Gesellschaft | Bozen

Neuer Zufluchtsort für Obdachlose

Das Pfarrheim Bozen öffnet tagsüber seine Tore für bis zu 14 obdachlose Menschen.
Pfarrheim_bozen_tagesstätte
Foto: Ludwig Thalheimer

Auf der Straße lebende Menschen trifft die derzeitige Situation besonders hart. Neben den eisigen Temperaturen und Niederschlägen der Wintermonate, macht ihnen eine langanhaltende Pandemie und deren gesundheitliche Gefahren zu schaffen. Umso wichtiger erschien es Freiwilligen um Caroline von Hohenbühel und Ludwig Thalheimer, wohnungslosen Menschen in der Landeshauptstadt neben nächtlichen Schlafplätzen zusätzlich auch Tagesstätten zur Verfügung zu stellen.

 

Schutz auch tagsüber

 

Nachdem in den vergangenen Wochen trotz der Eröffnung der Winternotschlafstellen im Alimarket-Gebäude und im Palasport nachts weiterhin Menschen auf der Straße blieben, bot seit dieser Woche auch die Messe Bozen 95 Menschen einen Schlafplatz. Tagsüber mussten die Quartiere allerdings geräumt werden, trotz Minusgraden.

Mit 16. Januar beschloss die Leitung des Bozner Pfarrheims, auf Initiative der Südtiroler Zivilgesellschaft, den großen Saal hinter dem Bozner Dom schnell und unbürokratisch als Tagesstätte für obdachlose Menschen zur Verfügung zu stellen. Vorerst für zwei Wochen sind die Tore der Räumlichkeiten für maximal 14 Menschen geöffnet. Ein Dutzend Freiwillige kontrollieren zudem die Einhaltung der Pandemiebestimmungen, stellen Getränke bereit und sind für Fragen verfügbar.

 

Auch an Wohnungslose denken

 

Caroline von Hohenbühel freut sich sehr über das Entgegenkommen und das Vertrauen des Pfarrheims: „Für alle Obdachlosen gilt derzeit so gut wie überall, dass sie draußen bleiben müssen und nirgends reindürfen.“ Die Pandemie zeige die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten wie unter einem Brennglas auf, so die aus Niederösterreich stammende Eppanerin.

Der Fotograf Ludwig Thalheimer, der sich seit Jahren für obdachlose Menschen in Bozen engagiert, ergänzt: „Bei der ersten Welle im vergangenen Frühjahr ist überhaupt nicht an die wohnungslosen Menschen gedacht worden.“ Öffentliche Toiletten seien gesperrt gewesen, viele Beratungs- und Unterstützungsangebote zurückgefahren, Essensausgaben geschlossen und die Menschen verdrängt worden.

 

Die Pandemie mache deutlich, sagen die Freiwilligen der Tagesstätte, dass die Politik an viele Menschen denke, aber auf die von stärkster Armut Betroffenen vergesse. Umso mehr freuen sie sich, den Menschen einen warmen Platz zur Verfügung zu stellen, wo sie sich in ruhiger und angenehmer Atmosphäre tagsüber aufhalten, austauschen und ausruhen können. Die Stimmung sei gut und die Freiwilligen hoffen auf Verlängerung der Nutzung über den Januar hinaus.