Politik | Karriere und Familie

Simone Wasserer: Tiefpunkt der Südtiroler Frauenpolitik

Simone Wasserer, Gleichstellungsrätin, will die Sache mit Magdalena Amhof zum Wochenende hin noch kommentieren. "Öffnen wir die Diskussion um Frau und Karriere, aber die persönliche Kampagne gegen Frau Amhof muss nun endlich aufhören", sagt Wasserer.

"Es ist wohl einer der Tiefpunkte der Südtiroler Frauenpolitik, die wir in den vergangenen Tagen rund um eine angebliche Schwangerschaft einer neu gewählten Abgeordneten in den Südtiroler Landtag erleben mussten." So beginnt die Aussendung der Gleichstellungsrätin Simone Wasserer. Von "dunklen Schatten" auf der demokratischen Kultur unserer Gesellschaft", ist zu lesen. Kandidaten werden gegeneinander ausgespielt, dies sei beschämend "zumal dies mit "dem Verweis auf eine angebliche Schwangerschaft, also mit der Gründung einer Familie", passiert. 

Familie ein Knock out Kriterium?
Ausgeschlossen werden, weil Familiengründung im Blickfeld ist?
"Niemand stelle in Frage, dass Herr Kompatscher als sechsfacher Familienvater in der Lage sei, das Amt als Landeshauptmann voll auszufüllen. Hat ein Vater denn weniger Familienverantwortung?", fragt Wasserer.

Blick weiten
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in Südtirol noch immer ein weiter Weg. Das habe das Beispiel der jüngsten Diskussion in Südtirol bewiesen. Wasserers Vorschlag: Blicken wir nach Frankreich, nach Spanien, nach Deutschland, PolitikerInnen sind dort auch in den höchsten Positionen zu finden. "Die Bestellung dieser Frauen sollten für uns Vorbild sein, und uns zeigen, wie moderne Gesellschaften aufgebaut sind: nämlich auf Bestellung von Ämtern durch Qualifikation und nicht privater Umstände. Mittelalterliche Diskussionen sollten wir auch hier in Südtirol endlich hinter uns lassen!", heißt es in der Aussendung der Gleichstellungsrätin.

Stellung zum Schwanger- und Nicht-Schwanger sein, zu Vereinbarkeit oder nicht, nimmt auch Arnold Tribus, Herausgeber der Neuen Südtiroler Tageszeitung. Es würden Gerücht verbreitet, so Tribus, die Tageszeitung sei nicht frauenfeindlich, und PolitikerInnen würden halt auch im Rampenlicht stehen:

Erst die Öffentlichmachung hat die Frau Abgeordnete auf die Palme gebracht und sie hat diese Empörung auch in allen Medien zum Ausdruck gebracht. Seht euch diese skandalistische Tageszeitung an, es sei ein Skandal, ihr eine Schwangerschaft zu unterstellen, und was ihre politische Zukunft angehe, so wolle sie nun erst recht Landesrätin werden, vorausgesetzt der designierte Landeshauptmann wolle das.

Indes fordert Wasserer auf, zur Diskussion. Sie möchte darüber reden, jetzt im Jahr 2013, dass Kind und Karriere für Frauen noch immer nicht zusammen gehen darf. Vielleicht reden, nicht nur am Stammtisch, aber auch dort. "Kinder oder die Familie als Ganzes  zu instrumentalisieren, um weibliche oder männliche Karrieren zu verhindern", das gehe nicht an, meint die Juristin, selbst Mutter von zwei Töchtern. Und sie schließt mit den Worten: "Die persönliche Kampagne gegen Frau Amhof muss nun aber endlich aufhören. Sie sollte allein aufgrund ihrer Qualifikation und erbrachter Leistung beurteilt werden."

Und Arnold Tribus schließt mit seinen Kommentar mit den Worten:

"Ich hoffe sehr, dass diese Debatte aufhört. Ich wünsche der Frau Abgeordneten eine große Karriere, ein gutes Assessorat, so Arno will, und sollte der liebe Gott wollen, dann wünsche ich ihr in den nächsten Jahren auch eine freudige und glückliche Schwangerschaft, sollte sie das auch wollen. Alles lässt sich vereinbaren. Ich habe nie daran gezweifelt."

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gorgias Sa., 09.11.2013 - 15:54

Es wurde vor einigen Tagen das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Frau Amhof aus eigenem Wunsch auf einem Sitz in der Landesregierung Aufgrund der eigenen Familienplanung verzichten möchte.
Dies wurde schon vor einigen Tagen geklärt. Wo findet da noch bitte eine Kampagne statt?
Davon abgesehen dass im Nachhinein kein Schaden für Amhof entsteht, da die Sache jetzt ja geklärt ist. Außerdem ist es lächerlich zu glauben, dass der designierte Landeshauptmann sich durch Gerüchte bei der Regierungsbildung beieinflussen lassen würde, ohne auch vorher mit der möglichen Kandidatin sich abgesprochen zu haben.
Diese Aussendung dient am jetzigen Zeitpunkt wohl mehr der eigenen Existenzberechtigung.

Sa., 09.11.2013 - 15:54 Permalink