Gesellschaft | Gastbeitrag

Alles wieder gut?

Die Coronakrise hat schonungslos die Schwachstellen in den Seniorenwohnheimen aufzeigt, die es schon vorher gab. Jetzt tut man alles, damit niemand darüber offen redet.
Altersheim
Foto: upi
Ja es ist möglich, dass in einigen Presseaussendungen eine „unangebrachte“ Sprache verwendet wurde, die zum Teil einer hohen Emotionalität geschuldet ist.
Es ist aber auch unangebracht, jegliche Kritik von Organisationen, Personen, Angehörigen, Ärztinnen und Mitarbeiterinnen welche über die Medien geäußert wurde, mit einem offenen Brief des Verbandes der Seniorenwohnheimen und bei der täglichen Pressekonferenz des Landeshauptmannes, vom Direktor des VDS, einfach vom Tisch zu wischen.
Wir als Landesverband, haben schon zu Beginn der „Coronakrise“ Emails von Mitarbeiterinnen aus den Seniorenwohnheimen erhalten, aus denen herauszulesen war, dass es in den Seniorenwohnheimen zu unterschiedlichen Vorgangsweisen kam und das hat die Mitarbeiterinnen verunsichert. Wir ersuchten aus diesem Grund, den Verband der Seniorenwohnheime Südtirols, Sorge für eine einheitliche Vorgangsweise zu übernehmen.
Ja es ist möglich, dass wir auf dieses Email nie eine Antwort erhalten haben und dass man den Landesverband, dessen Petition „Die Sozialberufe: ein marktwirtschaftliches Paradox“ 5.238 mal unterzeichnet wurde und inzwischen eine Historie von 1.756 Mitgliedern aufweist, nicht zur Kenntnis nimmt und immer noch links liegen lässt.
Eine Antwort auf unser Email und die Einbindung des Landesverbandes in den Krisenstab hätten ausgereicht, um Missverständnisse zu vermeiden.
 
 
Es ist unangebracht, jegliche Kritik von Organisationen, Personen, Angehörigen, Ärztinnen und Mitarbeiterinnen, welche über die Medien geäußert wurde einfach vom Tisch zu wischen.
Die Arbeit des Krisenstabes, welcher sicher gut gearbeitet hat, haben wir nie in Frage gestellt.
Was wir hinterfragen ist die Kommunikations- und Informationsblockade, welche dafür verantwortlich war, das viele Fragen gestellt werden mussten.
Lange war man bemüht, die Situation als stabil und kontrolliert darzustellen, obwohl die Situation in einigen Seniorenwohnheimen dramatisch war und die Mitarbeiterinnen nur noch die Möglichkeit hatten, die Situation und die emotionale Belastung zu meistern und zu überstehen. Es wurde viel über die Mitarbeiterinnen geschrieben, selber zu Wort gekommen sind sie kaum, obwohl sie die Hauptlast zu tragen haben.
Bleibt die Frage warum es schwerfällt, realistisch darüber zu berichten.
Ja es ist möglich, dass in dieser Zeit ausschließlich Arbeitgeberverbände zu Wort kamen, das Pflege – und Betreuungspersonal selber kaum keine Stimme bekam. Es muss Standard werden, dass nicht über die Sozialberufe geredet wird, sondern mit ihnen.
Lange war man bemüht, die Situation als stabil und kontrolliert darzustellen, obwohl die Situation in einigen Seniorenwohnheimen dramatisch war.
 Ja es ist möglich, dass Mitarbeiterinnen, welche sich bei Organisationen und Instanzen gemeldet haben, anonym bleiben wollen. Warum das so ist, darüber darf nachgedacht werden.
Ja es muss möglich werden, dass die Sozialberufe als Arbeitnehmerinnen, eine gleichberechtigte Stimme bekommen und auf die vielen „Danke“, dem Applaus und die Heldenbezeichnungen, müssen jetzt Taten folgen. Wenn es den Menschen in den Seniorenwohnheimen gut geht, ist das zu einem großen Teil der Verdienst der Pflege- und Betreuungskräfte, welche in dieser Zeit für die Bewohnerinnen: Familie, Freunde, Pflegerinnen, Betreuerinnen, waren und sind.
Ja es ist möglich, dass die „Coronakrise“ schonungslos Schwachstellen aufzeigt, welche es schon vorher gab.
 
 
Ja es ist eine Tatsache, dass es neben den Seniorenwohnheimen, auch noch die Hauspflege gibt.
Die Mitarbeiterinnen der Hauspflege, sind täglich in mehreren Haushalten unterwegs und es ist und wird zunehmend schwieriger die Betreuten Menschen und die Mitarbeiterinnen so gut wie möglich zu schützen
Die Hauspflege muss in Zukunft, den gleichen Stellenwert einnehmen wie die Seniorenwohnheime.
Die Rolle der Sozialberufe muss nach dieser Zeit in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt werden, damit notwendige Schritte abgeleitet werden können.
Denn die Arbeit der Beschäftigten in den Sozialberufen, entlastet viele im Alltag und ist für das Funktionieren einer Gesellschaft und der Wirtschaft unerlässlich.
Für die Sozialberufe gilt der gleiche Slogan, wie für die Krankenpflegeberufe, der derzeit auf den Plakaten der Firstavenue aushängt:
Ohne die Sozialberufe läuft in den Sozialdiensten nichts!
 
Für den Landesverband der Sozialberufe            
die Vorsitzende Frau Kathrin Huebser
die Geschäftsführung Frau Marta von Wohlgemuth