Wirtschaft | Landwirtschaft

1,3 Millionen Euro für Klauber

Im vergangenen Sommer hat Arno Kompatscher versichert, das Land werde die Kosten für die PCR-Tests der Erntehelfer nicht übernehmen. Getan hat man genau das Gegenteil.
Apfelernte
Foto: Othmar Seehauser

24. Juli 2020

 
Am 24. Juli tritt eine Bestimmung in Kraft, die besagt, dass Bürger aus Staaten wie Rumänien und Bulgarien eine 14-tägige Quarantäne einhalten müssen, bevor sie in Italien arbeiten dürfen. Bei der Apfelernte und der Weinlese werden in Südtirol rund 16.000 ausländische Erntehelfer eingesetzt. Der Großteil davon kommt aus diesen Ländern. Der Südtiroler Bauerbund schlägt Alarm: Damit sei Südtirols Ernte in Gefahr.
 

27. Juli 2020

 
RAI Südtirol-Redakteur Hannes Peintner interviewt am Montag, den 27. Juli den Obmann des SBB, Leo Tiefenthaler. Dieser erklärt, dass man eine „Betriebsquarantäne“ für die Erntehelfer anstrebe. Zum anderen wolle man alle Erntehelfer testen. Diese PCR-Tests soll der Sanitätsbetrieb durchführen und auch vollständig bezahlen. Peintner fragt Tiefenthaler, warum der Bauerbund diese Tests - oder wie im Tourismus zumindest einen Teil davon -  nicht selbst zahlt.
Tiefenthalers Antwort: „Also es werden ja PCR-Tests durchgeführt, und die kann die öffentliche Hand, also die Sanitätseinheit übernehmen. Das war auch das Angebot der Sanitätseinheit, die diesbezüglich... Und ich glaube auch, dass es im öffentlichen Interesse ist, dass wir die Erntehelfer flächendeckend testen, um natürlich einen Infektionsherd von vorneherein auszuschließen.
 
 

28. Juli 2020

 
Einen Tag später erklärt der zuständige Landesrat Arnold Schuler (von Beruf Bauer und damit selbst betroffen) im RAI-Morgentelefon, dass er die Idee der Betriebsquarantäne für eine gute Idee halten, dass man in der Landesregierung aber anstrebe, dass die Erntehelfer den Test bereits in ihrem Herkunftsland machen und mit einem negativen Ergebnis nach Südtirol kommen.
Schuler erklärt, dass im Tourismusbereich serologische Tests mitfinanziert wurden, die aber nur einen Bruchteil der PCR-Tests kosten. Der Landesrat für Landwirtschaft schließt auf Nachfrage kategorisch aus, dass das Land die Kosten - rund 1,5 Millionen Euro - für die Tests übernehmen wird. Der Landesrat: „In diesem Fall muss jeder Einzelne auch mit seinen Arbeitern vereinbaren, wer die Kosten für diese Tests trägt“. Schuler sagt auch, dass ein PCR-Test in Rumänien etwa 70 Euro kostet.
 

28. Juli 2020

 
Noch am selben Tag sagt Gesundheitslandesrat Thomas Widmann genau das Gegenteil. Widmann (von Beruf Nebenerwerbsbauer und damit selbst betroffen) bestätigt die Übernahme der Kosten der Corona-Tests von Erntehelfern aus dem Ausland durch das Südtiroler Gesundheitswesen.
Wenn es um die Gesundheit der lokalen Bevölkerung geht, dann finde ich, ist es richtig, dass eben auch die öffentliche Gesundheit dafür sorgt, dass diese Leute getestet werden. Sonst würde vielleicht ein Erntehelfer sagen, ich habe keine Lust, das Geld auszugeben“, sagt Widmann, der sechs Jahre lang Direktor des Südtiroler Bauernbundes war, zu Rai Südtirol.
 

29. Juli 2020

 
Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht ein Machtwort. Kompatscher erklärt unmissverständlich, dass die öffentliche Hand auf keinen Fall die Kosten für die Tests übernehme.
Jetzt echauffiert sich Leo Tiefenthaler öffentlich über die „Falschmeldung“ von RAI-Südtirol. Tiefenthalers Argumentation: Der Bauernbund habe nie die Bezahlung der Test eingefordert, sondern das Angebot kam vom Südtiroler Sanitätsbetrieb.
 
 
Bauernbunddirektor Siegfried Rinner legt wenige Tage später in einem Gastkommentar (Rubrik: Meine Meinung) in der Tageszeitung Dolomiten noch einmal ordentlich nach. Unter dem Titel „Die Verantwortung der Medien“ erklärt Rinner noch einmal: „Der Bauernbund hat nie kostenlose Tests verlangt; das war eine glatte Falschmeldung der RAI, die wieder einmal Neid und Streit schürt, anstatt objektiv zu berichten.
 

12. Oktober 2020

 
Die Landtagsabgeordneten Franz Ploner, Peter Faistnauer, Paul Köllensperger, Alex Ploner und Maria Elisabeth Rieder stellen eine Anfrage im Landtag. In der Anfrage mit dem Titel „Positiv getestete Erntehelfer – wer trägt die Kosten“ werden mehrere einfache Fragen gestellt:
 
Wie viele PCR-Tests mussten für die Erntehelfer aus dem Ausland durchgeführt werden? Wie viele wurden positiv getestet? Wer übernimmt die Kosten der insgesamt zwei bis drei PCR-Testungen? Ersuchen um genaue Auflistungen der Kostenträger?
 

29. Dezember 2020

 
Landesrat Thomas Widmann antwortet auf die Anfrage des Team K:
 
„Bis zum 12/10/2020 sind bei 5.845 Erntehelfern 12.123 Tests durchgeführt worden, davon sind 191 Erntehelfer positiv getestet worden. Die Tests wurden von der öffentlichen Hand bezahlt, mit Ausnahme jener, die im Herkunftsland der Erntehelfer bzw. bei privaten Anbietern durchgeführt wurden.“
 

4. Jänner 2021

 
Franz Ploner fragt nochmals nach.
Der Team K-Landtagsabgeordnete reicht eine zweite Landtagsanfrage ein. Im Vorspann der Anfrage heißt es: „In dem Antwortschreiben vom 29.12.2020 zur Landtagsanfrage Nr.1138/20 bleiben einige wesentliche Fragen unbeantwortet.“ Ploner fragt deshalb nochmals nach: „Wir hoch waren die Kosten der 12.123 PCR-Tests? Ersuche um Auflistung der Kosten (Euro) und der Kostenstelle, die diese zu bezahlen hatte?“
 

 9. März 2021

 
„Sehr geehrte Landtagsabgeordnete, in Bezug auf Ihre Landtagsanfrage teile ich ihnen laut Auskunft des Südtiroler Sanitätsbetriebes folgendes mit“, schriebt Gesundheitslandesrat Thomas Widmann in seiner Antwort.
Und weiter:
 
„Die durchschnittlichen Kosten für einen PCR-Test belaufen sich auf 110€ (Kosten Test Kits und Labor). Diese Kosten wurden vom Südtiroler Sanitätsbetrieb getragen, zumal Erntehelfer in Südtirol gemeldet sind, ihre Abgaben zahlen und folglich auch in den Genuss der notwendigen Gesundheitsleistungen kommen“
 
 
Still und leise hat man damit 1,3 Millionen Euro ausgegeben, damit der Bauernbund zu dem kommt, was er von Anfang an wollte.
Und die Öffentlichkeit? Die kann man ja so leicht an der Nase herumführen.