbringt und dass er bereit ist, Verantwortung für sie zu übernehmen. Diese Heimatdefinition schließt niemanden aus, und sie macht auch deutlich, dass Heimat nicht jemandem gehört, sondern eine wertvolle Leihgabe für jene ist, die bereit sind diese Leihgabe anzunehmen und zu respektieren.
zum nachdenken
ich werfe mal kurz eine frage in den raum.
kann es sein, dass der befund "verunsicherter und frustrierter jugendlicher modernisierungsverlierer und daher sezessionist" ein wenig zu kurz greift und genau jene einfach gestrickte antwort ist, die man kritisiert?
Antwort auf zum nachdenken von Harald Knoflach
Warum will die Jugend die Sezession?
Die jungen Kandidaten der Südtiroler Freiheit sind nicht verunsichert, sondern sehr selbstsicher, sie sind nicht frustriert, sondern zuversichtlich, sie sind nicht Modernisierungsverlierer, sondern sie profitieren von ihrer Modernisierungsbereitschaft, und sie sind Sezessionisten, weil sie nicht mit Italien in eine unsichere Zukunft abgleiten wollen.
"Wo ist Heimat, wenn sich die
"Wo ist Heimat, wenn sich die Italiener in Südtirol nicht mehr vertreten fühlen?"
Ich fragte mich schon, wie lange es dauern würde, bis die Verantwortung für die Implosion der italienischen Parteien und den Rückgang bei der Wahlbeteiligung unserer italienischsprachigen Mitbürger bei den üblichen Verdächtigen (F & STF) gesucht wird...
Es dauerte also demnach keine 48 Stunden.
Zu Heimat fällt mir etwas ein
Zu Heimat fällt mir etwas ein, was Papst Franziskus neulich gesagt hat, die Bibel zitierend: "...und Gott sah, daß es gut war". Dies würde bedeuten, dass sein Werk Heimat (casa!) für die Menschen ist. Und Papst Franziskus, der, auch für alle nicht Katholiken, allein durch seine Menschlichkeit ein Vorbild sein kann, fragt nur: habt Ihr den Eindruck, dass es hier heimatlich ist?