Umwelt | Gastkommentar von Elisabeth Locher

Bist Du Dir sicher, dass Du Kunstpelz trägst?

Elisabeth Locher vom Ökoinstitut beantwortet Fragen, auf die viele achselzuckend reagieren. Bist Du Dir sicher, dass Du Kunstpelz trägst? Diese Frage stellte ich in den letzten Wochen mehreren SüdtirolerInnen. Die Antwort war meistens die selbe: ähm, boh... ich denke schon!

Doch leider ist das nicht der Fall. Eine neue Welle von Echthaarpelzen, erdrosselte, vergaste,erschlagene oder abgestochene Katzen und Hunde, als Fellkragen, Bommel an Mützen, an Winterstiefeln oder in Dekofiguren, überschwemmen den Markt. Man fühlt sich zurückversetzt in die achtziger Jahre wo damals unsere Eltern gegen Nerzpelzmäntel demonstrierten. Nun stehen wir wieder an der selben Stelle, oder noch schlimmer. Denn ein echtes Hundefell aus China ist billiger in der Produktion als ein gut gemachter Kunstpelz.

Trotz des EU-Importverbots vom 1.1.2009 gelangen immer noch (bewusst falsch etikettierte) Hunde- und Katzenfelle nach Europa und werden z.B. als Kunstpelz verkauft. So kann es also passieren, dass man einen Mantel mit Fellkragen kauft, in dessen Label "100 Prozent Polyester" steht, es sich aber um einen echten Fellkragen handelt. Es fehlt eine Kennzeichnungspflicht, nach der Echtpelzprodukte mit Tierart und Herkunft deklariert werden müssen, wie es zum Beispiel in der Schweiz seit März 2013 der Fall ist. Bisher fehlen Angaben teils komplett, teils werden sie mit Fantasienamen umgangen: Loup d’Asie, Gaewolf, Bio-Wolf, Corsac Fox stehen zum Beispiel für Hundefelle/-leder. Lipi, Maopee und Goyangi werden Katzenfelle bzw –leder genannt.

Neben der Verbrauchertäuschung sind die Produktionsbedingungen der chinesischen Hunde- und Katzenfelle ein großes Problem. Zusammengepfercht auf engstem Raum, vegetieren die Tiere bis zur Schlachtung vor sich hin. Die Hunde und Katzen werden unter schlimmsten Bedingungen gehalten, bis sie erdrosselt, vergast, erschlagen oder abgestochen werden. Um das Fell nicht zu beschädigen, wird z.B. ein Stich in die Leiste gesetzt, um das Tier auszubluten. Manchmal ist es daher noch nicht tot, wenn die Häutung beginnt. Video: (Vorsicht sehr verstörende Bilder).

Es sollte jeder einen gewissen Spürsinn entwickeln, echten von unechtem Pelz unterscheiden zu können. Viele Geschäfte bieten  Echtpelz an, ohne es zu wissen, denn die meisten Kleidungsstücke sind nicht gekennzeichnet.

1) Mach den Strukturtest

Tierfelle sind meist aus mehreren Schichten unterschiedlich strukturierter Haare zusammengesetzt. Leicht gekräuseltes, feines Haar bildet die „Unterwolle“ aus der die längeren Haare herausstehen.
Die Struktur der Kunstfelle ist einfacher und einzeln stehende Haare sind meist genau gleich lang und haben meist die gleiche Färbung. Echtpelz ist insgesamt etwas lockerer und beweglicher als Kunstfell.

2) Mach den Feuerzeugtest

Zupfe ein paar Haare vorsichtig aus dem Pelz heraus und zünde sie an. Echthaar verbrennt genauso wie menschliches Haar und riecht auch dementsprechend, während Kunsthaar wie Plastik schmilzt und auch nach verbranntem Plastik riecht.

3) Mach den Ledertest

Echtpelz wird meist mitsamt Leder gewonnen und verarbeitet. Kommt am Ansatz des Pelzes beim Auseinanderziehen der Haare Leder zum Vorschein, so handelt es sich um echten Pelz. Ist die Basis aus (Kunst-) Stoff, so handelt es sich um Webpelz, dieser kann ebenfalls echt sein.

