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Bulgarischer Verkauf

Alperia hat das Abenteuer in Bulgarien beendet. Zusammen mit den Trentiner Partnern hat der Südtiroler Energiekoloss seine Beteiligung jetzt um 20 Millionen Euro verkauft
Alperia
Foto: Salto.bz
Vor rund eineinhalb Jahren war es noch eine Art Wirtschafskrimi.
Der Bulgarische Unternehmer Zhelyu Ganchev versuchte auf einer Pressekonferenz die Aufmerksamkeit der Südtiroler und Trentiner Öffentlichkeit auf einen vermeintlichen Betrugsfall zu lenken.
Ganchev hatte kurz zuvor 42,08 Prozent der „PVB Power Bulgaria AD“ erworben. Das Bulgarische Energieunternehmen, dass über seine Tochtergesellschaft Vez Svoghe AD fünf Wasserkraftwerke in Bulgarien betreibt, hat seine Hauptaktionäre aber im Trentino-Südtirol. 2003 schließt die Provinz Trient mit der Gemeinde und der Region Sofia ein Abkommen für eine wirtschaftliche, technologische und kulturelle Zusammenarbeit. Eines der Hauptprojekte sollen der Bau und die Führung von neun Wasserkraftwerken auf dem Iskar sein, einem Donauzufluß rund eine Autostunde von der bulgarischen Hauptstadt entfernt. Es geht um ein Investitionsvolumen von über 250 Millionen Euro.
Man gründet 2003 dafür die „PVB Power Bulgaria SPA“. Ideengeber und treibende Kraft ist dabei das Trentiner Familienunternehmen „PVB Group SPA“ Gleichzeitig steigen aber auch die Trentiner Landesenergiegesellschaft „Dolomiti Energia“ und der Energiebetrieb der beiden Städte Bozen und Meran „Etschwerke AG“ ein.
Danach wird es ruhig um das Bulgarien-Geschäft. Sicher ist, die Idee geht nicht so auf wie geplant. Als die PVB-Power in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät wird zuerst ein Teil der Anteile der privaten Unternehmer an die Finanzierungsgesellschaft Finest SPA verkauft. 2011 erwirbt dann Zhelyu Ganchev die verbleibenden 42,09 Prozent an der „PVB Power Bulgaria SPA“.
 
 
Schon damals will ein französischer Konzern das bulgarische Energieunternehmen übernehmen. Zhelyu Ganchev hält hier nicht nur dagegen, sondern er erhebt auch schwere Anschuldigungen gegen die damalige Führung der „PVB Power Bulgaria SPA“. Konkret wirft er den Managern vor rund 40 Millionen Euro in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben.
Dass in Bulgarien nicht alles Gold ist was glänzt, weiß man auch bei der Alperia. Der Südtiroler Energiekoloss hat das „bulgarische Ei“ bei der Fusion von SEL AG und Etschwerke Ag geerbt. Jetzt will man nicht Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit waschen, sondern sich so schnell wie möglich von der Beteiligung trennen.
Alperia AG, Dolomiti Energia Holding Spa und Finest Spa schließen einen Pakt, nur gemeinsam ihre Anteile zu verkaufen. Über ein Jahr lang geht das Tauziehen mit dem Unternehmer Ganchev noch weiter.
Jetzt aber wurde der Verkauf besiegelt. Alperia AG, Dolomiti Energia Holding Spa und Finest Spa haben am 5. März 2021 ihre Beteiligungen (insgesamt 57,92 %) an der „PVB Power Bulgaria AD“ an den französischen Energiekonzern verkauft. Auch Zhelyu Ganchev hat seine 42,08 % des Aktienkapitals an dem Unternehmen abgetreten.
Ich freue mich sehr, dass diese Transaktion, die bereits im Jahr 2019 ihren Anfang genommen hat, nun zur Zufriedenheit aller Beteiligten abgeschlossen werden konnte“, kommentiert Wolfram Sparber, ehemaliger Präsident des Aufsichtsrats der PVB Power Bulgaria AD den Deal.
Der Kaufpreis für die gesamte „PVB Power Bulgaria AD“ liegt bei rund 48 Millionen Euro. Demnach bekommen die drei regionalen Unternehmen rund 20 Millionen Euro.
Vor allem aber hat man in der Alperia ein Ei weniger.
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luigi spagnolli Do., 11.03.2021 - 22:34

Zusammenfassung: die Etschwerke AG hat vor 14 Jahren rund 3 Millionen Euro in Bulgarien investiert. Es handelte sich um eine von den Staaten Bulgarien und Italien politisch gesegneten Iniziative, gerade in der Zeit, in der Bulgarien in der EU angenommen wurde: das heißt, damals waren die Lebenshaltungskosten in Bulgarien wesentlich geringer als bei uns, sie sind aber dann stark gewachsen. Anders gesagt: man konnte in jener Zeit weniger investieren und mehr verdienen. Man muss auch erinnern, dass der Verkauf von einheimischen Know-how in einem anderen Land ein typisches Geschäft der westeuropäischen Unternehmen war und ist - wenn sie Know-how besitzen, wie bei der Etschwerke AG der Fall war -. Hierzulande entstanden dann die bekannten, am meisten von nicht informierten Personen verursachten Polemiken: die Etschwerke und dann Alperia haben auch deshalb in diesem Geschäft nicht geglaubt und keine menschlichen Ressourcen investiert - legitime Entscheidung -, und man ist dazu gekommen, dass das Geschäft verkauft wurde. Geht in Ordnung: ein Unternehmen investiert in Projekte, die dann Einnahmen bringen, und entscheidet, entweder jedes Jahr etwas zu verdienen oder alles auf einmal zu verkaufen.
Wenn die von Christoph Franceschini zitierten Zahlen korrekt sind, ist es jedenfalls offensichtlich, dass die Einnahmen wesentlich höher als die Ausgaben gewesen sind. Und zwar, dass die Investition sich gelohnt hat und die Südtiroler davon profitiert haben, weil Ihre Stromunternehmen Etschwerke AG und dann Alperia damit schwarze Zahlen gemacht haben, die dann hierzulande wirtschaftlich aufgewertet wurden. Es beweist sich somit, dass die damalige Entscheidung der Etschwerke AG - von den damaligen Managern und von den Vertretern der zwei Besitzergemeinden BZ (meine Wenigkeit) und ME - trotz der späteren Polemiken korrekt war. Ich bin froh, auch auf dieser Weise etwas Gutes für die Südtiroler getan zu haben.

Do., 11.03.2021 - 22:34 Permalink