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Krahs Antwort

Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner erklärt in einem bitterbösen Schreiben, warum er den offenen Brief des Katholischen Forums nicht abgedruckt hat. Ein Stück Krahwall.
Krähe
Foto: upi

Austeilen ist leicht, Einstecken schon schwerer.
So könnte man den Eiertanz beschreiben, den Toni Ebner in den vergangenen Wochen aufgeführt hat. Denn der Chefredakteur der Dolomiten hat eine wunderbare Ausrede gefunden, um die Kritik von 15 katholischen Vereinen und Verbänden an seinem Tagblatt unter der Wahrnehmungsgrenze zu halten.
Der Anlass ist ein mit dem Pseudonym „krah“ gezeichneter Kommentar am 22. August in den Dolomiten. Der Dolomitenvogel watscht darin unter dem Titel “Wasser predigen und Wein trinken – Beispiele aus der Politik: A. Kompatscher und P. Köllensperger” nicht zum ersten Mal den Landeshauptmann wie einen Schulbuben ab.
Neu aber ist die Reaktion auf den journalistischen Vogelschiss aus dem Weinbergweg. Einen Tag später stellt sich die SVP in einer Stellungnahme auf der eigenen Homepage hinter Arno Kompatscher und rupft dem Dolomitenkrah etwas die Federn.
Fünf Tage später folgt dann ein offener Brief des Katholischen Forums an Toni Ebner, in dem die großen katholischen Vereine Südtirols ihr Befremden über den Kommentar und die Linie der Dolomiten zum Ausdruck bringen.
Der Brief ist selbstredend bis heute im Tagblatt der Südtiroler nicht erschienen.
Dafür haben die Absender drei Tage, nachdem der Brief auf Salto.bz und in anderen Südtiroler Medien erschienen ist, ein Schreiben von Toni Ebner erhalten.
Toni Ebner schreibt am Nachmittag des 31. August:

Sehr geehrte Vorsitzende des Katholischen Forums,

zuerst nehme ich mit Befremden zur Kenntnis, dass ein Brief, der an mich persönlich gerichtet ist, gleichzeitig anderen Medien zur Verfügung gestellt und dort veröffentlicht wird. Aber das ist eine Frage des Stils.
Wie Sie unser Tagblatt „Dolomiten" kennen, veröffentlichen wir immer auch Beiträge, die sich kritisch mit unserer journalistischen Arbeit auseinandersetzen; das gilt zum Beispiel auf den Leserbriefseiten. Gerne hätte die Stellungnahme des Katholischen Forums dort auch Platz und Aufmerksamkeit gefunden.

Ich nehme mit Befremden zur Kenntnis, dass ein Brief, der an mich persönlich gerichtet ist, gleichzeitig anderen Medien zur Verfügung gestellt und dort veröffentlicht wird.

Kritik nehmen wir bei den „Dolomiten" immer gerne an, weil sie oft zu einer Qualitätsverbesserung führt. Die von Ihnen vorgebrachte Maßregelung müssen wir aber in eine andere Kategorie einordnen. Offensichtlich ist es Ihnen nicht um die Verrohung der Sprache und der Medien gegangen, sonst hätte das Forum viel früher in vielen anderen Medien des Landes intervenieren müssen.
Die krah-Kolumne mag schonungslos politische Fehler offenlegen, aber darin eine Verletzung der Würde einer Person feststellen zu wollen, geht eindeutig zu weit. Es kommt der Verdacht auf, dass diese überzogene Reaktion einen anderen Grund hat und sich das Forum vor einen politischen Karren spannen lässt.

Es kommt der Verdacht auf, dass diese überzogene Reaktion einen anderen Grund hat und sich das Forum vor einen politischen Karren spannen lässt.

Verwundert bin ich auch über die Tatsache, dass ein einziger Kommentar in den „Dolomiten" zum Anlass genommen wird, um das Tagblatt in das Eck jener Medien zu stellen, die — wie Sie schreiben — tatsächlich Menschen herabwürdigen und niedere Instinkte bedienen. Das kann bei diesem Kommentar zwar Ihr persönlicher Eindruck sein, aber ich lasse mir das als Chefredakteur nicht für die „Dolomiten" vorwerfen.

 

 

Unsere Redakteurinnen und Redakteure bemühen sich täglich um eine wahrheitsgetreue und ethisch verantwortbare Berichterstattung. Ich erinnere hier an unsere Blattlinie etwa in der Frage der Einwanderung oder an den jüngsten Skandal um den 600-Euro-Bonus, wo wir sehr zurückhaltend berichteten und zum Beispiel viele Leserbriefe ablehnten, die die Politiker herabwürdigten.

Lassen Sie mich noch anfügen, dass die „Dolomiten" Tag für Tag die katholische Sache lebt, hochhält und verteidigt; trotz Anfeindungen genau jener Medien, denen Sie den offenen Brief zugespielt haben.

Lassen Sie mich noch anfügen, dass die „Dolomiten" nicht wie Sie schreiben auf eine „lange katholische Tradition zurückblickt“, sondern Tag für Tag die katholische Sache lebt, hochhält und verteidigt; trotz Anfeindungen genau jener Medien, denen Sie den offenen Brief zugespielt haben. Dazu gehört auch die ausführliche und grundsätzlich wohlwollende Berichterstattung über die Diözese, vom Herrn Bischof bis zu den Pfarreien.
Auch die im Katholischen Forum zusammengeschlossenen Vereine und Verbände finden in unserem Tagblatt seit jeher viel Aufmerksamkeit und Platz. Vielleicht würden sich diese Vereine und Verbände eher Stellungnahmen zu aktuellen und wichtigen religiösen Themen erwarten, etwa zum Schutz des Sonntags, zur sozialen Gerechtigkeit oder zurUmweltverantwortung der Christen.

Mit dieser Anregung für die Arbeit verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Dr. Toni Ebner, Chefredakteur „Dolomiten"

Vielleicht sollte die Dolomitenredaktion ihrem Chef ein Wörterbuch schenken.
Der Vogelliebhaber könnte dann dort nachschlagen, was ein „offener Brief“ ist.