Mit der Kampagne „Kunstpelz ist ECHT“ will die Initiative von Tierschutzorganisationen mit der gleichnamigen Website und Facebook-Seite den Verbraucher aufklären und den Pelzhandel anhand der dadurch sinkenden Nachfrage stoppen. Die Mehrheit der Verbraucher mögen Hund oder Katze lieber lebendig auf der Couch als tot am Kragen. Vielleicht verschwindet der Kaufreiz, wenn auf dem Etikett "Tierart: Hund. Herkunft: China. Art der Haltung: Käfig." steht.

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gorgias Sa., 25.01.2014 - 18:58

Ich finde man sollte von den Pelz von toten Haustieren wiederverwerten und nicht wegschmeissen. Auch die ganzen steunenden Hunde und Katzen die man einschläfert - oder von mir aus auch erschlägt sollte man verwerten. Als Pelz und das Fleisch kann man gut in Hunde- und Katzenfutter verwerten.
Also Echtpelz vom Hund und Katz ist sicher mehr Öko als Kunstpelz!

Sa., 25.01.2014 - 18:58 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 26.01.2014 - 11:54

Antwort auf von gorgias

Könnte man ja auch tote Menschen zu Leim oder Seife verarbeiten, hat man vor einigen Jahrzehnten auch gemacht... Da würden wir uns auch den Platz für Friedhöfe sparen und Platz schaffen um dort Lebensmittel zu produzieren, und man denke nur an wie viele Bäume jährlich gefällt werden nur um Särge zu produzieren...
Wer wirklich ökologisch und nachhaltig denken will, sollte sich auch Gedanken um Respekt für Lebewesen und Notwendigkeit von Schlachtungen machen. Nicht dass ich gegen jede art von Zucht und Tiernutzung bin, im gegenteil ich finde artgerechte Tierhaltung ethisch für durchaus haltbar, aber eben wenn es einen vertretbaren Zweck dient.

So., 26.01.2014 - 11:54 Permalink
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gorgias So., 26.01.2014 - 17:03

Antwort auf von gorgias

und wenn Menschen Tiere an Tiere verfüttern ist das pervers? Tote Pferde werden schon jetzt zu Hundefutter verarbeitet. Wo ist denn hier das Problem?
Dass Menschen aus biologischer Sicht Tiere sind ist für mich trotzem kein Problem zwischen der Spezies Mensch und dem Rest der Tierwelt andere moralische und sittliche Maßstäbe anzuwenden. Ich bin Humanist und kein misanthropischer "Tierfreund".

So., 26.01.2014 - 17:03 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 26.01.2014 - 22:30

Antwort auf von gorgias

Es geht ja nicht darum dass Tiere Tiere essen, sondern welche Tiere der Mensch an seine Haustiere verfüttert. In dem Moment wo ein Tier zum Haustier wird und die Menschen des Hauses mit diesem Tier eine emotionale Bindung eingehen, dann kann es nicht mit allen anderen Tieren auf dieser Welt verglichen werden.

So., 26.01.2014 - 22:30 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 26.01.2014 - 23:00

Antwort auf von gorgias

"Ich finde man sollte von den Pelz von toten Haustieren wiederverwerten und nicht wegschmeissen". Weiterhin "Auch die ganzen steunenden Hunde und Katzen..."
Also mir scheint diese Formulierung nicht für sehr viele Interpretationsmöglichkeiten offen.
Um der Versorgung des Tierkadavers (was immer du damit meinst) geht es hier nicht.

So., 26.01.2014 - 23:00 Permalink
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gorgias So., 26.01.2014 - 23:39

Antwort auf von gorgias

Wenn man ein Tier entsorgt, dann kann es ja weiterverarbeitet werden. Wer hat denn heute schon selbst Hennen, denen er eigenhändig den Hals umdreht? Ich habe nicht gemeint dass man selbst an Tierkadavern noch herummetzgern soll. Das geht ja nicht aus hygienischen gründen. Aber die Nachverwertung durch dritte ist eine andere Sache.

