Gesellschaft | Corona-Impfungen

The Show must go on

Am Sonntag wurde mit einer Prominenten-Impfung öffentlichkeitswirksam der Start für die Impfkampagne gegeben. Einen Tag später fehlen für das Personal aber die Impfdosen.
Impfaktion
Foto: Sabes
Überall auf der Welt zog man diese Show ab.
Deshalb kann und will man in Südtirol hier nicht nachstehen. Bereits am frühen Sonntagmorgen stehen die Fotografen und Kameraleute am Bozner Krankenhaus an, um die Ankunft des lang erwarteten Covid-19-Impfstoffes in Südtirol in Bild und Ton festzuhalten. Kurz vor 8 Uhr trifft dann der Konvoi ein und das Militär und die Carabinieri übergeben einen ersten Karton an Chefapothekerin Alicia Tavella. Es sind 145 Impfdosen und nach der offiziellen Erklärung sollen weitere 5.850 Dosen eintreffen. 
Wenig später startet dann eine Art Prominenten-Impfung. Die erste Person, die geimpft wird, ist die Pflegekoordinatorin der Covid-Einheit, Wilma Flunger, es folgen der Über-80-jährige Enzo Acinapura, danach der bekannte Immunologe Bernd Gänsbacher. In weiterer Folge werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens geimpft, darunter auch Elke Maria Erne, Primarin der Infektiologie, Elisabetta Pagani, Primarin der Mikrobiologie und Virologie, Mariagrazia Zuccaro, Direktorin des Departments für Prävention, Annamaria Bassot, Leiterin der Covid-Überwachungseinheit, Marc Kaufmann, Medizinischer Einsatzleiter Covid-Pandemie, Patrick Franzoni, stellvertretender medizinischer Einsatzleiter, Mario La Guardia, Primar der Notaufnahme Bozen, Flavio Girardi, der ärztliche Direktor des Krankenhauses Bozen, Pierpaolo Bertoli, Sanitätsdirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Marianne Siller, Pflegedienstleiterin des Sanitätsbetriebes.
 
 
Landeshauptmann Arno Kompatscher hebt in seiner Ansprache den symbolischen Charakter des „Impftages“ hervor, indem eine Pflegekraft geimpft wird, weiteres ein Angehöriger der Risikogruppe der älteren Personen sowie ein wissenschaftlicher Experte. Für Gesundheitslandesrat Thomas Widmann ist der Beginn der Impfung in Südtirol „ein historischer Tag, ein Tag der Wende. Wer hätte noch vor wenigen Monaten gedacht, dass es noch 2020 möglich sein wird, mit den Impfungen zu starten." Auch für Generaldirektor Florian Zerzer stellt dieser Tag einen Wendepunkt in der Bekämpfung des Virus dar. Er bedanke sich bei den vielen Menschen, die in den vergangenen Wochen und Monaten an der Bekämpfung der Pandemie beteiligt waren.
Die Impfaktion wurde durch Pressemitteilungen und Video- und Fotoaufnahmen noch am Sonntag werbewirksam in der Öffentlichkeit verbreitet.
 

Die Lieferschwierigkeiten


Was man aber nicht sagt: Die große angekündigte Impfaktion erweist sich in der Realität vorläufig als Rohrkrepieren. Denn keine 30 Stunden später wird klar, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb den ankündigten Impfstoff nicht zeitgerecht bekommen hat.
Am Montag kurz nach Mittag verschickte die ärztliche Direktion des Krankenhauses Brixen an alle Mitarbeiter des Gesundheitsbezirkes eine Rundmail. In dem Schreiben mit der Priorität „hoch“ heißt es:
 
„Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsbezirkes Brixen, aufgrund von Lieferschwierigkeiten des Impfstoffes, der verbindlich für den 28.12.2020 zugesagt war, aber nicht eingelangt ist, muss die bereits geplante und terminisierte Impfaktion bei den Mitarbeitern des Gesundheitsbezirkes momentan auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Derzeit kann noch nicht gesagt werden, wann mit der Lieferung des Impfstoffes gerechnet werden kann. In jedem Fall müssen alle Termine neu vorgemerkt werden (auch die fixierten Termine); der Impfkalender wird erst wieder zu einem späteren Zeitpunkt frei geschaltet.
Wann erneut eine Eintragung vorgenommen werden, wird Ihnen mit einem separaten E-Mail mitgeteilt“.
 
 
…muss die bereits geplante und terminisierte Impfaktion bei den Gesundheitsbezirkes momentan auf unbestimmte Zeit verschoben werden.“
 
Die Schauimpfung hat ihrer Schuldigkeit getan. Dass jene, die wirklich an der Coronafront stehen, weiterhin warten müssen, soll niemand wissen.
Schuld ist wahrscheinlich nur der Schnee.