So., 26.01.2014 - 23:39 Permalink
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Benno Kusstatscher Mo., 27.01.2014 - 00:09

Antwort auf von gorgias

Wenn ich mein liebes Kaninchen und somit Haustier Flocki zu Ostern auf den Teller lege, ist das ok, solange ich mir nicht erdreiste aus seinem Fell einen Kragen zu machen, oder den Hund den Knochen abnagen zu lassen? Ab wann ist ein Nutztier ein untouchable Haustier? Ist ein Bauer "pervers", nur weil er zum Milchkalb Gabi eine "emotionale Bindung" aufgebaut hatte? Demnächst darf man das Gras nicht mehr schneiden, wenn man ihm beim Wachsen zugeschaut hatte.

Mo., 27.01.2014 - 00:09 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Mo., 27.01.2014 - 09:41

Antwort auf von gorgias

Unter Haustiere verstehe ich in der Regel einen Hund oder eine Katze. Natürlich kann es dann auch Leute geben die Schweine, Paviane oder sonst was als Haustier halten. Was der Bauer auf den Hof macht ist wiederum was anderes, da es sich um Nutztiere handelt (die von euch genannten Hasen und Hennen), die er sicher gut behandelt und auch gerne mag, aber mit denen er nicht so verbunden ist wie mit seinem Hund. Natürlich kann dann jemand auch mit einen Nutztier eine tiefere Verbindung eingehen wie mit einem Hund, dieser Mensch wird aber dieses Tier, in der Regel, nicht essen oder anders verwerten wollen. Es kann dann auch Menschen geben die dies tun wollen, aber es (und das scheint mir dein Standpunkt gorgias zu sein) kann nicht als Verschwendung angesehen werden wenn man es nicht tut.

Mo., 27.01.2014 - 09:41 Permalink
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Benno Kusstatscher Sa., 25.01.2014 - 19:20

Zeigt der Feuerzeugtest, ob es sich um artgerechte Schlachtung handelt? Wie gorgias finde ich auch nichts prinzipiell Schlimmes an einem Katzenkragen, aber dass bei industrieller Verarbeitung von Tieren oft etwas schiefläuft, leuchtet ein. Die Kampagne sollte etwas präziser sein, wogegen sie jetzt ist. Es verlangt ja auch niemand ernsthaft ein Baumwoll-T-Shirt-Verbot, sondern Produktionsstätten in nicht einsturzgefährdeten Häusern.

Sa., 25.01.2014 - 19:20 Permalink
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gorgias So., 26.01.2014 - 17:04

Tiere zu töten um sie zu essen oder sie weiterzuverarbeiten?
Was ist mit einem Ledergürtel und einer Lederbrieftasche, ist das auch verwerflich?

So., 26.01.2014 - 17:04 Permalink
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Nord licht -r So., 26.01.2014 - 18:21

pelzkappe, fellkragen, angorawolle...ja sogar daunen für füllung von decken und jacken, sogar die seidenproduktion stehen im kreuzfeuer der kritik. vgl http://www.peta.de/web/auf_daunen_und.181.html. die massenproduktion in billiganbieterländer und falschdeklaration schafft das problem, das dem mündigen bürger die wahlmöglichkeit nimmt. regionale eigenproduzierte artikel einkaufen ist dann eben vielen wieder zu teuer, wäre auf dauer aber nachhaltiger.

So., 26.01.2014 - 18:21 Permalink
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Mensch Ärgerdi… So., 26.01.2014 - 23:16

Wie sich manche drehen und wenden um stur auf manche Standpunkte zu verharren ;-) Da muss ich eben weiterbohren. Wenn ich mal wütend werde, dann schreibe ich mal ein Stück über wie mich die Leute gefälligst zu nennen haben =D Das nimmst du mir aber jetzt nicht übel, oder? Sonst nehme ich diesen Kommentar gleich wieder zurück.

So., 26.01.2014 - 23:16 Permalink
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Elisabeth Locher Mo., 27.01.2014 - 20:14

"Be the change you want to see in the world"
Deshalb würde ich auch keinen geschenkten Pelzmantel tragen. Wie du selbst sagst, weiß niemand ob dein Pelzmantel gekauft oder geschenkt ist. Ich denke seine Prinzipien sollte man auch nach außen tragen. Etwas vorzuleben ist der wirkungsvollste - und auch glaubwürdigste - Weg Dinge zu ändern.

Mo., 27.01.2014 - 20:14 Permalink